Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
hatten ihn einfach ziehen lassen. Der Tag, an dem wir Val verloren hatten, hatte uns fürs Leben gezeichnet. Mom und Val gab es nicht mehr, und sie würden auch nie mehr zurückkommen. Aber wir waren hier. Ich wollte nicht den Rest meines Lebens mit dem Wissen verbringen, dass mein Vater da draußen irgendwo allein war. Das hätte meine Mom nicht gewollt. Sie hatte nie gewollt, dass er allein war. Sie hatte ihn bis zu ihrem letzten Atemzug geliebt. Val würde es auch nicht wollen. Sie war ein Papakind gewesen.
Ich stand auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Die ungeweinten Tränen begannen langsam über seine Wangen zu rinnen. Er war nur noch die Hülle des Mannes von einst, aber er war mein Dad. Ein Schluchzen entfuhr mir, und ich warf mich in seine Arme. Als er sie um mich schlang und mich an sich zog, ließ ich meinem ganzen Schmerz freien Lauf. Ich weinte um das Leben, das wir verloren hatten. Ich weinte um ihn, weil er nicht stark genug war, und ich weinte um mich, weil das an der Zeit war.
A ls ich die Haustür aufschloss und eintrat, war es im Haus dunkel und still. Würde Blaire wirklich alle Lampen ausgeschaltet haben, wenn sie hier allein war? Nachdem ich mit Nan gesprochen hatte, war ich so darauf fixiert gewesen, zu ihr zu kommen, dass ich überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte, dass sie mich verlassen haben könnte. Hatte sie das etwa?
Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte ich die Treppe hinauf. Kaum oben, verfiel ich ins Rennen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Sie konnte nicht weg sein. Ich hatte ihr doch gesagt, dass ich sie liebte! Dass ich nach Hause käme. Sie musste da sein. Ich musste ihr alles erzählen. Ich musste ihr erzählen, dass ich mich an ihre Mom erinnerte. Und an diese Micky-Maus-Pfannkuchen. Ich musste ihr sagen, dass ich der Mann sein würde, den sie brauchte. Verdammt, ich würde der allerbeste Vater der Welt sein!
Ich riss die Tür auf, die zu meinem Raum führte, und schoss die Treppen hinauf. Gott, bitte mach, dass sie da ist! Bitte lass sie da sein! Das Bett war leer. Nein. NEIN ! Mit den Augen suchte ich das Zimmer nach ihren Sachen ab. Nach etwas, das mir sagte, dass sie noch da war. Sie konnte mich nicht verlassen haben. Ich würde ihr hinterherjagen. Und dann vor ihr zu Kreuze kriechen. Ich würde nicht lockerlassen, bis sie sich entschied, mir zu verzeihen.
»Rush?« Ihre Stimme zerriss die Stille und das Hämmern in meinem Kopf, und ich wirbelte herum und entdeckte sie auf dem Sofa. Ihr Haar war völlig zerzaust, und ihr verschlafenes Gesicht war vollkommen.
»Du bist da.« Ich fiel vor ihr auf die Knie und legte den Kopf in ihren Schoß. Sie hatte mich nicht verlassen.
Sie strich mir durchs Haar. »Ja, ich bin da«, erwiderte sie mit unsicherer Stimme. Ich flößte ihr Angst ein, aber ich brauchte eine Minute, um mich zu vergewissern, dass ich mich in der Realität befand. Ich hatte die Sache also nicht völlig vergeigt. Ich wollte nicht wie ihr Vater sein. So wie dieser verlorene Mann, den ich im Krankenhaus erlebt hatte, wollte ich nicht werden. Und mir war klar, ohne Blaire würde ich genau so enden.
»Alles okay mit dir?«, fragte sie.
Ich nickte, behielt den Kopf aber in ihrem Schoß. Sie versuchte weiterhin, mich zu beruhigen, indem sie mir über den Kopf strich. Als ich mir sicher war, dass ich mit ihr sprechen konnte, ohne völlig die Fassung zu verlieren, hob ich den Kopf und sah sie an.
»Ich liebe dich!« Ich sagte es mit solch einer Heftigkeit, dass es fast schon klang, als würde ich fluchen.
Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich weiß, und es ist okay. Ich verstehe schon. Keine Angst, ich werde dich nicht vor die Wahl stellen. Ich möchte einfach nur, dass du glücklich bist. Du verdienst es, glücklich zu sein. Ich hatte viel Zeit, über alles nachzudenken, und ich werde schon zurechtkommen. Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich bin stark. Ich schaffe das auch allein.«
Ich konnte ihr nicht folgen. Was wollte sie allein schaffen? »Hä?«, fragte ich und ließ mir ihre Worte noch mal durch den Kopf gehen.
»Ich habe heute mit meinem Dad gesprochen. Ich weiß alles. Es ist schwer zu verstehen, aber insgesamt ergibt jetzt alles mehr Sinn.«
Abe war hierhergekommen? Und hatte ihr alles erzählt? Sie wusste also Bescheid … aber das, was sie sagte, ergab für mich nun keinen Sinn.
»Baby, vielleicht liegt’s ja daran, dass ich in den letzten acht Tagen kaum geschlafen habe oder dass ich so verdammt
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