Rush of Love - Erlöst: Roman (German Edition)
Baby! Wie krass war das denn? Mir wäre nicht im Traum eingefallen, dass ich so was je zu Gesicht bekäme. Rush als Vater – eigentlich der Witz schlechthin! Klar, Nan hatte er schon immer die Eltern ersetzt, aber das hier war was anderes. Das hier war ein echtes Baby! Sein Baby!
Ich stand an der Bar und beobachtete ihn, wie er jedem, der nicht schnell genug vorbeiging, das Foto unter die Nase hielt. Er und Blaire hatten so eine spezielle Untersuchung machen lassen, wo man das Baby im Bauch sehen kann. Nun war Rush mit Bildern seines Kindes ausgestattet und zeigte sie der ganzen Welt. Wer hätte gedacht, dass eine Frau eine so weiche Seite in ihm hervorrufen könnte. Nicht, dass ich was dagegen hatte. Der neue Rush gefiel mir. Wirklich. Jetzt hatte er etwas, wofür es sich zu leben lohnte.
Ich musste mich dringend mal verdrücken und eine rauchen. Ich war völlig mit den Nerven fertig. In den letzten beiden Tagen hatte ich Nan zweimal angerufen, und noch immer hatte sie sich nicht zurückgemeldet. Seit ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus war sie so anders drauf. Überhaupt war alles anders. Und wenn sie so weitermachte, dann würde ich sie ausfindig machen müssen.
»Was ist dir denn über die Leber gelaufen?«, fragte Blaire, die sich neben mich gesellt hatte. Sie zog die Wörter immer so in die Länge, dass sie entweder wie eine coole Südstaatenbraut rüberkam oder wie eine, die einen mit ihrem Gesäusel zu etwas Unanständigem überreden wollte.
Ich verdrängte die Gedanken an Nan mit aller Macht. Damit würde ich mich später befassen. Heute Abend standen mein Bruder, seine Verlobte und das Kind, das in ein paar Monaten zur Welt kommen würde, im Mittelpunkt. »Sorry, aber ich brauche dringend eine Fluppe. Das sieht man mir an, schätze ich«, flüsterte ich. Blaire kannte mein Geheimnis. Und sie wusste auch, dass es Rush überhaupt nicht leiden konnte, dass ich rauchte, weshalb ich es ihm verheimlichte. Blaire zog die Stirn kraus, schimpfte aber nicht mit mir.
»Der ist ja völlig hin und weg von diesem Baby. Es ist so lustig, ihm zuzuschauen!«, sagte ich und nickte mit dem Kopf zu Rush, der gerade stolz verkündete, dass sein Sohn während der Ultraschalluntersuchung mit den Füßen gestrampelt habe.
»Ich hätte das nie von ihm gedacht … also, dass er so reagieren würde. Wenn ich ihn nicht schon mit Haut und Haaren geliebt hätte, würde ich es spätestens jetzt«, sagte Blaire mit verträumtem Blick.
»Habe gehört, ihr heiratet schon in knapp zwei Wochen und nicht erst in einigen Monaten. Aufregende Sache!« Noch so was, das mich umhaute. Rush als völlig hingerissener Daddy war eine Sache, aber Rush als verheirater Mann eine völlig andere. Dieses Mädchen hatte es ihm wirklich schwer angetan.
»Ich will in meinem Hochzeitskleid eben nicht wie eine Tonne aussehen. Nicht, dass es sich Rush noch anders überlegt, wenn ich zum Altar watschle.« Der scherzende Ton kaschierte echte Angst. Ich merkte es daran, wie ihre Stimme stockte.
Ich ließ meinen Blick von Rush zu ihr wandern. »Ich hoffe, du scherzt. Schließlich könnte Rush nichts dazu bringen, sich von dir abzuwenden. Das musst du einfach wissen. Er hat sich für dich entschieden. Als er sich entscheiden musste, da hat er sich für dich entschieden. Ich bin stolz auf ihn, dass er einmal an sich selbst gedacht und sich das genommen hat, was er wollte. Du tust ihm wirklich gut, Blaire. Er hatte noch nie jemanden, dem er so wichtig war wie dir. Ich meine … ich liebe ihn, er ist mein Bruder … du weißt schon, aber das lässt sich ja nicht vergleichen.«
In ihren Augen standen Tränen, und sie schniefte. Das hatte ich nicht gewollt. Ich war doch nur ehrlich gewesen. Der Bursche brauchte sie wie die Luft zum Atmen. Bislang hatte sein Leben nur darin bestanden, für alle anderen verfügbar zu sein und seine unberechenbare Mutter in Schach zu halten. Mit Blaire war er einfach glücklich. Ich freute mich für ihn. Ehrlich.
»Nicht weinen. Bitte! Denk an mich und daran, was Rush mit mir anstellt, wenn er sieht, dass ich dich zum Weinen gebracht habe«, bat ich sie und drückte ihre Hand.
Sie lachte auf, schniefte dann wieder und wischte sich die Träne weg, die ihr die Wange heruntergelaufen war. »Das sind Glückstränen. Die kommen in letzter Zeit immerzu. Das liegt an den Schwangerschaftshormonen.«
Blaire ließ den Blick von mir wieder zu Rush wandern. Als ihre Augen belustigt aufblitzten, folgte ich ihrem Blick. Jimmy, der im Klub
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