Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Knackige weiße Shorts und Poloshirts. Das ist die typische Kluft.«
Zum Glück war es dunkel. Ich lief garantiert rot an.
»Da scheffelst du doch sicher ganz schön Kleingeld, oder?«, fragte er in amüsiertem Ton.
Ich hatte mit Trinkgeldern in zwei Tagen fünfhundert Dollar zusammenbekommen. Vielleicht war das für ihn nicht viel Geld, für mich aber schon.
Folglich zuckte ich die Achseln. »Du kannst dich auf jeden Fall freuen, denn ich bin wahrscheinlich schon vor Ablauf eines Monats hier wieder weg.«
Er antwortete nicht gleich. Ich ging dann wohl besser mal duschen. Gerade wollte ich mich verabschieden, als er sich direkt vor mich stellte. »Vermutlich sollte ich das. Mich freuen, meine ich. Sehr sogar. Aber das ist nicht der Fall. Ich freue mich nicht, Blaire.« Er hielt inne, beugte sich zu mir herunter und flüsterte: »Wieso wohl?«
Schlagartig bekam ich weiche Knie und hätte mich am liebsten an ihm festgehalten, um nicht vor ihm niederzusinken. Doch ich konnte gerade noch widerstehen.
»Blaire, halte dich fern von mir. Bloß keine zu große Nähe. Der gestrige Abend …« Er schluckte laut. »Der gestrige Abend verfolgt mich. Das Wissen, dass du zugesehen hast. Das treibt mich in den Wahnsinn. Deshalb: Abstand. Bitte.« Er drehte sich um und lief zum Haus zurück, während ich alle Mühe hatte, nicht zu einer Pfütze auf dem Strand dahinzuschmelzen.
Was hatte er damit gemeint? Woher hatte er gewusst, dass ich sie beobachtet hatte? Als ich sah, dass sich die Tür öffnete und hinter ihm schloss, ging ich zum Haus zurück und duschte. Seine Worte gingen mir die ganze Nacht nicht aus dem Kopf und hielten mich vom Schlafen ab.
D a wir ja nun mal unter einem Dach wohnten, war es gar nicht so einfach, sich von Rush fernzuhalten. Selbst wenn er sich um Abstand bemühte, liefen wir uns trotzdem noch oft genug über den Weg. Dabei mied er Augenkontakt, was mich verwirrenderweise nur noch mehr zu ihm hinzog.
Als ich zwei Tage nach unserem Strandgespräch morgens in die Küche kam, – in meinem Zimmer hatte ich bereits ein Erdnussbutter-Sandwich gefrühstückt –, saß dort zu meiner Überraschung eine halbnackte Frau, die selbst mit ihren völlig zerzausten Haaren noch attraktiv aussah. Solche Frauen hasste ich.
Sie drehte sich zu mir um, und ihre Miene wechselte ziemlich schnell von überrascht zu angewidert. Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Kommst du etwa gerade aus der Speisekammer?«, fragte sie und klimperte mit den Wimpern.
»Richtig. Und kommst du etwa gerade aus Rushs Bett?« Es war mir herausgerutscht, ehe ich es verhindern konnte. Dabei hatte mir Rush eingetrichtert, dass mich sein Sexleben nichts anging! Ich hätte also besser den Mund gehalten.
Die junge Frau hob beide ihrer perfekt gezupften Augenbrauen und verzog ihren Mund dann zu einem belustigten Grinsen. »Nein. Auch wenn ich nicht allzu viel dagegen hätte … Aber bitte verrate Grant das nicht.« Sie wedelte mit der Hand, als wolle sie eine Fliege verjagen. »Na ja. Wahrscheinlich weiß er es insgeheim sowieso.«
Ich war verwirrt. »Du kommst also gerade aus Grants Bett?« Sofort war mir klar, dass mich auch das nichts anging. Aber da Grant hier nicht wohnte, war ich neugierig.
Das Mädchen fuhr sich mit der Hand durch den wirren Haarschopf und seufzte. »Japp. Oder zumindest aus seinem alten Bett.«
»Seinem alten Bett?«, wiederholte ich.
Eine Bewegung an der Tür erregte meine Aufmerksamkeit. Ich drehte mich um und fing Rushs Blick auf. Er beobachtete mich schmunzelnd. Na super! Er hatte mich dabei ertappt, wie ich mal wieder meine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckte. Aber vielleicht hatte er ja gar nichts mitbekommen? Doch das wissende Funkeln in seinen Augen verriet mir, dass ich mir da keine Hoffnungen zu machen brauchte.
»Bitte lass dich durch mich nicht stören, Blaire. Mach nur weiter mit deinem Verhör. Das stört bestimmt auch sonst keinen – weder Grant noch seinen Gast«, sagte Rush in dem für ihn typisch stichelnden Tonfall. Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Türrahmen, als würde er es sich bequem machen wollen.
Schuldbewusst ging ich zum Mülleimer, streifte die Brotkrümel von den Fingern und überlegte, wie ich mich aus der Affäre ziehen konnte. Rush sollte nicht merken, wie interessiert ich an ihm war. Etwas, das er nicht wollte.
»Guten Morgen Rush, danke, dass wir bei dir pennen durften. Wir hatten definitiv zu viel getrunken, als dass wir noch nach
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