Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Ich erhob mich und ging zum Wasser. Es war heiß, und ich musste dringend auf andere Gedanken kommen. Jedes Mal, wenn ich in seiner Gegenwart meinen Schutzschild ein wenig herunterließ, erinnerte er mich daran, wieso ich ihn besser oben behielt. Ein komischer Typ. Sehr sexy, umwerfend, aber merkwürdig.
I ch saß auf meinem Bett und lauschte dem Gelächter und der Musik im Haus. Den ganzen Tag war ich unschlüssig gewesen, ob ich auf die Party gehen sollte oder nicht. Als ich mich schließlich entschlossen hatte zu gehen, hatte ich das einzige hübsche Kleid angezogen, das ich besaß. Es war ein rotes Chiffonkleid, das eng um Brust und Hüften saß und dann in einer Art kurzem Baby-Doll-Schnitt bis etwa zur Oberschenkelmitte reichte. Ich hatte es mir für den Abschlussball der Highschool gekauft, zu dem mich Cain eingeladen hatte. Doch dann hatte man ihn zum Prom-König nominiert und Grace Anne Henry zur Prom-Königin. Sie hatte ihn auf den Ball begleiten wollen, und er hatte mich gefragt, ob mir das etwas ausmachen würde. Ihre Chancen auf einen Sieg stünden gut, und er fände es besser, wenn sie zusammen dort wären. Dass ich verletzt war, ließ ich mir natürlich nicht anmerken, gab die Verständnisvolle und hängte mein Kleid in den Schrank zurück. Ich lieh zwei romantische Komödien in der Videothek aus und machte Brownies. Am Abend saßen Mom und ich vor dem Fernseher, stopften uns mit Kuchen voll und verdrückten ein paar Tränen dabei. Wenn ich mich recht erinnere, war das eines der letzten Male, wo es Mom von der Chemo nicht so übel war, dass sie die Brownies noch richtig genießen konnte.
Und heute Abend hatte ich das Kleid aus meinem Koffer gezogen. Wenn ich es mir so betrachtete, war es ein ziemlich schlichtes Kleid eigentlich, das für die Verhältnisse der Leute hier sicherlich nicht teuer war. Ich warf einen Blick auf die silbernen High Heels, die meine Mutter nur zu ihrer Hochzeit getragen und danach sorgfältig in einer Schachtel aufbewahrt hatte. Diese Schuhe waren für mich immer etwas Besonderes gewesen.
Das Risiko war groß, dass ich damit auf die Nase fallen würde. Ich gehörte nun mal einfach nicht dazu. Andererseits war das auf der Highschool auch nicht anders. Mein Leben war ein einziger peinlicher Augenblick. Ich musste lernen, mich zu integrieren. Musste dem unbeholfenen Mädchen, das man in der Highschool links liegen gelassen hatte, auf die Sprünge helfen.
Ich stand auf und strich die Falten an meinem Kleid glatt, die entstanden waren, als ich dagesessen und darüber nachgegrübelt hatte, ob es klug war, auf die Party zu gehen, oder nicht. Ich würde jetzt da rausgehen. Mir vielleicht einen Drink besorgen und schauen, ob sich irgendjemand mit mir unterhielt. Wenn alles schieflief, konnte ich ja immer noch in mein Zimmer zurück, meinen Pyjama anziehen und mich ins Bett kuscheln. Aber versuchen musste ich es. Basta.
Zum Glück war niemand in der Küche. Es wäre eher schwierig zu erklären gewesen, warum ich aus der Speisekammer kam. So brauchte ich mich wenigstens nicht über den Grund dafür auszulassen. Aus dem Wohnzimmer drang Grants Gelächter herüber, er schien sich dort prächtig zu amüsieren. Sicher würde er so nett sein, sich um mich zu kümmern und mir die erste Schwellenangst zu nehmen. Ich holte tief Luft und ging durch den Flur ins mit weißen Rosen und silbernen Bändern dekorierte Foyer. In diesem Moment ging die Haustür auf, und Woods kam herein. O nein! Er ließ den Blick genüsslich an mir herabgleiten. Mir wurde ziemlich warm im Gesicht.
»Blaire«, sagte er, als sein Blick endlich wieder in meinem Gesicht angekommen war. »Ich hätte nie gedacht, dass du noch sexier aussehen kannst als auf dem Golfplatz. Da habe ich mich doch glatt geirrt!«
Hinter Woods tauchte der Typ mit den blonden Locken und den blauen Augen auf und lächelte mich an. Seinen Namen hatte ich nicht mehr im Kopf. Oder hatte er ihn mir noch gar nicht genannt? »Wow, du siehst ja heiß aus!«, meinte er anerkennend.
»Danke«, brachte ich krächzend heraus. Schon wieder benahm ich mich linkisch. Das musste anders werden! Ich wollte doch endlich dazugehören.
»Hatte gar nicht gewusst, dass Rush wieder mit dem Golfspielen angefangen hat«, erklärte Woods. »Oder bist du mit jemand anderem da?« Verdattert sah ich ihn an. Doch dann begriff ich, dass er dachte, ich wäre mit jemandem hier, den ich auf dem Golfplatz kennengelernt hatte. Ich musste grinsen.
»Ich bin mit gar niemandem
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