Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
Hause hätten fahren können«, sagte die Frau.
Oh. So lag die Sache also. Shit. Wieso hatte ich meine Neugierde nicht besser im Griff?
»Grant weiß, dass ihm jederzeit ein Zimmer zur Verfügung steht, wenn er es braucht«, erwiderte Rush. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich vom Türrahmen abstieß und zur Küchentheke ging. Seine Aufmerksamkeit war auf mich gerichtet. Wieso konnte er keine Ruhe geben? Ich machte mich jetzt besser aus dem Staub.
»Tja, äh, ich denke, ich gehe dann mal wieder nach oben«, meinte das Mädchen in unsicherem Ton. Rush gab keine Antwort, und ich drehte mich nicht um. Sie betrachtete das wohl als Stichwort, um zu gehen, und ich wartete, bis ich ihre Schritte auf der Treppe hörte. Dann riskierte ich einen Blick.
»Sei nicht so neugierig, süße Blaire«, flüsterte Rush und kam auf mich zu. »Hast gedacht, ich hätte einen weiteren Übernachtungsgast dagehabt? Hm? Und wolltest wohl herausfinden, ob sie die ganze Nacht in meinem Bett verbracht hat?«
Ich schluckte, schwieg aber.
»Mit wem ich schlafe, geht dich nichts an. Hatten wir das nicht schon?«
Ich brachte ein Nicken zustande. Wenn er mich doch nur gehen ließe, dann würde ich mit keiner einzigen Frau mehr reden, die in seinem Haus aufkreuzte.
Rush fasste nach einer meiner Locken und wand sie sich um den Finger. »Du willst mich nicht wirklich kennenlernen, glaub mir. Vielleicht kommt es dir so vor, aber dem ist nicht so. Ich schwör’s dir.«
Hätte er nicht so verdammt gut ausgesehen und nicht so direkt vor meiner Nase gestanden, dann hätten seine Worte vielleicht irgendetwas bewirkt. Aber je mehr er mich wegstieß, umso mehr fesselte er mich.
»Du bist ganz anders als erwartet. Schade eigentlich. Es wäre alles so viel einfacher«, sagte er leise, ließ mein Haar fallen, drehte sich um und ging. Als die Tür zur hinteren Terrasse zufiel, stieß ich die angehaltene Luft endlich aus.
Was meinte er damit? Was hätte er denn von mir erwartet?
A ls ich an diesem Abend von der Arbeit heimkam, war Rush nicht da.
I ch schlug die Augen auf und drehte mich zu dem kleinen Wecker auf dem Nachttisch. Es war schon nach neun. Ich hatte mal so richtig ausgeschlafen. Ich streckte mich und knipste das Licht an. Ich hatte gestern Abend geduscht und fühlte mich noch recht frisch. In dieser Woche hatte ich über eintausend Dollar verdient und konnte mich allmählich nach einem Apartment umsehen. Und in einer Woche um dieselbe Zeit den Einzug ansetzen. An diesem Vormittag aber wollte ich etwas tun, wozu ich noch gar nicht gekommen war: mich an den Strand legen und einfach nur das Meer und die Sonne genießen.
Ich zog meinen Koffer unter dem Bett hervor und suchte nach meinem pink-weißen Bikini. Ich besaß nur den einen, hatte ihn aber immer sehr pfleglich behandelt. Und hatte ihn im Übrigen auch nur sehr selten gebraucht, um ehrlich zu sein. Das weiße Spitzenmuster und die pinken Paspeln passten gut zu meinem Teint und meiner Haarfarbe.
Sobald ich ihn anhatte, merkte ich, dass er knapper saß als gedacht. Vielleicht hatte sich seit dem letzten Tragen auch mein Körper verändert. Ich nahm ein Tanktop aus dem Koffer, zog es mir über den Bikini und schnappte mir meinen Sunblocker. Den hatte ich mir gleich am ersten Arbeitstag zugelegt – ein Muss bei meinem Job!
Ich machte das Licht aus und ging in die Küche. »Holla! Wer kommt denn da?«, erschreckte mich ein jüngerer Typ. Ich sah von dem Fremden, der mich von der Küchentheke aus anstarrte, zu Grant, der lächelnd am Kühlschrank lehnte.
»Kommst du jeden Morgen in diesem Aufzug aus deinem Zimmer?«, fragte er.
»Ähm, nein. Natürlich nicht«, erwiderte ich. »Ich möchte nur gleich an den Strand.« Der Junge an der Theke stieß einen leisen Pfiff aus. Er konnte nicht älter als sechzehn sein.
»Kümmere dich einfach nicht um den hormongebeutelten Idioten da. Das ist Will. Seine Mutter und Georgianna sind Schwestern. Folglich ist er auf irgendwelchen verschlungenen Wegen mein jüngerer Cousin. Der Bursche ist hier aufgetaucht, nachdem er zum hundertsten Mal von daheim ausgerissen ist. Rush hat mich gebeten, herzukommen und den Rotzlöffel wieder nach Hause zu befördern.«
Rush. Warum fing mein Herz beim Klang seines Namens schneller zu schlagen an? Weil er auf unfaire Weise vollkommen war. Deshalb. Ich schüttelte den Kopf, um damit die Gedanken an Rush zu vertreiben. »Nett, dich kennenzulernen, Will. Ich bin Blaire. Rush hat mich bei sich aufgenommen, bis ich
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