Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
riss die Augen auf und fing lauthals zu lachen an. Was war daran bitte so lustig? Ich wartete auf eine Erklärung, aber er streckte mir stattdessen die Hand entgegen. »Komm, Blaire, es gibt da jemanden, den du kennenlernen solltest. Er wird das alles spannend finden!«
Ich starrte kurz auf seine Hand und griff dann nach meiner Handtasche.
»Deine Handtasche? Hast du darin auch eine Knarre versteckt?« Der neckende Ton in seiner Stimme hielt mich davon ab, unhöflich zu werden. »Sollte ich die anderen davor warnen, sich lieber nicht mit dir anzulegen?«
»Du hast meine Wagentür aufgerissen, ohne anzuklopfen. Ich hatte Angst.«
»Und wenn du Angst bekommst, zückst du sofort die Waffe? Verdammt, wo kommst du denn her? Die meisten Mädchen, die ich kenne, würden einfach nur hysterisch loskreischen.«
Die meisten Mädchen, die er kannte, waren die letzten drei Jahre wahrscheinlich auch nicht auf sich selbst gestellt gewesen. Schutzlos. Ich musste mich um meine Mutter kümmern, aber keiner kümmerte sich um mich.
»Ich komme aus Alabama.« Ich ignorierte seine Hand und stieg aus dem Wagen.
Eine kühle Brise wehte mir entgegen, und ich roch die salzige Meeresluft. Ich war noch nie am Meer gewesen. Strände kannte ich nur von Bildern und aus Filmen. Aber den Geruch hatte ich mir immer genau so vorgestellt.
»Es stimmt also, was man über Mädchen aus Alabama sagt«, stellte er belustigt fest, und ich wandte mich wieder ihm zu.
»Was?«
Sein Blick glitt an meinem Körper herab. Dann sah er mir ins Gesicht und grinste. »Knackige Jeans, enge Tanktops und eine geladene Knarre. Verdammt, ich wohne eindeutig im falschen Bundesstaat!«
Ich verdrehte die Augen und ging nach hinten zur Ladefläche des Pick-ups. Dort standen ein Koffer und etliche Kartons, die ich noch zur Altkleidersammlung geben wollte.
»Warte, lass mich das machen.« Er ging um mich herum und griff nach dem großen Koffer. Der Koffer hatte jahrelang im Wandschrank meiner Mutter gelegen – für den »Road Trip«, den wir gemeinsam machen wollten. Sie hatte immer davon gesprochen, dass wir eines Tages das Land durchqueren und die Westküste hinauffahren würden. Dann war sie krank geworden.
Ich schüttelte die Erinnerungen ab und konzentrierte mich wieder auf die Gegenwart. »Danke, ich … äh … Wie heißt du eigentlich?«
Der Typ hievte den Koffer herunter und schaute mich dann wieder an.
»Was? Ach ja, du hast vergessen, danach zu fragen, und mir lieber gleich die Neun-Millimeter-Knarre vor die Nase gehalten!«
Ich seufzte. Okay, ich hatte vielleicht ein wenig überreagiert, aber er hatte mich eben erschreckt.
»Ich bin Grant, ein … Freund von Rush.«
»Rush?« Wieder dieser Name. Wer war Rush?
»Du hast keine Ahnung, wer Rush ist, oder?« Ihn schien das maßlos zu amüsieren. »Meine Fresse, bin ich froh, dass ich heute Abend hergekommen bin!«
Er wies kurz mit dem Kopf zum Haus. »Komm schon, ich stelle ihn dir vor.«
Ich ging neben ihm her. Je mehr wir uns der Villa näherten, desto lauter wurde die Musik, die herausdrang. Wenn mein Dad mit seiner neuen Frau in Paris war, wer war dann hier? Ich wusste gerade noch, dass sie Georgianna hieß. Damit hatte es sich aber auch schon. War das eine Party, die ihre Kinder schmissen? Wie alt waren sie? Ich konnte mich nicht erinnern. Dad hatte sich letzte Woche sehr vage ausgedrückt. Er hatte gesagt, ich würde meine neue Familie schon mögen, aber nicht, wer denn eigentlich alles dazugehörte.
»Hier wohnt also Rush?«, fragte ich.
»Japp, tut er, zumindest im Sommer. Je nach Jahreszeit zieht es ihn dann in seine anderen Häuser.«
»Seine anderen Häuser?«
Grant schmunzelte. »Du weißt nicht gerade viel über die Familie, in die dein Dad eingeheiratet hat, was, Blaire?«
Ich schüttelte nur den Kopf.
»Also dann ein Crashkurs, bevor wir uns diesem Wahnsinn hier stellen.« Er blieb auf der obersten Treppenstufe zum Hauseingang stehen und sah mich an. »Rush Finlay ist dein Stiefbruder. Er ist das einzige Kind des berühmten Drummers von Slacker Demon , Dean Finlay. Seine Eltern haben nie geheiratet. Und seine Mutter, Georgianna, war damals ein Groupie. Das Haus gehört Rush. Seine Mom kann hier wohnen, weil er es erlaubt.« In diesem Augenblick wurde die Haustür geöffnet. »Und dort drin sind seine Freunde.«
Eine hochgewachsene schlanke junge Frau mit rotblonden, makellos frisierten Haaren stand in einem kurzen königsblauen Kleid vor uns – in High Heels, mit denen ich
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