Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
ich mich zu einem Lächeln.
»An dir ist nichts Unerwünschtes. So blind kann selbst Rush nicht sein.« Schon wieder kam Woods mir gefährlich nahe. Ich wich nach hinten zurück.
»Blaire, komm her!«, ertönte Rushs Stimme hinter mir. Er griff nach meinem Arm und riss mich an sich. »Ich habe nicht erwartet, dass du heute Abend kommen würdest.« Sein warnender Tonfall sagte mir, dass ich etwas in den falschen Hals gekriegt haben musste.
»Entschuldige. Ich dachte, du hättest mich eingeladen.« Wie peinlich, dass Woods das alles mitbekam. Und andere uns beobachteten. Kaum beschloss ich mal, tapfer zu sein und mein Schneckenhaus zu verlassen, passierte so etwas.
»Ich hatte nicht erwartet, dass du in so einem Kleid auftauchen würdest«, erwiderte er betont ruhig, den Blick noch immer auf Woods gerichtet. Was stimmte an meinem Kleid nicht? Meine Mutter hatte jeden Cent dreimal umgedreht, um mir das Kleid kaufen zu können, und ich hatte es bislang nie tragen können. Sechzig Dollar waren eine ganz schöne Stange Geld gewesen. Ich hatte die Nase voll von diesen verwöhnten Snobs, die taten, als trüge ich etwas Anstößiges. Ich liebte dieses Kleid. Ich liebte diese Schuhe. Meine Eltern waren einmal glücklich und verliebt gewesen. Diese Schuhe waren Teil davon. Zum Teufel mit diesen ganzen Idioten hier!
Ich riss mich von Rush los und rannte in die Küche zurück. Er wollte nicht, dass seine Freunde mich hier sahen und sich dann auch noch über mich lustig machten. Aber hätte er mir das nicht sagen können? Stattdessen blamierte er mich hier vor allen Leuten!
»Verdammt, Mann, was ist dein Problem?«, fragte Woods verärgert. Ich sah nicht zurück. Ich hoffte, sie würden sich in die Haare kriegen und Woods würde Rush eins auf die unerträglich perfekte Rübe geben. Allerdings bezweifelte ich es, denn auch wenn Rush einer von ihnen war, wirkte er kantiger … ungeschliffener.
»Blaire, warte!«, rief Grant. Am liebsten hätte ich mich nicht um ihn gekümmert, aber im Augenblick kam er einem Freund noch am nächsten. Als ich den Flur erreicht hatte und nicht mehr den Blicken der anderen ausgesetzt war, verlangsamte ich den Schritt, bis Grant mich eingeholt hatte.
»Du hast das da drinnen missverstanden«, meinte Grant. Lächerlich! Was seinen Bruder anging, war er völlig verblendet.
»Ist doch egal. Ich hätte nicht kommen sollen. Hätte wissen müssen, dass die Einladung nicht ernst gemeint war. Aber wieso hat mir Rush nicht klipp und klar gesagt, dass ich diesem ganzen Spektakel hier auf jeden Fall fernbleiben soll? Mit diesen Wortspielchen komme ich einfach nicht zurecht!« Ich wollte nur noch in mein Zimmer.
»Zugegeben, er hat ein paar Probleme, aber auf seine verkorkste Art hat er dich beschützen wollen«, meinte Grant, als ich den Türgriff schon in der Hand hatte.
»Grant, träum weiter. So machen das gute Brüder nun mal!« Ich riss die Tür auf und machte sie gleich wieder hinter mir zu. Ich holte ein paarmal tief Luft, um nicht loszuheulen, ging dann in mein Zimmer und sank aufs Bett.
Partys waren einfach nicht mein Ding. Dabei war das erst meine zweite überhaupt! Doch die erste war auch nicht viel besser gewesen. Noch schlimmer eigentlich. Ich wollte Cain überraschen. Doch die Überraschung war auf meiner Seite, als ich ihn in Jamie Kirkmans Zimmer dabei erwischte, wie er gerade an ihrer Brust lutschte. Geschlafen hatten sie zwar nicht miteinander, aber viel fehlte wirklich nicht. Ich hatte die Tür leise hinter mir geschlossen und das Haus durch die Hintertür verlassen. Ein paar der Gäste sahen mich, und ihnen war klar, wo ich da hineingeplatzt war. Eine Stunde später war Cain bei mir zu Hause aufgetaucht und hatte auf Knien tränenreich um Verzeihung gebeten. Ich hatte ihn seit meinem dreizehnten Lebensjahr geliebt und von ihm meinen ersten Kuss bekommen. Daher konnte ich ihn auch nicht hassen. Ich ließ ihn einfach gehen … aus, Ende. Ich hatte ihm die Gewissensbisse ausgeredet, und wir waren Freunde geblieben. Manchmal kam er noch angekrochen und behauptete, er würde mich lieben und zurückhaben wollen. Doch meistens knutschte er jedes Wochenende mit einem anderen Mädchen in seinem Mustang herum. Und ich war nur eine Kindheitserinnerung.
Betrogen hatte mich heute Abend niemand. Aber gedemütigt. Ich schlüpfte aus den Schuhen meiner Mutter, verstaute sie sorgfältig in der Schachtel und legte diese in meinem Koffer zurück. Ich hätte sie heute Abend nicht anziehen sollen. Beim
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