Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
ausgerechnet ich mit ihm über Benimmregeln diskutieren?
Sobald wir beide im Range Rover saßen, ließ Rush den Motor an und stieß wortlos zurück. Ich hasste die Stille. Ich hatte ihm die Stimmung vermiest. »Es tut mir leid. Das war doof von mir.«
Rushs seufzte auf und entspannte sich. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, du hast ja recht. Ich habe nur einfach keine weiblichen Freunde und weiß daher nicht so genau, was man macht und was nicht.«
»Du hältst deinen Dates also die Tür auf? Wie galant! Deine Mutter hat dich gut erzogen!«
Ich verspürte einen Anflug von Eifersucht. Da draußen gab es Frauen, die in den Genuss solcher Aufmerksamkeiten seinerseits kamen. Frauen, mit denen er weggehen und mehr als nur gut Freund sein wollte.
»Eigentlich, nicht, nein. Ich … du … du wirkst nur wie die Art Frau, die es verdient, dass man ihr die Tür aufhält. Mir kam das gerade einfach richtig vor. Aber schon klar, was du meinst. Wenn wir Freunde sein wollen, dann muss es irgendwo Grenzen geben.«
Mein Herz schmolz noch ein bisschen.
»Danke, dass du sie mir aufgehalten hast. Das war lieb von dir.«
Rush zuckte wortlos die Achseln.
»Wir müssen Bethy im Club abholen. Und zwar am Büro hinter dem Clubhaus. Sie musste heute arbeiten. Duschen und umziehen wollte sie sich gleich dort.«
Rush bog zum Country Club ein. »Wie habt ihr beide euch eigentlich kennengelernt?«
»Wir wurden letztens zusammen für den Getränkeservice auf dem Golfplatz eingeteilt. Und brauchten beide eine Freundin, glaube ich. Mit ihr hat man Spaß, und sie ist unheimlich locker drauf. Das krasse Gegenteil von mir also.«
Rush lachte auf. »Klingt ja so, als wäre das schlecht. Du möchtest aber nicht wie Bethy sein. Glaub mir.«
Er hatte recht. Ich wollte nicht wie Bethy sein. Aber es war lustig mit ihr.
Schweigend sah ich zu, wie Rush an der ziemlich teuren und kompliziert wirkenden Stereoanlage herumhantierte. Dann ertönte Lips of an Angel von Hinder, und ich musste lächeln. Eigentlich hatte ich fast schon mit etwas von Slacker Demon gerechnet.
Als der Range Rover vor dem Bürogebäude hielt, sprang ich gleich aus dem Wagen. Bethy würde einen Pick-up erwarten.
Die Bürotür ging auf, und Bethy kam in roten Ledershorts, einem knappen, rückenfreien weißen Top und bis an die Knie reichenden weißen Lederstiefeln herausgestakst.
»Was zum Teufel tust du in einem von Rushs Schlitten?« Sie grinste über beide Backen.
»Er kommt mit. Rush will sich so eine Honky-Tonk-Kneipe auch mal aus der Nähe ansehen. Deshalb …« Ich verstummte und sah zum Range Rover hinüber.
»Damit machst du dir doch alle Chancen bei den Männern kaputt! Ich sag’s bloß.« Bethy ging die Treppe hinunter und verschaffte sich einen kurzen Überblick über mein Outfit. »Oder auch nicht. Mensch, siehst du heiß aus! Ich meine, mir war klar, dass du super aussiehst, aber bei diesem Outfit wird’s die Typen reihenweise umhauen. Und echte Cowboystiefel! Die hätte ich auch gern. Wo hast du die her?«
Was für ein tolles Kompliment. Ich hatte so lange keine Freundinnen mehr gehabt. Nach Valeries Tod hatten sich die Mädchen, mit denen wir befreundet gewesen waren, nach und nach verdünnisiert. Es war, als könnten sie nicht mit mir zusammen sein, ohne sich zu erinnern. Und so wurde Cain mein einziger Freund.
»Danke, und was die Stiefel angeht, die habe ich vor zwei Jahren von meiner Mom zu Weihnachten bekommen. Sie hatten ihr gehört. Und als sie … als sie krank wurde, da hat sie sie mir geschenkt.«
Bethy runzelte die Stirn. »Deine Mom ist krank geworden?«
Ich wollte die Stimmung nicht dämpfen, deshalb nickte ich und zwang mich zu einem Lächeln. »Japp. Aber das ist eine andere Geschichte. Komm, jetzt gehen wir auf Cowboysuche.«
Bethy erwiderte mein Lächeln und öffnete die Tür hinter meinem Sitz. »Du kannst vorn sitzen. Wenn mich nicht alles täuscht, wird das vom Fahrer so gewünscht.«
Bevor ich etwas erwidern konnte, war Bethy auch schon eingestiegen und hatte die Tür hinter sich zugeschlagen. Also nahm ich vorn Platz und lächelte Rush fröhlich an. »Los geht’s!«
U nser Ziel, eine Honky-Tonk-Kneipe mit Countrymusik, lag vierzig Minuten von Rosemary entfernt. Was nicht weiter verwunderlich war. Das einzig Countryartige in Rosemary war der Country Club, und der hatte mit dem hier, den wir gerade betraten, rein gar nichts gemein.
Die Kneipe war groß und schien ganz und gar aus Holzplanken gezimmert, oder zumindest
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