Rush of Love - Verführt: Roman (German Edition)
etwas, das so aussah. Offensichtlich hatte sie Kultstatus, was wohl auch daran lag, dass es in dieser Gegend nicht viele solcher Lokale gab. Drinnen wie draußen zierte grelle Neonleuchtreklame von verschiedenen Biersorten die Wände. Als wir hereinkamen, dröhnte gerade Miranda Lamberts Gun Powder and Lead aus den Lautsprechern.
»In einer halben Stunde gibt’s Live-Musik. Da lässt es sich super drauf tanzen. Bis dahin haben wir noch jede Menge Zeit, um uns einen guten Platz zu suchen und ein paar Gläschen Tequila zu kippen«, schrie mir Bethy über den Lärm hinweg zu.
Ich hatte noch nie Tequila getrunken. Nicht mal Bier, um ehrlich zu sein. Aber das würde heute Abend anders werden. Ich würde mich frei fühlen. Den Abend genießen. Rush ging hinter mir her und hatte mir die Hand ziemlich weit unten auf den Rücken gelegt. Ging das noch als »freundschaftlich« durch? Eher nicht.
Da es so schwierig war, sich zu verständigen, entschied ich, es ihm durchgehen zu lassen. Rush führte uns zu einer freien Nische, die etwas entfernt von der Tanzfläche lag. Er trat zurück, sodass ich hineinrutschen und auf der abgeschabten Ledersitzbank Platz nehmen konnte. Bethy setzte sich gegenüber und Rush neben mich.
Bethy warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Was möchtest du trinken?« Rush beugte sich zu mir, damit ich ihn besser verstehen konnte.
»Bin mir nicht sicher«, erwiderte ich und blickte Hilfe suchend zu Bethy. »Was soll ich trinken?«
Bethys Augen weiteten sich. »Du hast noch nie Alk getrunken?« Sie lachte überrascht auf.
Ich schüttelte den Kopf. »In meinem Alter darf ich mir doch noch gar nichts Alkoholisches kaufen. Du etwa?«
Sie klatschte in die Hände. »Das wird ein Riesenspaß! Doch, ja, ich bin einundzwanzig, zumindest, wenn ich meinem Personalausweis glauben darf!« Sie blickte zu Rush hinüber. »Du musst sie rauslassen. Ich möchte mit ihr an die Bar.«
Rush rührte sich nicht vom Fleck. Er sah mich erstaunt an. »Du hast wirklich noch nie Alkohol getrunken?«
»Nein. Aber heute Abend ist es so weit.«
»Dann musst du es langsam angehen lassen. Beim ersten Mal verträgt man nämlich nicht viel.« Er hielt eine Kellnerin am Arm fest. »Die Karte, bitte!«
Bethy stemmte die Hände in die Hüften. »Wozu brauchst du denn die Speisekarte? Wir sind doch nicht zum Essen hier! Wir wollen was trinken und mit den Cowboys tanzen.«
Rush drehte den Kopf zu ihr. Ich sah sein Gesicht nicht, merkte aber, dass sich seine Schultern versteift hatten. »Sie trinkt zum ersten Mal Alkohol. Da muss sie was essen, wenn sie sich nicht in zwei Stunden die Seele aus dem Leib kotzen und dich verfluchen will!«
Oh, oh, ich wollte nicht, dass mir schlecht wurde. Bloß nicht!
Bethy verdrehte die Augen und wischte mit der Hand vor ihrem Gesicht hin und her, als wäre Rush ein Vollidiot. »Wie immer, Daddy Rush. Ich hole mir jetzt jedenfalls einen Drink und bringe Blaire auch was mit. Beeil dich also mit der Fütterung!«
In diesem Augenblick tauchte die Bedienung auch schon mit der Speisekarte auf. Rush nahm sie, schlug sie auf und drehte sich zu mir. »Such dir was aus. Egal, was die Königin des Alks sagt, zuerst musst du mal was in den Magen kriegen!«
Ich nickte ergeben.
»Die Fritten mit Käse sehen gut aus.«
Rush hielt die Speisekarte nach oben, und die Bedienung kam angelaufen.
»Käsefritten. Zwei Mal, bitte, und ein großes Glas Wasser!«
Sobald die Bedienung verschwunden war, lehnte sich Rush zurück und wandte sich zu mir. »Na, jetzt bist du also in einer Honky-Tonk-Kneipe. Und, entspricht sie denn deinen Vorstellungen? Um ehrlich zu sein, die Musik ist einfach grauenhaft.«
Lächelnd zuckte ich mit den Achseln und sah mich um. Manche Männer trugen Cowboyhüte, andere waren ganz normal gekleidet. Einige hatten große Gürtelschnallen, doch die meisten sahen aus wie die Leute bei mir zu Hause auch.
»Ich bin doch gerade erst hergekommen und habe noch nicht mal was getrunken oder getanzt. Ich antworte dir später darauf.«
Rush grinste. »Du möchtest tanzen?«
Das wollte ich zwar, aber nicht mit Rush. Ich wusste, ich würde in null Komma nichts vergessen haben, dass er nur ein guter Freund war. »Schon, aber zuerst muss ich mir noch Mut antrinken. Und auffordern muss mich ja auch erst mal jemand.«
»Ich dachte, das hätte ich gerade getan?«
Ich stützte meine Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die verschränkten Hände. »Hältst du das für eine gute Idee?« Er sollte
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