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Rushdie Salman

Rushdie Salman

Titel: Rushdie Salman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die bezaubernde Florentinerin
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gekümmert, also klagt er vielleicht
nur jemand anderen an, um die eigene Schuld zu vertuschen. Die Kläger halten den Gefangenen des Diebstahls
für schuldig, doch hat er getreulich jene eine Sache abgeliefert, von der wir mit Sicherheit wissen, dass er sie an
sich genommen hat, nämlich das Sendschreiben der englischen Königin; und was das Gold betrifft, so war unter
seiner Habe keine Spur davon zu finden, auch nicht vom
Laudanum.,, Er klatschte in die Hände, und ein Diener
trat ein, der die Kleider des Gefangenen brachte, darunter
den Mantel aus Lederflicken. «Wir haben seine Garderobe durchsucht, ebenso die Tasche, die er im Hatyapul,
dem Haus mit dem üblen Leumund, zurückließ, und fanden das Sammelsurium eines Trickbetrügers - Spielkarten, Würfel, Schwindelkram aller Art, gar einen lebendigen Vogel-, doch keinen großen Reichtum an Juwelen
oder Gold. Was sollen wir also glauben? Dass er ein gewitzter Dieb ist, der seine Beute gut versteckt hat? Dass
er gar kein Dieb ist, da es nichts zu stehlen gab? Oder
dass dort drüben die Diebe stehen und einen unschuldigen Mann anklagen? Mit diesen Möglichkeiten haben wir
es zu tun. Die Vielzahl seiner Kläger spricht natürlich
gegen den Gefangenen, doch so viele es auch sind, könnten darunter durchaus viele Schurken sein.»
Der Monarch sprach mit gewichtiger Stimme von oben
herab. «Ein Mann, der einen falschen Namen trägt, wird
auch in anderer Hinsicht lügen», sagte er. «Lassen wir
den Elefanten entscheiden.»
Wieder wurde heftiges Gemurmel laut, ein entsetztes,
erwartungsvolles Gezischel. Raja Birbal blickte bekümmert drein. «Jahanpanah», sagte er, «Schirmherr der
Welt, erinnert Ihr Euch an die bekannte Geschichte vom
Hütejungen und dem Tiger?»
«Falls wir uns recht erinnern», erwiderte Akbar, «hatte
der verlogene Hütejunge so oft gerufen,
bloß um die Leute in seinem Dorf zu ärgern, dass ihm
kein Mensch zu Hilfe eilte, als er tatsächlich von einem
Tiger angegriffen wurde.»
«Jahanpanah», sagte daraufhin Birbal, «das ist die Geschichte einer Horde unwissender Dorfbewohner. Ich
aber bin mir sicher, der König der Könige würde es nicht
zulassen, dass ein Junge vom Tiger gefressen wird, auch
wenn dieser Junge nur ein treuloser, unehelicher Spitzbube sein sollte.»
«Vielleicht nicht», antwortete der Herrscher störrisch,
«doch in diesem Fall würden wir uns freuen, wenn ihn
der Elefant zertrampelte.»
    Birbal begriff, dass der Herrscher sich wie ein Mann benahm, der sich von seiner Liebe enttäuscht fühlte, weshalb er weitere Argumente zur Begnadigung anführen
wollte, als der Angeklagte eine Äußerung von sich gab,
die jede Rettung endgültig unmöglich machte. «Ehe Ihr
mich tötet, großer Herrscher», behauptete der Fremde
kühn, «muss ich Euch warnen, denn solltet Ihr gegen
mich vorgehen, werdet Ihr verflucht sein, und Eure Stadt
wird zu Staub zerfallen. Ich stehe nämlich unter einem
mächtigen Zauber, der Wohlstand jenen bringt, die mich
beschützen, aber allen mit Verderben droht, die mir
schaden.»
Der Monarch schaute ihn an wie ein flügellahmes Insekt,
das er gleich zerquetschen wollte. «Wie interessant»,
sagte er, «denn wir, Herr Uccello, Mogor oder Vespucci,
wir haben diese mächtige Stadt um den Schrein von
Scheich Salim Chishti errichtet, dem größten Heiligen
ganz Indiens, und sein Segen schützt uns und bringt unseren Feinden Verderben. Da fragen wir uns doch, welche Macht wohl größer ist: die Eures Zauberers oder die
unseres Heiligen?»
«Meinen Zauber sprach die mächtigste Zauberin der bekannten Welt», sagte der Fremde, und die ganze Versammlung konnte vor Lachen nicht an sich halten.
«Ach, eine Frau», sagte der Herrscher. «Wie furchterregend.
Doch genug! Werft den Bastard dem irren Elefanten vor
und lasst uns sehen, was die Ränke seines Weibs dagegen
auszurichten vermögen.»
Der zweite Prozess gegen den Mann mit den drei Namen
fand in Hirans Garten statt. Es war einer Laune des Herrschers zu verdanken, dass sein Lieblingselefant nach einem hiran benannt worden war, einem Hirsch, und vielleicht hatte das arme Tier allein deshalb nach Jahren
treuer Dienste seinen Verstand verloren und musste angekettet werden, denn Namen sind gar mächtig, und
wenn sie nicht zu ihrem Träger passen, werden sie zur
bösen Kraft. Doch selbst als der Elefant irre geworden
war (und danach blind,, weigerte sich der Herrscher, ihn
töten zu lassen. Er bekam sein Gnadenbrot

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