und einen
Ehrenplatz, einen eigenen Stall mit gepolsterten Wänden,
damit er sich während seiner Tobsuchtsanfalle nicht verletzte. Hin und wieder aber wurde er, wenn dem Herrscher der Sinn danach stand, hervorgeholt, um ihm in
doppelter Funktion zu dienen, als Richter und Scharfrichter.
Es schien angemessen, dass der Mann, der unter falschem Namen reiste, von einem Elefanten gerichtet werden sollte, den der eigene, aus einer Laune heraus erteilte
Name in den Wahn getrieben hatte. Hiran, der blinde, irre
Elefant, war im Garten des Richterspruchs angepflockt
worden. Ein kräftiges Seil, das man um einen im Sand
vergrabenen Stein geschlungen hatte, hinderte ihn daran,
Amok zu laufen. Er trompetete, brüllte, trat um sich, und
seine Elfenbeinzähne blitzten wie Schwerter durch die
Luft. Der Hof versammelte sich, weil man sehen wollte,
wie es dem Mann mit den drei Namen erging, und auch
die Öffentlichkeit wurde zugelassen, weshalb es viele
Zeugen für das Wunder gab. Die Hände waren ihm nicht
länger auf den Rücken gebunden, doch sollte die wiedergewonnene Freiheit ihm keineswegs zur Rettung verhelfen, sondern ihm nur ermöglichen, mit ein wenig Würde
zu sterben, statt wie ein verschnürtes Paket zertrampelt
zu werden. Der Mann aber streckte die Hände zum Elefanten aus, und alle, die zugegen waren, sahen, wie der
Elefant sich beruhigte und zuließ, dass er ihn streichelte.
Alle, die anwesend waren, ob von edler oder einfacher
Herkunft, schnappten nach Luft, als der Elefant den Rüssel sanft um den Gefangenen schlang und ihn in die Höhe
hob. Alle sahen, wie der gelbhaarige Fremde auf Hirans
breiten Rücken gesetzt wurde, als wäre er ein Prinz.
Der Herrscher beobachtete das Wunder vom fünfstöckigen, Panch Mahal genannten Pavillon aus, Raja Birbal an
seiner Seite. Beide Männer rührte der Vorfall zutiefst.
«Wir sind es, die irre und blind waren, nicht unser armer
Elefant», sagte Akbar zu seinem Minister. «Verhaftet die
Schurkenbande auf der Stelle und bringt ihr unschuldiges
Opfer in unsere Gemächer, sobald der Mann gewaschen
und angemessen eingekleidet wurde.»
«Der Elefant hat ihn nicht umgebracht, das stimmt», sagte Birbal, «aber bedeutet es auch, dass er unschuldig ist,
]ahanpanah? Hätten die Seeleute den weiten Weg vom
Meer hierher auf sich genommen, um ihn anzuklagen,
wenn sie selbst die Schuldigen sind? Wären sie da nicht
besser beraten gewesen, wenn sie einfach davongesegelt
wären?»
«Immer gegen den Strom rudern, nicht wahr, Birbal?»,
erwiderte Akbar. «Bis vor einer Minute wart Ihr noch der
eifrigste Anwalt dieses Mannes, und jetzt, da er freigesprochen wurde, richten sich Eure Zweifel gegen ihn. Nun,
lasst mich ein Argument vorbringen, gegen das Ihr nichts
einwenden könnt. Das Urteil des Elefanten wird in seiner
Wirksamkeit um ein Vielfaches verstärkt, wenn es vom
Herrscher gebilligt wird. Ist Akbar mit Hiran einer Meinung, vervielfacht sich die Weisheit des Elefanten, bis sie
selbst die Eure übertrifft.»
Verkleidet als Frau, suchte Umar der Ayyar die Mannschaft der Scathath in ihren Zellen auf. Ein Schleier verdeckte sein Gesicht, und er bewegte sich grazil wie eine
Frau, sodass die Seeleute nicht schlecht über die Anwesenheit einer Dame an diesem Ort der Steine und Schatten staunten. «Sie}} nannte ihnen nicht «ihrem} Namen,
sondern unterbreitete ihnen nur einen nüchternen Vorschlag. Der Herrscher sei von ihrer Schuld keineswegs
überzeugt, sagte der Ayyar, weshalb er sich bereit erkläre, Signor Vespucci unter Beobachtung zu stellen, bis er
sich selbst verrate, wie es alle Verbrecher letztlich tun.
Falls sie dem Andenken des verstorbenen Lords wirklich
einen Gefallen erweisen wollten, würden sie sich mit der
trüben Aussicht abfinden, im Verlies den Tag von Vespuccis Überführung abzuwarten. Sollten sie sich tatsächlich diesem unerfreulichen Schicksal stellen, sagte Umar,
könne ihre Unschuld schließlich zweifelsfrei bewiesen
werden, und der Regent würde Vespucci mit all seiner
Macht verfolgen und ihn am Ende gewiss auch zur Strecke bringen. Doch ließe sich unmöglich vorhersagen, ob
sie kurz oder lange warten müssten, und Verlies sei nun
einmal Verlies, daran ließ sich nicht rütteln; es bestehe
auch keine Möglichkeit, ihnen die bitteren Tage zu versüßen. «Dennoch», verkündete Umar, «ist der Verbleib
in der Zelle die einzig ehrenwerte Wahl.» Andernfalls,
fuhr er fort, sei er (<
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