Russendisko
Mongolei kommen.
Ich war von den Ergebnissen meiner Untersuchungen sehr überrascht und lief eifrig weiter durch die Stadt, auf der Suche nach der letzten unverfälschten Wahrheit. Vor allem beschäftigte mich die Frage, wer die so genannten Deutschen sind, die diese typisch einheimischen Läden mit Eisbein und Sauerkraut betreiben. Die kleinen gemütlichen Kneipen, die oft »Bei Olly« oder »Bei Scholly« oder ähnlich heißen, und wo das Bier immer nur die Hälfte kostet. Doch dort stieß ich auf
eine Mauer des Schweigens. Mein Gefühl sagt mir, dass ich etwas Großem auf der Spur bin. Allein komme ich jedoch nicht weiter. Wenn jemand wirklich weiß, was sich hinter den schönen Fassaden einer »Deutschen« Kneipe verbirgt, der melde sich. Ich bin für jeden Tipp dankbar.
Der t ü rkische Kater
Unser türkischer Kater verschwand eines Tages genauso plötzlich, wie er vor sieben Jahren bei uns im Weddinger Hinterhof aufgetaucht war. Damals entdeckte ihn meine Frau auf unserer Treppe. Zwei Tage saß er im Treppenhaus und bewegte sich nicht von der Stelle. Er war groß und schwarz, mit zwei weißen Pfoten. Wir adoptierten ihn sofort und gaben ihm den Namen Masja. Masja verschmähte jegliche Katzennahrung. Er nahm nur türkische Produkte wie Kebab und Fladenbrot zu sich. Daraus schlössen wir, dass er aus einer türkischen Familie stammte. Alle Versuche, den Kater in unsere Gesellschaft zu integrieren, scheiterten. Anstatt die Gemütlichkeit in der Wohnung zu heben, sorgte er ständig für Stress und hinterließ überall Chaos. Masja benahm sich wie ein echter Macho - er kam und ging, wann es ihm passte, ließ sich so gut wie nie streicheln und rannte durch die Wohnung wie ein Besessener. Jedes Mal, wenn er die Tür nicht erwischte und gegen die Wand donnerte, tat er so, als hätte er genau das gewollt. Freitags kackte er immer in die Badewanne. Er hatte unsere Badewanne zu seiner Moschee gemacht. Auf dem Hof geriet Masja in eine komplizierte Situation. Er begann eine Affäre mit einer älteren Katze, die seine Mutter hätte sein können. Sie wurde schwanger und bekam fünf Babys. Mit einem bändelte dann Masja an. Die junge Katze war ihm Geliebte, Schwester und Tochter in einem. Sie wuchs heran, und bald sollte der Tag kommen, da sie auch noch Mutter wurde. Um eine weitere Eskalation des Inzests in unserem Hof zu verhindern, beschloss ich, Masja kastrieren zu lassen. Er ahnte meine Absicht und versteckte sich. Am Freitag warteten wir auf ihn in seiner Moschee im Badezimmer. Als er dort wie immer pünktlich erschien, packte ich ihn in die große
Reisetasche und brachte ihn zum Tierarzt. Masja bekam eine Ketamin-Spritze, und seine Augen glänzten wie zwei ZweiMark-Stücke.
Blitzschnell entfernte der Arzt seine Hoden. »Sie haben einen sicheren Schnitt«, sagte ich begeistert zu ihm. »Macht hundert Mark«, erwiderte er. Ich erhoffte mir durch diese Operation einen Neuanfang für Masja: Vielleicht würde er sich kastriert leichter in unsere Gesellschaft einfügen? »Weniger Eier, mehr Toleranz«, dachte ich. Die nächsten zwei Tage verbrachte Masja auf einem Ketamin-Trip. Als seine Augen wieder normal waren, ging er nach draußen auf den Hof- und kam nicht wieder. Einen ganzen Monat lang warteten wir auf ihn. Dann beschlossen wir, uns ein neues Haustier zuzulegen. Diesmal sollte es aber etwas Exotisches sein. Ich blätterte in der Wochenzeitung Russkij Berlin und fand dort drei Anzeigen, in denen es, so vermutete ich, um Haustiere ging: »MädchenBoxer von bösen Eltern sucht neues Zuhause«, »Ein schneeweißer Perser, in Klammern: Kater, sucht Freundin für intime Treffen«, »Russischer Chinchilla in gute Hände abzugeben«. Das »böse Mädchen« wollten wir nicht. Der schneeweiße Perser entpuppte sich als Mensch, der nach dem chinesischen Kalender bloß im Jahr des Katers geboren war. Blieb der Chinchilla, den wir schließlich für DM 50,- kauften. Wir nannten ihn Dusja. Er wohnt nun bei uns in einem Käfig. Er nascht gerne Bücher und Telefonkabel, badet in einem speziellen Chinchilla-Sand und benimmt sich auch sonst recht exotisch. Trotzdem vermute ich, dass er eigentlich ein russisches Eichhörnchen ist.
Der Russenmafiapuff
Mein Freund und Namensvetter Wladimir aus Vilna ist ein schüchterner Mensch. Besonders leidet er bei der Vorstellung, bei einem Pflichtbesuch im Sozialamt mit der Beamtentante über seine Zukunft sprechen zu müssen. Jedes Mal, wenn seine Sachbearbeiterin ihn gleich einer Wespe mit
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