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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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gerade geheizt, es gibt einen kleinen Imbiss und etwas zu trinken«, schleimte Major Nikiforow und leckte sich die Lippen.
    Da ich ihm keine Antwort gab, redete er weiter.
    »Abgelegen ist es hier und bescheiden. Weit weg von der Zivilisation. Ich selbst komme aus dem Süden, aus Krasnoarmejsk in der Nähe von Saratow. Aber die Armee wirft einen herum, ach, wie sie einen herumwirft. Ich war in Swobodnyi an der chinesischen Grenze und danach zum operativen Einsatz in Groznyi, Gott behüte. Damals habe ich gesagt, wenn man bloß hier rauskäme, mit heiler Haut und bei vollem Verstand. Aber dass ich als Nächstes in diesem gottvergessenen Winkel lande … na, hier ist es primitiv, aber ruhig.«
    Nikiforow warf mir einen Blick zu.
    »Aber die Sauna ist gut. Man nennt sie die Finnenhütte. Als Kostamus gebaut wurde, haben dort hochrangige Gäste gesaunt und gejagt. Als das Stahlkombinat gebaut wurde, oder die ganze Stadt. Jetzt dient sie als Freizeitstube für die Offiziere, die Sauna, meine ich.«
    Die Erklärung des Majors mäanderte, brach aber plötzlich ab, als ich ihm in die Augen sah. Ich hob das Kinn und ließ die Augenlider müde herabhängen.
    »Major, halten Sie den Mund. Sie reden zu viel, haben schon zu viel geredet. Sie haben simple Instruktionen. Die wichtigste lautet, dass Sie alles und nur das tun, was ich anordne«, sagte ich so kalt, dass ich beinahe erwartete, mein Atem würde dampfen wie im tiefsten Winter.
    Nikiforows Mundwinkel zuckten.
    »Schnauze«, kühlte ich weiter ab. »Vielleicht sind Sie wegen Trunksucht hier gelandet oder weil Sie einen Rekruten zu Tode schikaniert haben. Möglicherweise haben Sie in Tschetschenien heldenhaft gekämpft, doch jetzt geistern die Frauen und Kinder von Groznyi durch Ihre Träume. Oder es macht Ihnen einfach Spaß, die Rekruten beim Duschen zu überwachen.«
    Der Muskelkrampf stieg von Nikoforows Lippen in die Wangen und Augenwinkel. Seine Gesichtsfarbe näherte sich dem Ton einer Roten Bete.
    »Mir ist das egal. Aber ich weiß, was Sie denken. Dass es ein unerhörter Glücksfall ist, einen wichtigen Gast zu bekommen. Und schon beginnen Sie zu kriechen und zu liebedienern.«
    Ich verzog das Gesicht im Versuch, Ekel auszudrücken. Nikiforow lief der Schweiß über die Stirn.
    »Also«, ließ ich die Leine ein wenig locker. »Jetzt überlegen Sie sich bitte, ob Sie ein Soldat dieser ruhmreichen Armee sein wollen oder ein korrupter Versager. Und dann handeln Sie dementsprechend.«
    Nikiforow nahm noch strammere Haltung an.
    »Ich wollte Sie keineswegs beleidigen, Genosse … Genosse Oberst«, riet er aufs Geratewohl. »Natürlich freue ich mich über die Abwechslung vom Alltag. Aber es liegt mir fern, Gott bewahre, daraus persönlichen Vorteil ziehen zu wollen. Erholung von den Strapazen der Reise, Rast, Speise und Trank, ein warmes Saunabad, nur das wollte ich Ihnen anbieten. Als Offizier und als Mensch …«
    »Nicht. Wieder. Anfangen«, unterbrach ich ihn. »Und über mich sagen Sie kein Wort. Nicht zu mir und auch sonst zu keinem. Ich existiere überhaupt nicht. Geben Sie mir Ihre Instruktionsmappe.«
    Nikiforow eilte zum Wagen, beugte sich mit hochgerecktem Hintern über die Rückbank und kam mit einem eckigen Aktenkoffer zurück. Er ließ die Schlösser aufschnappen und präsentierte mir den Inhalt.
    »Der graue Umschlag«, sagte er.
    Ich nahm den großen, an der Seite aufgerissenen Umschlag heraus. Er war aus dickem, weich aufgerautem Papier und mit dem Kennzeichen PC 3 bestempelt. Ich kannte es nur zu gut. Es war mein und nur mein Kennzeichen, und ich hatte gehofft, es nie mehr zu Gesicht zu bekommen.
    »Diese Operation hat es nie gegeben, und es gibt sie auch jetzt nicht. Die Instruktionen des Funkers und die anderen Akten, all das bringen Sie zur Sauna. Dort verbrennen wir es.«
    »Sie besuchen also unsere Sauna.« Nikiforows Miene hellte sich auf.
    »Wir bleiben über Nacht«, entgegnete ich. »Aber wir wollen keine Geselligkeit. Wir essen zu Abend, gehen in die Sauna, ruhen uns aus.«
    »Verstanden.« Nikiforow schlug die Hacken zusammen.
    Korhonen aalte sich auf dem Sofa und zog die nackten Zehen zusammen.
    »Du hast den Burschen ganz schön zusammengestaucht. Soweit ich es verstanden habe. Drei Jahre Russisch im Gymnasium plus Kapusta -Sprachkurs im Fernsehen.«
    Der Geländewagen hatte uns zuerst eine Viertelstunde durchgerüttelt, bis wir zum Stab des Wachbataillons kamen, dann noch einmal eine halbe Stunde bis zur Hütte. Dem Tacho nach hatten

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