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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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vorgeschrieben ist«, verteidigte ich mich.
    »Ja, ja, aber ein bisschen Menschlichkeit könntest du trotzdem zeigen, das ist immerhin ein alter Mann.«
    »Na gut, trinken wir Kaffee. Aber du hältst weiterhin den Mund, machst ihn nur auf, um Kaffee zu schlürfen und Kekse zu essen«, mahnte ich.
    Korhonen gelobte es feierlich.
    Eljas Juutilainen hatte den Küchentisch für uns gedeckt. Er goss Kaffee in weiße, mit Goldrand und braunen Blumen verzierte Tassen. Auf die Untertassen hatte er kleine Servietten gelegt. Wir plauderten über das Wetter und über den Einzug des Sommers. Den größten Teil der Unterhaltung bestritt Juutilainen selbst, ich stimmte ihm zu und lobte die Bewirtung.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich nach der zweiten Tasse. »Wir nehmen die Geräte mit und lassen sie verschwinden. Es gibt sie also nicht mehr, und es hat sie auch nie gegeben. Falls sich noch jemand mit Ihnen in Verbindung setzt und die Parole kennt, verstehen Sie nur Bahnhof. Und dann rufen Sie die Polizei an und sagen, hier seien verdächtige Personen unterwegs. Die Unsrigen sind das ab sofort nicht mehr«, erklärte ich langsam und deutlich und sah Juutilainen fest in die Augen.
    »Aha, soso. Na, mir soll es recht sein. Lange genug habe ich ja in Bereitschaft gestanden. Gut, dass es nicht vergeblich war«, meinte Juutilainen und bot an, uns Proviant zurechtzumachen.
    Ich lehnte ab und erklärte, wir müssten unbedingt aufbrechen. Juutilainen sagte, er verstehe, Anschlussverbindungen und vereinbarte Treffen, die dürfe man natürlich nicht verpassen.
    Der Alte zog einen Anorak und flache Gummistiefel an und setzte eine Schirmmütze auf, die an beiden Seiten einen perforierten Streifen hatte. Er drückte die Haustür sorgfältig ins Schloss und führte uns auf einen Pfad, der am Kuhstall begann. Wir gingen an einem verwilderten Acker vorbei zum Ufer. Korhonen trug den Rucksack und beide Taschen, ich hatte mir das Funkgerät an den Tragriemen über die Schulter gehängt und hielt den Beutel mit dem Zubehör in der Hand.
    Juutilainen setzte sich auf die Achterducht seines Bootes, schlug mit dem Steuerruder den Zapfen fest. Ich bedeutete Korhonen, sich in die Mitte zu setzen, schob das Boot aufs Wasser und sprang in den Bug. Dann passte ich die Ruder in die Dollen ein und legte mich in die Riemen. Juutilainen paddelte eine Weile mit dem Steuerruder mit, beschränkte sich dann aber aufs Steuern. Als wir uns ein gutes Stück vom Ufer entfernt hatten, hob ich die Ruder ins Boot und fragte leise, ob es hier richtig sei. Juutilainen nickte, ich las ihm von den Lippen ab, dass der See hier an die zwanzig Meter tief war. Ich hievte das Funkgerät auf das Dollbord und kippte es ins Wasser. Den Zubehörbeutel warf ich auf der anderen Seite hinein.
    Juutilainen steuerte uns an das kiesige Ufer einer kleinen Landzunge. Ich zog das Boot nur ein kleines Stück aufs Trockene. Juutilainen vertäute es vorsichtshalber an einem Stein. Im Wasser sah ich Bojen und Schilder und an der anderen Seite des Sees einen breiten abgeholzten Streifen.
    »Sie macht hier komische Windungen«, flüsterte Juutilainen. »Die Grenze. Sie verläuft mitten durch den See, und da drüben wächst reiner Ödwald, Kiefern auf festem Erdreich.« Er deutete in die Ferne. »Hier auf dieser Seite ist nichts als nasser Schlick, tiefster Sumpf überall. Den Kahlschlag konnten sie nur im Winter machen. Zu Fuß können da nicht mal die Grenzschützer patrouillieren. Aber wenn man sich auskennt, kommt man doch trockenen Fußes rüber. Und ich kenne mich aus, ich bin mein ganzes Leben lang hier rumgelaufen. Als Kinder haben wir in dieser Gegend Beeren gesammelt und bloß so aus Neugierde rübergeguckt, obwohl die Grenze damals, gleich nach dem Krieg, scharf bewacht wurde.«
    Juutilainen ging los. Er trat leichtfüßig auf, suchte tragende Stellen in dem immer feuchter werdenden Gelände, sprang beinahe graziös auf Mooshöcker und umgestürzte Baumstämme. Korhonen und ich konzentrierten uns darauf, genau in seine Spuren zu treten und die saugenden Moortümpel zu vermeiden. Auf einer kleinen Insel aus mehreren festen Bülten machte ich kurz halt, um Atem zu holen und zur Abwechslung etwas anderes als meine Füße zu betrachten. Wir waren mitten im Reisermoor. Die vermoosten Bäume waren zum Sterben in das sumpfig modernde Wasser gestürzt, und alles schien im Schatten zu liegen.
    Unser alter Führer wieselte in gleichmäßigem Tempo vorwärts. Ich musste mich sputen, um ihm auf den

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