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Russische Freunde: Kriminalroman

Russische Freunde: Kriminalroman

Titel: Russische Freunde: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matti Rönkä
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oder die aus der Erde ausgebuddelten, durchlöcherten Helme und Schädelknochen, nach denen ebenfalls Nachfrage bestand.
    Wir kamen an einen zehn Meter breiten, baumlosen Streifen, von dem man selbst die kleinsten Hiebreste entfernt hatte. An beiden Seiten des Streifens verlief ein mehrfacher Stacheldrahtzaun. Wir waren ein wenig von unserer Route abgekommen, aber gut hundert Meter weiter südlich sah ich den mit Farbe markierten Zaunpfahl und den Findling, den ich mir auf der Landkarte eingeprägt hatte. Wir gingen am Zaun entlang zu der Stelle. Vor dem mit einem weißen Streifen bemalten Pfosten kniete ich nieder. Korhonen witzelte über meine patriotische Huldigung, doch mein wütender Blick ließ ihn verstummen.
    Die untersten Drähte waren durchtrennt, die anderen mit kurzen Federn an dem Zaunpfahl befestigt. Ich löste sie und wies Korhonen an, quer über den Streifen zum gegenüberliegenden Pfosten zu gehen. Er kroch durch die Lücke und über den Streifen und begann die Drähte am zweiten Zaun zu lösen. Ich verschloss die Lücke und folgte ihm.
    Nach einem halben Kilometer kamen wir an einen weiteren, etwa zwanzig Meter breiten Kahlschlag. Am östlichen Ende folgte ein mehrere Meter breiter Streifen mit dünnem Sand, dahinter eine Fahrspur, auf der an feuchten Stellen Abdrücke von Geländereifen zu erkennen waren.
    »Die Grenzschützer fahren hier entlang und gucken, ob Spuren zu sehen sind«, erklärte ich, brach einige Fichtenzweige ab und fegte den Sand glatt.
    »Und wenn die ausgerechnet jetzt vorbeikämen?«, fragte Korhonen.
    »Tja. Mich könnte ich irgendwie rausreden. Vielleicht. Und dich würde ich als meine Geisel ausgeben«, sagte ich.
    Korhonen wirkte auf einmal nachdenklich.
    »Du selbst hast darauf bestanden mitzukommen«, erinnerte ich ihn. »Na, egal was passiert, du hältst den Mund. Das Reden übernehme ich.«
    Wir gingen knapp einen Kilometer durch schütteren Wald.
    »Da ist sie ja, genau richtig«, stellte ich zufrieden fest, als ein Bahndamm vor uns aufragte. »Die Kostamus-Bahn. Hier werden Eisenpellets transportiert. Und Passagierverkehr gibt’s auch. Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    Wir schlugen einen Pfad ein, der an den Gleisen entlangführte. Ich wusste, dass wir nicht mehr weit vom Treffpunkt entfernt waren. Und ich war sicher, dass sich irgendwo in der Nähe Menschen befanden. Ich blieb stehen, schloss die Augen und versuchte, Motorengeräusche oder Stimmen zu hören, Abgase oder Zigarettenrauch zu riechen.
    Ich befahl Korhonen, beide Taschen zu tragen, nahm selbst nur den Rucksack und hängte ihn an beiden Riemen über eine Schulter. Korhonen wollte protestieren, doch ich hielt warnend einen Finger an die Lippen.
    Die Bahnstrecke beschrieb eine weite Kurve. In der Ausbuchtung, die dadurch entstand, endete ein Fuhrweg, der knapp die Breite eines Wagens hatte. Am Wendeplatz stand ein grauer Uaz-Jeep. Ein Mann mit Uniformmütze stieg aus. Seinen Offiziersrang konnte ich auf die Entfernung nicht erkennen.
    »Obacht«, knurrte ich zu Korhonen hinüber. Dann straffte ich mich und marschierte auf den Wagen zu wie bei einer Parade. Korhonen schleppte mir keuchend die Taschen nach.

15
    »Willkommen, willkommen«, grüßte der rotgesichtige Major eifrig, legte die Hand an die Mütze und streckte sie mir anschließend hin. Er trug eine flache Schirmmütze, eine Jacke in Tarnfarben und eine grüne Diensthose mit leicht ausgebeulten Knien. Die Jacke ließ seinen muskulösen Oberkörper noch stämmiger erscheinen. Sie ragte an den Schultern hoch wie eine Schwimmweste aus dem Billigladen und ließ am Rücken einen Streifen Haut frei. Ich dachte bei mir, dass dieser Streifen im kühlen Herbst die richtige Zielscheibe für den Hexenschuss war; der Major würde krumm gehen und vor Schmerz stöhnen.
    »Ich bin Major Nikiforow.« Der Mann schlug die Hacken zusammen. »Sergej Andrejewitsch Nikiforow.«
    Ich sagte nichts, nickte nicht, sah den Major nicht einmal an. Ich ging an ihm vorbei zum Jeep und blieb vor der hinteren Tür stehen. Korhonen schleppte die Taschen an und ließ sie neben mir auf die Erde plumpsen. Ich bedachte ihn mit einem strengen Blick. Korhonen seufzte und hob die Taschen wieder auf, ließ sie an gekrümmten Fingern über die Schultern baumeln.
    Ein pickelgesichtiger Soldat eilte im Laufschritt herbei, um die Tür zu öffnen, salutierte und verstaute Korhonens Taschen hinter der Rückbank.
    »Wir konnten in der kurzen Zeit leider nicht viel vorbereiten. Aber die Sauna wird

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