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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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einzuhauen und verjagte es auch bald aus dem Reiche. Der Zar näherte sich ihm wieder und bat ihn zu sich in das Schloß. Aber er hörte nicht auf ihn, ritt hinweg, ließ sein Roß in's freie Feld laufen, kam nach Hause und legte sich schlafen. Der Zar gab wieder ein Festgelag wegen des Sieges über Polkan, aber er dachte immer, was das für ein Held sein möge, der sein Reich so beschützte und das Heer Polkan's niederschmetterte.
    Nach einiger Zeit fiel Polkan mit seinem Heere zum dritten Male in das Reich und forderte die Zarentochter Lotao zur Frau mit größern Drohungen. Da befahl der Zar abermals, ein Heer zu sammeln und gegen Polkan auszuschicken. Als beide Heere grimmig kämpften und Polkan die chinesische Macht zu schlagen anfing, da ging die Prinzeß Lotao zu ihrem Manne und sagte ihm, daß sie Polkan ihm rauben wolle. Iwan Bauersohn entfernte sich in Eile, sprang aus dem Fenster und lief in's freie Feld, wo er mit seiner Ritterstimme sein Roß rufte. Er setzte sich auf und ritt fort nach dem Heere Polkan's. Da sprach das Roß mit Menschenstimme: »Ach, Iwan Bauersohn, jezt ist für mich und dich ein schwerer Dienst gekommen; wehre dich soviel als möglich und stehe fest vor Polkan, sonst wirst du sammt dem ganzen chinesischen Heere umkommen.« Da setzte er sein Roß in Wuth, ritt auf Polkans Macht und fing an einzuhauen. Als Polkan sah, daß sein Heer geschlagen wurde, gerieth er in Zorn und überfiel Iwan, den Bauersohn, wie ein ergrimmter Löwe, und es stritten die beiden gewaltigen Helden, daß das ganze Heer sie anstaunte. Sie fochten lange Zeit, und Polkan verwundete Iwan, den Bauersohn, in die linke Hand. Da ergrimmte Iwan Bauersohn, richtete seinen scharfen Wurfspieß auf ihn, und durchbohrte sein Herz. Dann schlug er ihm das Haupt ab und verjagte den ganzen Ueberrest des Heeres aus China. Er trat vor den chinesischen Zaren, und dieser verbeugte sich vor ihm bis zur Erde, und lud ihn ein zu sich in das Schloß. Die Prinzeß Lotao sah Blut an seiner linken Hand, verband ihn mit ihrem Tuche, und bat ihn zu sich in das Schloß, aber Iwan Bauersohn hörte sie nicht und trabte hinweg. Er ließ sein Roß in das freie Feld laufen und ging selbst schlafen. Da befahl der Zar abermals ein großes Festgelag zuzubereiten. Die Zarentochter Lotao ging zu ihrem Manne und wollte ihn wecken; aber sie konnte ihn nicht erwecken. Da erblickte sie plözlich auf seinem Haupte, von dem die Blase abgefallen war, goldene Haare. Sie wurde sehr dadurch überrascht, trat näher zu ihm und erkannte ihr Tuch an seiner linken Hand, mit dem sie die Wunde des Siegers verbunden hatte, und nun wußte sie, daß er es gewesen, der drei Mal den Ritter Polkan besiegt und zuletzt getödtet hatte, lief sogleich zu ihrem Vater, führte ihn in ihre Schlafkammer und sprach: »Sehet, Herr Vater, Ihr habt zu mir gesagt, ich habe einen Narren geheirathet; betrachtet genau seine Haare und diese Wunde, die er von Polkan bekommen hat.« – Da erkannte der Zar, daß er es gewesen, der sein Reich drei Mal von dem Einfall des Ritter Polkan befreit hatte, und wurde sehr erfreut darüber. Sobald Iwan Bauersohn erwachte, nahm ihn der Zar bei seinen weißen Händen, führte ihn in seinen Pallast, dankte ihm für die Befreiung von dem Ritter Polkan, und da er schon alt war, setzte er die Krone auf das Haupt Iwan's, des Bauersohnes. Dieser bestieg den Thron und herrschte friedlich, und lebte mit seiner Gemahlin viele Jahre in großer Liebe und Einigkeit, und sie beschlossen ihr Leben im Glücke.
     

5. Märchen vom goldenen Berge.
     
    In einem Reiche lebte ein Zar mit seiner Gemahlin, die hatten drei schöne Söhne, der älteste hieß Wasili Zarewitsch, der mittelste Fedor Zarewitsch und der jüngste Iwan Zarewitsch. Eines Tages ging der Zar mit seiner Gemahlin im Garten spazieren; auf ein Mal erhob sich ein gewaltiger Sturm und entführte die Zarin aus seinen Augen. Der Zar war sehr betrübt und trauerte lange Zeit, wegen seiner Gemahlin. Die zwei älteren Söhne baten ihren betrübten Vater um den Segen, um auszuwandern, und ihre Mutter aufzusuchen. Er gab ihnen seinen Segen, und sie gingen lange Zeit, und kamen in eine öde Wüste. Sie schlugen ihre Zelte auf und warteten, bis Jemand kommen möchte, der ihnen den Weg zeigte. Aber drei Jahre blieben sie liegen und sahen Niemanden. Unterdessen erwuchs der jüngste Bruder Iwan Zarewitsch, ging auch zu seinem Vater, um ihn um seinen Segen zu bitten, und nahm Abschied von ihm. Er wanderte lange Zeit und

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