Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
Vom Netzwerk:
mich dessen gegen ihn berühmt,« antwortete Iwan, der Bauersohn, »und verlange von dir weiter nichts dafür, als daß du mir das schenkst, was dieses Getöse verursacht.« – Da sagte der Zar mit Lächeln: »Recht gern, nimm es, wenn du es brauchen kannst.« Iwan, der Bauersohn, verneigte sich vor dem Zaren und ging von ihm.
    Er kam zu dem Thorwächter und verlangte von ihm hundert Mann Arbeitsleute. Der Thorwächter gab ihm sogleich, was er verlangt hatte. Da nahm sie Iwan, der Bauersohn, und befahl vor dem Schlosse ein Loch zu graben. Und als die Arbeiter die Erde ausgeworfen hatten, erblickten sie eine eiserne Thüre mit einem kupfernen Ring. Diese Thür hob Iwan auf mit einer Hand und sah ein Ritterroß mit Pferdegeschirr und Ritterrüstung, und als das Roß einen seiner würdigen Reiter erblickte, fiel es vor ihm auf die Knie und sprach mit Menschenstimme: »Ei sieh da! du guter Jüngling, Iwan Bauersohn, mich hat der starke Ritter Lukopero hier hereingestellt, ich harre deiner gerade drei und dreißig Jahre und konnte dich kaum erwarten. Setze dich auf mich und reite, wohin dir nöthig ist, ich will dir treu und ehrlich dienen, wie ich meinem starken und berühmten Ritter Lukopero gedient habe.« Da sattelte Iwan, der Bauersohn, sein gutes Roß, gab ihm einen Zügel von gewirktem Bande, legte ihm einen tscherkassischen Sattel auf und schnallte ihm zehn Gurte um, von schemachanischer Seide. Er setzte sich auf dieses Roß und schlug es auf die Hüfte, und das Roß ergrimmte und erhob sich von der Erde höher, als der Wald, Berge und Thäler ließ es zwischen seinen Füßen, mit seinem Schweife bedeckte es große Flüsse, aus seinen Ohren ließ es dichten Dampf gehen, aus den Nasenlöchern Flammen. Da kam Iwan, der Bauersohn, in eine unbekannte Gegend und ritt in ihr gerade dreißig Tage und dreißig Nächte, und gelangte in's chinesische Reich. Hier stieg er ab von seinem guten Rosse und ließ es ins freie Feld laufen. Er selbst ging in die Stadt und kaufte sich eine Blase, zog sie über den Kopf und ging um den Zarenhof. Da fragten ihn die Leute, von wannen er gekommen wäre, was er für ein Mensch sei, welches Vaters und welcher Mutter Sohn. Er aber antwortete auf alle ihre Fragen nur: »Ich weiß nicht.« Da hielten ihn alle für einen Narren und erzählten von ihm dem chinesischen Zaren. Der Zar ließ ihn zu sich rufen und fragte ihn, von wo er herkäme und wie er sich nenne. Aber er antwortete auch dem Zaren: »Ich weiß nicht.« Darauf befahl der Zar, ihm vom Hofe fortzujagen. Aber es begab sich, daß da ein Gärtner war, welcher den Zaren bat, er solle ihm diesen Narren übergeben, damit er ihn bei der Gartenarbeit brauchen könne. Und der Zar überließ ihm den Iwan. Der Gärtner nahm ihn und führte ihn in den kaiserlichen Garten und befahl ihm, den Garten zu reinigen. Er selbst aber ging hinweg.
    Iwan, der Bauersohn, legte sich unter einen Baum und schlief ein. In der Nacht erwachte er und brach alle Bäume im Garten um. Früh morgens kam der Gärtner in den Garten und entsetzte sich, als er dieses sahe; er ging zu Iwan, dem Bauersohne, und fing an, ihn zu schimpfen, und fragte ihn, wer diese Bäume alle umgebrochen habe. Er aber antwortete ihm nur: »Ich weiß nicht.« Der Gärtner fürchtete sich, dies dem Zaren zu sagen; aber die Tochter des Zaren sah aus ihrem Fenster und wunderte sich über die Verwüstung und fragte den Gärtner, wer dies Alles gethan hätte. Der Gärtner antwortete, daß der »Ich weiß nicht« diese kostbaren Bäume zerbrochen habe, und bat zugleich, sie solle ihrem Vater nichts davon sagen, und versprach ihr, den Garten in bessern Zustand zu setzen, als er vorher war.
    Iwan schlief die andere Nacht nicht, sondern trug aus dem Brunnen Wasser und begoß die zerbrochenen Bäume, und früh morgens fingen sie an zu wachsen, und als die Sonne erschien, schlugen sie aus und wurden noch besser, als vorher. Als der Gärtner in den Garten kam, erstaunte er über die Veränderung, aber er fragte nun schon nicht darnach den Ich weiß nicht, weil er von ihm niemals eine Antwort bekam. Als die Zarentochter erwacht, von ihrem Lager aufgestanden war und in den Garten blickte, sah sie ihn in besserm Zustande, als vorher, und ließ deßwegen den Gärtner zu sich rufen und fragte, wie es zugegangen, daß der Garten wieder in so kurzer Zeit in so guten Zustand gekommen. Der Gärtner antwortete: er könne dies selbst nicht begreifen, und daraus erkannte die Zarentochter große Weisheit in dem

Weitere Kostenlose Bücher