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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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welcher mein leiblicher Vater herrscht.« Als dieses der Wärter Simbalda gesagt hatte, sattelte er für sich ein gutes Ritterroß und für Vowa Korolewitsch einen Paßgänger, nahm dreißig junge und tapfere Bursche mit sich, und eilte aus der Stadt.
    Sobald dies die treuen Diener Dadon's sahen, gingen sie zu ihm und sagten ihm, daß der Wärter Simbalda mit Vowa Korolewitsch und dreißig Jünglingen nach der Stadt Sumin zu seinem Vater entflohen sei. Als dies Zar Dadon hörte, befahl er sein Heer zu sammeln und schickte es aus, dem Vowa Korolewitsch und seinem Wärter Simbalda nachzusetzen. Und sie holten sie ein nahe bei der Stadt Sumin. Simbalda, der unvermeidliches Unglück und nahe Gefangenschaft sah, fing an in gestrecktem Laufe nach der Stadt Sumin zu jagen, und schloß sich ein. Vowa Korolewitsch war noch sehr jung, konnte sich auf dem Pferde nicht erhalten und fiel herab auf die Erde. Die Verfolger fingen blos Vowa Korolewitsch und brachten ihn zum Zaren Dadon; aber er schickte ihn zu seiner Mutter Militrisa Kirbitowna und sammelte selbst sein ganzes Heer und rückte vor die Stadt Sumin, um sie mit Gewalt einzunehmen und den Einwohnern und dem Wärter Simbalda bösen Tod zu geben. Er schlug sein Lager auf um die Stadt Sumin, auf den verbotenen Wiesen. Da träumte er einmal in der Nacht, daß ihn Vowa Korolewitsch mit einer Lanze durchbohrt habe. Er erwachte und war sehr finster, und berief einen seiner nächsten Bojaren zu sich, schickte ihn zu der Königin Militrisa Kirbitowna und bat sie, sie möchte den Vowa Korolewitsch tödten. Als Militrisa Kirbitowna von dem Abgesandten diesen Auftrag hörte, antwortete sie ihm: »Ich kann ihn jezt nicht selbst umbringen; denn er ist mein leibliches Kind; aber ich werde befehlen, ihn in ein dunkles Gefängnis zu setzen, und weder Essen noch Trinken zu geben; so wird er endlich Hungertodes sterben.«
    Unterdessen stand der Zar ein halbes Jahr vor der Stadt Sumin und konnte sie weder durch Gewalt, noch durch Hunger einnehmen. Endlich brach er sein Lager ab und ging in die Stadt Anton zurück. Der Wärter Simbalda versammelte nach seinem Abzuge ein Heer von fünfzehn tausend Mann, rückte vor die Stadt Anton, umringte sie von allen Seiten, ließ weder Reiter noch Fußgänger hinein und verlangte unaufhörlich, daß man ihm den Vowa Korolewitsch ausliefern solle; ohne ihn wollte er nicht abziehen. Da konnte Zar Dadon die Unruhe, die ihm der Wärter Simbalda machte, nicht länger ertragen; er sammelte ein Heer, noch ein Mal so stark, als das seinige, und jagte ihn bis in die Stadt Sumin.
    Eines Tages ging die schöne Königin Militrisa Kirbitowna in ihrem königlichen Hofe spazieren und kam bei dem Gefängnisse des Vowa Korolewitsch vorüber. Da rief er ihr mit lauter Stimme zu: »Ach, gnädige Frau Mutter, schöne Königin Militrisa Kirbitowna, warum zürnst du auf mich? Du hast mich in's Gefängnis geworfen, und gibst mir keine Speise, daß ich bald vor Hunger verschmachten werde. Habe ich dein Herz durch schlechte Handlungen oder thörichte Worte gekränkt, ober haben mich böse Menschen bei dir verläumdet?« – Da antwortete ihm Militrisa Kirbitowna: »Ich weiß keine schlechten Handlungen von dir, und habe dich nur wegen deiner Unehrerbietigkeit gegen den Zaren Dadon in's Gefängnis setzen lassen, welcher unser Reich gegen unsere Feinde beschützt, so lange du jung bist; aber bald werde ich dich aus dem Gefängnisse befreien, und jezt will ich dir Zuckergebäcke und Honigtrank schicken. Du kannst essen und trinken so viel du willst.«
    Als sie dieses gesagt hatte, ging sie in ihren königlichen Pallast und fing selbst an, aus Schlangenfett und Waizenteig zwei Brödchen zu bereiten, und als sie dieselben gemacht hatte, ließ sie sie backen, und schickte sie mit einem Mädchen, namens Tschernawka, zu Vowa Korolewitsch. Als das Mädchen zu ihm kam, sagte sie: »Mein Herr Vowa Korolewitsch, iß nicht von den Broden, welche dir deine Mutter zuschickt, sondern gib sie den Hunden, denn sie sind mit Gift gemischt; iß lieber ein Stück von meinem Brode.« – Vowa Korolewitsch nahm die Brödchen und warf sie den Hunden vor, welche krepirten, sobald sie sie aufgefressen hatten. Als er die redliche Gesinnung des Mädchens Tschernawka sah, nahm er schwarzes Brod und aß es, und als sie fortgehen wollte, bat er sie, sie möchte die Thüre hinter sich nicht zumachen. Das Mädchen Tschernawka erhörte seine Bitte und ließ die Thüre unverschlossen, und sie kam zu der schönen

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