Russische Volksmaerchen
seiner Jugend, und lade ihn in mein königliches Schloß, Salz und Brod zu essen,und mit meiner Tochter Hochzeit zu feiern.«
Der König Sensiboi Andronowitsch entließ den Gesandten, und befahl, die Stadtpforten zu öffnen, ging selbst dem König Markobrun entgegen, nahm ihn bei den weißen Händen, führte ihn in die weißsteinernen Gemächer, ließ ihn sitzen an Eichentischen, vor feinen gewürfelten Tischtüchern und vor Zuckergebäcke, und sie fingen an zu essen und zu trinken und Kurzweil zu treiben.
Da erwachte Vowa Korolewitsch von seinem fünftägigen Schlafe und hörte vor der Stadt Menschengetümmel und Pferdewiehern. Er ging in die weißsteinernen Gemächer zu der schönen Prinzeß Druschnewna und sprach: »Meine gnädige Herrin, schöne Prinzeß Druschnewna, ich höre vor der Stadt ungewöhnliches Menschengetümmel und Pferdewiehern, und man sagt, daß Markobrun's Edelleute sich mit einem Lanzenstechen belustigen. Ich habe Lust dazu, befiehl, mir ein gutes Roß zu geben, und entlasse mich, ihnen zuzusehen.« – Die Prinzeß Druschnewna antwortete ihm: »Junger Fant Anhusei, wie kannst du zu Markobrun's Edelleuten reiten, du bist noch sehr jung und kannst dich nicht fest genug auf dem Rosse halten. Wenn du aber dazu gar so große Lust hast, so nimm dir ein gutes Roß und reite, der Kurzweil der Edelleute Markobrun's zuzusehen, aber nimm keine Waffen mit dir, und mische dich nicht in ihre Belustigungen.« Als Vowa die Erlaubnis erhalten, ging er in den Stall, nahm einen Besen und ritt aus der Stadt. Sobald Markobrun's Edelleute den Vowa Korolewitsch mit einem Besen in der Hand sahen, fingen sie an, ihn zu verspotten und sprachen: »Da reitet ein Stallknecht des Königs Sensiboi mit einem Besen, das Feld zu unsern Lustbarkeiten zu fegen.« – Aber dem Vowa behagten ihre Spöttereien nicht, er ritt näher zu ihnen, und fing an, sich mit dem Besen zu wehren, und sie zu zweien und zu dreien niederzuschlagen. Als dies Markobrun's Edelleute sahen, begannen sie zu zehn Mann und mehr auf ihn einzustürzen, aber er schlug auch diese alle nieder. Da ergrimmten die übrigen Krieger und gingen zu zwei hunderten auf ihn los, und wollten ihn mit den Pferden niedertreten, aber auch da wich er nicht zurück und erschlug Einen nach dem Andern, bis auf zwei Mal hundert taufend Mann. Als dies die schöne Königstochter Druschnewna aus ihrem Fenster sah, ging sie zu ihrem Vater und sagte zu ihm: »Mein gnädiger Herr Vater, König Sensiboi Andronowitsch, laß deinen Diener Anhusei Einhalt thun. Er ist in das freie Feld zu Markobrun's Edelleuten geritten, ihrem Turnierspiel zuzusehen, aber sie sind ergrimmt und stürzen auf ihn ein in großer Menge. Es wäre Schade, wenn man ihn erschlüge, er ist noch ein junges Kind und hat wenig Kräfte.« – Der König Sensiboi Andronowitsch schickte sogleich zu Vowa und befahl ihm, in die Stadt zurückzukehren.
Vowa gehorchte dem Befehle des Königs, kehrte augenblicklich in die Stadt zurück, legte sich schlafen, und schlief neun Tage und neun Nächte. In der Zeit, während er schlief, rückte in das armenische Reich der mächtige Zar und Ritter Lukoper; sein Kopf ist wie ein Bierkessel groß, zwischen seinen Augenbraunen ist eine Spanne Raum, seine Schultern sind einen Pfeil breit, und er hat Riesenlänge. Von so einem gewaltigen Ritter hat man noch nie gehört, und er brachte ein Heer noch ein Mal so stark, als das Heer Markobrun's, und er umringte die Stadt des Königs Sensiboi Andronowitsch, und schickte einen Gesandten zu ihm, der zum König Sensiboi folgendermaßen sprach: »König Sensiboi Andronowitsch, mich hat Lukoper, der mächtige Zar und Ritter der Ritter, zu dir gesendet, um dir zu sagen, daß er an deine Stadt gerückt sei, nicht um zu schmausen und zu kurzweilen, sondern um deine Tochter, die schöne Prinzeß Druschnewna, für sich zur Gemahlin zu fordern, und um von dir zu verlangen, daß du den Markobrun abweisest. Wenn du seinen Befehlen nicht gehorchen willst, so wird er deine Stadt mit Sturm einnehmen, die Einwohner in Gefangenschaft abführen, das ganze Heer Markobrun's zu Boden strecken, dir und ihm bösen Tod geben, die schöne Prinzeß Druschnewna mit Gewalt nehmen, die Stadtmauern schleifen, und den ganzen Wohnort niederbrennen. Wenn du ihm deine Tochter aber freiwillig übergibst, so wird er dir ein Schützer gegen deine Feinde sein, und ein treuer Hüter und Erhalter deines Reiches.« –
Als der König Sensiboi Andronowitsch solche Worte hörte, konnte
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