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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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er nichts entgegnen und entließ den Gesandten ohne Antwort. Darauf rief Sensiboi den Markobrun zu sich, und sann nach mit ihm, und sie beschlossen beide, mit ihren Heeren gegen Lukoper zu rücken. Sogleich ließen sie ihre Rosse satteln, nahmen in die Rechte ein stählernes Schwert, in die linke eine scharfe Lanze, und ritten aus der Stadt. Als sie der Ritter Lukoper erblickte, richtete er seine Lanze mit dem stumpfen Ende gegen Markobrun und Sensiboi, stieß sie, Einen nach dem Andern, aus dem Sattel, machte sie zu Gefangenen, und schickte sie an seinen Vater Saltan Saltanowitsch, welcher mit seinem Heere am Ufer des Meeres stand. Darauf überfiel Lukoper das Heer des Königs Sensiboi und Markobrun's, und fing an unbarmherzig zu tödten, und er hieb noch nicht so viel nieder, als sein gutes Roß mit Füßen trat. In kurzer Zeit schlug Lukoper die ganze Heeresmacht, und bedeckte die ganzen königlichen verbotenen Wiesen mit Menschenleichen. In dieser Zeit erwachte Vowa Korolewitsch aus seinem Schlafe, und hörte großes Getümmel von Lukopers Heere, und das Wiehern der Rosse. Er kam zu der schönen Prinzeß Druschnewna, und sprach zu ihr folgendermaßen: »Meine Herrin, Prinzeß Druschnewna, ich höre vor der Stadt das Getümmel von Lukoper's Kriegern, welche mit Lanzenstechen sich jezt belustigen, nach dem Sieg über deinen Vater und Markobrun, welche er in Haft zu seinem Vater, dem Zaren Saltan Saltanowitsch, an's Ufer des Meeres geschickt. Das Herz wurde mir zerrissen, als ich von der Gefangenschaft meines gnädigen Königs hörte. Deswegen bin ich als dein treuer Diener zu dir gekommen, um Erlaubnis zu bitten, mir ein gutes Roß und aus dem königlichen Stalle das Pferdegeschirr, und ein Schlachtschwert, und eine stählerne Lanze zu nehmen. Gestatte mir, gegen das Heer Lukopers zu rücken, an ihm meine starken Arme zu versuchen, und mich über seine prahlerischen Krieger lustig zu machen.« – Die Prinzeß Druschnewna antwortete: »Ich will deinen Wunsch erfüllen, junger Fant, aber vorher mußt du mir die Wahrheit sagen, aus welchem Stande du stammst, und wie dein wirklicher Name ist. Ich weiß, daß du mir und meinem Vater bisher die Wahrheit nicht gesagt hast. Deine ungewöhnliche Schönheit, und deine tapfern Thaten lassen keinen Bürgersohn vermuthen.« – »Meine Herrin,« gab ihr Vowa Korolewitsch zur Antwort, »ich wollte dir meinen wahren Stand und Namen nicht entdecken, aber da ich jezt auf einen Kampf auf Leben und Tod ausreiten will, und nicht weiß, ob ich lebendig daraus zurückkehre, oder mein Haupt sich neigt bei der Rettung meines Königs aus der Gefangenschaft, so will ich dir von mir die Wahrheit sagen: mein Vater war der berühmte König Guidon, ein mächtiger Ritter im freien Felde, und ein barmherziger gegen seine Unterthanen. Meine Mutter ist die Königin Militrisa, Tochter des Zaren Kirbit Wersoulowitsch; mein Name ist Vowa. Mein Vaterland und Reich habe ich in jungen Jahren verlassen, weil der König Dadon unser Reich erobert, und meinen Vater auf eine hinterlistige Weise ermordet, und sich der Herrschaft meines Vaters bemächtigt hat. Er suchte Gelegenheit, mich zu tödten, aber ich entfloh ihm, schiffte mit Kaufleuten in euer Reich und wurde an deinen Vater verkauft.« –
    Als dieses die schöne Druschnewna hörte, wurde ihr Vowa Korolewitsch noch theurer, sie ließ ihn sich zu sich setzen, und fing an ihm zuzureden: »Mein lieber und tapferer Ritter Vowa Korolewitsch, du willst in einen Kampf auf Leben und Tod gegen den Zaren Lukoper und sein Heer ziehen, aber du weißt vielleicht nicht, dass er sehr stark ist, und ein tapferes und zahlreiches Heer bei sich hat, und du bist noch sehr jung und hast noch nicht Manneskraft erreicht; bleibe lieber in meiner Stadt, nimm mich zur Gattin, und schütze meine Stadt und mein Volk gegen die Feinde.« – Aber Vowa Korolewitsch ließ sich nicht erweichen durch ihre Worte, und bat von Neuem um Ritterroß und Rüstung. Die Prinzeß Druschnewna sah sein inständiges Bitten, nahm von der Wand ein Schlachtschwert, gürtete es ihm mit eigenen Händen um, legte ihm eine Ritterrüstung an, und führte ihn zu dem steinernen Stalle nach einem Ritterrosse, das hinter zwölf eisernen Thüren und zwölf großen Schlössern stand, und sie befahlen den Stallknechten, die Schlösser abzuschlagen. Aber sobald das Roß einen seiner würdigen Reiter gewahrte, fing es an, mit den Füßen die Thüren einzustoßen, zerschmetterte sie alle, rannte heraus, stellte

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