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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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mit dem Rosse umging, rief ihn zu sich und befahl ihm, an seinem Hofe beim Stalle zu dienen und das Ritterroß zu pflegen. Da dies die schöne Prinzeß Druschnewna hörte, ließ sie den Vowa vor sich kommen und fragte ihn, wie er im Stande sei, dieses Ritterroß zu bändigen, dem sich Niemand vorher zu nahen gewagt, aus Furcht vor seiner Wuth. Da antwortete Vowa: »Meine Herrin, schöne Prinzeß Druschnewna, dieses Roß ist hitzig und aufbrausend vor Markobrun's Stallknechten, welche nie auf ihm geritten sind; aber wer sein Herr war im Königreiche des Sensiboi Andronowitsch, und auf ihm in der Schlacht geritten ist, den kennt es und dem gehorcht es. Das Roß hat mich durch den Geruch erkannt, und du hast drei Mal mit mir gesprochen und hast nicht erkannt, daß ich Vowa Korolewitsch bin.« – Als er dies gesagt hatte, wollte er fortgehen, aber die schöne Druschnewna hielt ihn zurück und sprach: »Beunruhige mich nicht mit deinen Worten, Alter, und wage nicht, über meinen Kummer zu spotten, ich kenne Vowa Korolewitsch: er ist sehr schön und jung und weiß; aber du bist alt und schwarz.« – »Wenn du mir nicht glaubst, so befiehl, Wasser zu bringen, und du wirst sehen, ob ich die Wahrheit gesprochen.« – Man brachte Wasser, und Vowa wusch sich vor den Augen Druschnewna's mit dem weißen Pulver, und er wurde jung und schön, wie vorher. Als sie dies sah, sprang sie von der Stelle vor Freude, stürzte sich dem Vowa Korolewitsch an den Hals, küßte ihn, nannte ihn mit zärtlichen Namen, drückte ihn an ihre weiße Brust und sprach: »Mein lieber und holder Freund, Vowa Korolewitsch, deineswegen habe ich drei Jahre meinem Vater nicht gehorcht und die inständigen Bitten des Königs Markobrun, ihn zu heirathen, zurückgewiesen, aber da ich so lange Zeit von dir keine Nachricht erhielt, dachte ich, du befändest dich nicht mehr unter den Lebendigen, und war genöthigt, gegen Willen und Wunsch mit dem von mir ungeliebten Markobrun in sein Reich zu reisen. Hier schob ich die Hochzeit von einem Tage zum andern auf, in der Hoffnung, von dir etwas zu hören; aber da ich dich jezt vor Augen sehe, so kann ich dreist den Markobrun abweisen, und mit dir an's Ende der Welt wandern.«
    Darauf sagte Vowa Korolewitsch zu ihr: »Meine liebe Druschnewna, du kannst immerhin auf meine Tapferkeit vertrauen; aber jezt können wir nicht öffentlich fortwandern wegen der großen Zahl von Markobruns Kriegern und wegen der Volksmenge, die auch zehn der tapfersten Ritter nicht niederschlagen könnten, besonders in der Mitte ihrer Stadt. Lieber nimm dies Pulver und schütte es dem Markobrun in's Getränk; davon wird er neun Tage lang sehr fest schlafen, und im Verlaufe dieser Zeit können wir uns ohne allen Nachtheil sehr weit von seinem Reiche entfernen.« Kaum hatte er diese Worte zur schönen Druschnewna gesagt, ihr das Pulver gegeben und war hinausgegangen, so kam der König Markobrun herein. Da sprach Druschnewna zum ersten Male mit ihm sanft und freundlich, brachte ihm auf einem silbernem Brette ein Glas süßen Meth, schüttete vorher das Schlafpulver hinein, und Markobrun, von ihrem Schmeicheln gereizt, nahm sogleich das Glas, trank es aus und schlief nach einer kurzen Weile ein.
    Darauf ging die schöne Prinzeß Druschnewna heraus auf ihre Treppe, und befahl ihrem treuen Diener, ihr einen guten Paßgänger und dem Vowa Korolewitsch das Ritterroß zu bringen. Sie gab ihm eine Ritterrüstung, und in dunkeler Nacht entflohen sie aus dem Reich Markobruns. Drei Tage ritten sie, und am vierten wählten sie sich einen angenehmen Ort, hielten bei einem klaren Bache an, schlugen ein weißes Zelt auf und schliefen ein, von der Reise ermüdet.
    An einem hellen Morgen tränkte Vowa Korolewitsch sein gutes Ritterroß. Auf ein Mal fing dasselbe an zu wiehern und mit den Füßen den Boden zu stampfen, und gab dadurch dem Vowa Korolewitsch zu verstehen, daß eine feindliche Macht gegen ihn im Anzuge sei. Da sattelte er sein Roß, legte seine Ritterrüstung an, gürtete das Schlachtschwert um, ging in das weiße Zelt und nahm Abschied von Druschnewna, indem er sprach: »Meine liebe Druschnewna, ich gehe, um mit einem großen Heere zu kämpfen, aber gräme dich nicht. Ehe die Sonne sinkt, habe ich das Heer geschlagen und kehre zu dir zurück.« Als er dies gesagt, ritt er gegen das Heer, und schlug das ganze Heer, und ließ nur drei Menschen übrig. Und sobald er erfuhr, daß dieses Heer von König Markobrun zu seiner Verfolgung bestimmt war, ließ

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