Russische Volksmaerchen
belohnen.«
Sobald dies die Kaufleute vernahmen, schickten sie einen Kahn an das Ufer, und nahmen Bowa Korolewitsch zu sich auf das Schiff. Bald darauf kamen die Verfolger an den Strand und mit ihnen Saltan Saltanowitsch selbst. Da schrie Zar Saltan Saltanowitsch den Schiffern zu: "He! ihr fremden Kaufleute, gebt mir auf der Stelle meinen entsprungenen Verbrecher zurück, welchen ihr auf eurem Schiffe aufgenommen habt. Wenn ihr ihn mir nicht sogleich ausliefert, so erlaube ich euch nicht mehr, in meinem Reiche Handel zu treiben, sondern befehle, euch alle zu fangen und mit bösem Tode zu bestrafen.« Als dies die Kaufleute hörten, entsetzten sie sich vor dem Zorne des Zaren und wollten Vowa wieder zurück an das Ufer schicken; aber er zog ein Schwert unter dem Kleide hervor, und fing an, sie niederzuhauen. Dies sehend, fielen die übrigen vor ihm auf die Knie und versprachen, mit ihm zu fahren, wohin er nur wolle. Da befahl Vowa, die Segel aufzuziehen, und von dem Reiche des Saltan Saltanowitsch in's offene Meer zu steuern. Nach dreimonatlicher Reise gelangten sie an das sadonische Reich, und weil er dies nicht wußte, fragte er einen Fischer, was das für ein Reich wäre, das er vor sich sähe. »Das ist das sadonische Reich,« antwortete der Fischer, »und der König darin heißt Markobrun.« Da fragte Vowa weiter: »Ist es etwa der Markobrun, welcher bei dem Zaren Sebsibri Andronowitsch um seine Tochter angehalten hat?« »Derselbe,« entgegnete der Fischer, »und er ist noch nicht längst aus seinem Reiche mit der schönen Braut, der Prinzeß Druschnewna angekommen, mit welcher er bald Hochzeit halten wird.« – Als Vowa Korolewitsch dies hörte, stutzte er und konnte lange kein Wort hervorbringen. Als er endlich wieder zu sich kam, sprach er zu dem Fischer: »Bringe mich auf die andere Seite, guter Fischer, und ich will dich reichlich belohnen.« – Er theilte unter seinen Schiffsgenossen das Vermögen der getöteten Kaufleute, entließ sie mit ihrem Schiffe und ging mit dem Fischer in's sadonische Land.
Er richtete seinen Weg auf die Hauptstadt Markobruns. Zwei Tage lang ging er, und kein einziger Mensch begegnete ihm. Den dritten Tag traf er auf den Pilgrim, der ihm das Schlafpulver eingegeben, und das Schlachtschwert, den Streitkolben und das gute Roß geraubt hatte. Vowa Korolewitsch ergriff ihn, zog ihn vom Pferde herab, warf ihn auf den feuchten Boden und sprach: »Ha, verruchter Pilgrim, du hast mich wegen eines Kruges Wasser beraubt, hast mir das gute Roß entführt und mich ohne Waffen in einer öden Wüste gelassen, wo mich wilde Tiere zerreißen konnten. Dafür will ich dir jezt den Tod geben.« – Da flehte der Pilgrim: »Tapferer Herr Ritter, Vowa Korolewitsch, gieb mir nicht den Tod, sondern schenke mir das Leben. Ich gebe dir dein Roß, dein Schlachtschwert und deinen Streitkolben zurück, und für meine Schuld noch drei Pulver dazu. Wenn du dich mit dem einen waschen wirst, so wirst du alt werden, und Niemand wird dich erkennen; wenn du dich mit dem andern waschen wirst, so wirst du wieder so, wie du gewesen bist, und wenn du das dritte Pulver Jemandem im Getränke reichst, so wird er neun Tage fest wie ein Todter schlafen.« – Als Vowa Korolewitsch dies hörte, nahm er von ihm die drei Pulver, das Schlachtschwert und seine schwarze Kleidung. Das Roß und seine Kleider gab er ihm zurück. Alsdann wusch er sich mit dem ersten Pulver und ging in die Stadt. Er kam auf den königlichen Hof und fing an, in einer Küche im Namen des Vowa Korolewitsch um ein Almosen zu bitten. Als dies einer von den Köchen hörte, ergriff er einen Brand auf dem Heerde, schlug damit Vowa Korolewitsch auf den Kopf und sprach: »Alter Taugenichts, bitte nicht um Almosen im Namen Vowa's, bei uns ist es bei Todesstrafe verboten, seinen Namen auszusprechen.« – Vowa Korolewitsch fühlte diesen Schlag nicht, aber er ergriff den Brand, schlug ihn, und sprach dazu: »Es schickt sich nicht für Dich, Spitzbube, Einen zu schlagen, der besser ist, als du. Du konntest mir es lieber mit Worten sagen, und wenn ich dir nicht gehorche, so war es noch Zeit, mich zu schlagen.« Aber der arme Koch hatte schon seinen Geist aufgegeben, und diese Ermahnung nicht mehr gehört. Als dies seine Kameraden sahen, liefen sie fort und erzählten es ihrem Haushofmeister, welcher in die Küche kam und den Vowa fragte, wie sich die Sache verhielt. Vowa Korolewitsch nahm die Haltung eines bejahrten Greises an und sprach zu dem Haushofmeister:
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