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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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sah, daß Emelja auf dem Ofen kam, wunderte sich der König sehr; aber der Narr blieb liegen und sagte nichts. Darauf fragte ihn der König, warum er so viel Menschen umgefahren habe, als er nach Holz in den Wald fuhr? Emeljan antwortete: »Sie waren daran Schuld, weil sie nicht auswichen.«
    Zu derselben Zeit kam die Tochter des Königs an das Fenster und sah nach dem Narren; und Emeljan sah plözlich nach dem Fenster, in dem sie ihn betrachtete, und bemerkend, daß sie sehr schön sei, sagte er leise: »Auf Befehl des Hechtes und auf meine Bitte, frisch auf! es verliebe sich diese schöne Jungfrau in mich.« – Und kaum hatte er diese Worte gesprochen, so verliebte sich die Tochter des Königs in ihn. Und der Narr sagte: »Auf des Hechts Befehl und auf meine Bitte, frisch auf! gehe, Ofen, nach Hause!« – Sogleich ging der Ofen mit ihm vom Hofe durch die Stadt, kam nach Hause, und stellte sich an seinen vorigen Ort. Emeljan lebte darauf eine Zeit lang glücklich.
    Aber in der Stadt geschah etwas Anderes, denn auf die Worte des Narren hatte sich die Tochter des Königs verliebt, und fing an, ihren Vater zu bitten, er möchte ihr den Narren zum Manne geben. Der König zürnte heftig gegen sie und den Narren, und wußte nicht, wie er ihn bekommen sollte. In dieser Zeit stellten die Minister dem Könige vor, er sollte den Offizier, welcher schon früher nach Emeljan ausgefahren war, und nicht verstanden hatte, ihn zu bekommen, zur Strafe, daß er ihn nicht bekommen hatte, wieder nach ihm schicken. Der König befahl auf ihren Rath, den Offizier zu rufen, und als der Offizier vor ihm stand, sprach der König zu ihm: »Höre, mein Freund, ich habe dich früher nach dem Narren geschickt, du hast ihn aber nicht gebracht. Zur Strafe schicke ich dich zum zweiten Mal, damit du mir ihn unfehlbar bringst. Wenn du ihn bringst, so wirst du belohnt werden; wenn du ihn nicht bringst, so wirst du bestraft werden.«
    Als der Offizier dies gehört hatte, ging er unverzüglich vom Könige fort, nach dem Narren, und sobald er in jenes Dorf kam, ließ er den Starosten wieder kommen, und sagte zu ihm: »Sieh, ich gebe dir hier Geld, kaufe Alles, was morgen zu einem Mittagessen nöthig ist; rufe den Emeljan, und wenn er zu dir zum Essen kommt, so gib ihm so lange zu trinken, bis er sich hinlegt zu schlafen.« Der Starosta, wissend, daß er vom König komme, war gezwungen, ihm zu gehorchen, kaufte Alles, und ließ den Narren einladen. Als Emeljan sagte, er würde kommen, erwartete ihn der Offizier mit großer Freude. Den andern Tag kam der Narr. Da trug der Starosta Getränke auf, und trank ihm so zu, daß Emeljan sich schlafen legte. Sobald der Offizier sah, daß er schlief, ergriff er ihn gleich, und befahl die Kibitke vorzufahren, und als sie vorgefahren war, legten sie den Narren darauf, und der Offizier setzte sich in die Kibitke und brachte ihn gerade in die Stadt, und von da sogleich in das Schloß. Die Minister meldeten dem König die Ankunft dieses Offiziers. Und sobald der König es hörte, befahl er, unverzüglich ein großes Faß zu bringen, und ließ es mit eisernen Reifen umlegen, was sogleich gemacht war. Und dieses Faß wurde zum König gebracht, und der König, sehend, daß Alles bereit war, befahl, seine Tochter und den Narren in dieses Faß zu setzen und es zu verpichen. Als sie sie in's Faß gesetzt und dasselbe verpicht hatten, befahl der König, dieses Faß in's Meer zu lassen, und auf seinen Befehl ließen sie es unverzüglich forttreiben. Der König kehrte zurück in sein Schloß, und das fortgelassene Faß schwamm einige Zeit auf dem Meere, und der Narr schlief diese ganze Zeit; und als er erwachte und sah, daß es finster war, fragte er bei sich: »Wo bin ich?« denn er dachte, er sei allein. Aber die Prinzeß sprach: »Du bist in einem Fasse, Emeljan, und ich bin mit dir eingesperrt.« – »Aber wer bist du?« fragte der Narr. »Ich bin die Tochter des Königs.« Und nun erzählte sie ihm, warum sie mit ihm zusammen eingesperrt worden. Dann bat sie ihn, daß er sich und sie aus dem Fasse befreien sollte. Aber der Narr sagte: »Ich liege auch hier warm.« – »Erzeige mir die Gnade,« sagte die Prinzeß: »erbarme dich meiner Thränen und befreie mich aus diesem Fasse.« – »Warum nicht gar?« sagte Emeljan, »ich bin faul.« – Die Prinzeß fing wieder an zu bitten: »Erzeige mir die Gnade, Emeljan, befreie mich aus diesem Fasse, und laß mich nicht sterben.« – Der Narr, durch ihre Bitten und Thränen

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