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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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siehst. Du siehst, wie kalt es ist, und daß es einer Mannsperson zukommt, zu gehen.« – Aber er sagte: »Ich bin faul.« – Die Schwägerinnen schrien ihn wieder an: »Wie? du bist faul? du willst essen, aber wenn kein Wasser da ist, ist es unmöglich zu kochen.« – Dann setzten sie hinzu: Schon gut, so werden wir es unsern Männern sagen, daß sie ihm nichts geben, wenn sie auch den rothen Rock und Alles für ihn gekauft haben.«
    Dies hörte der Narr und da er wünschte, den rothen Rock und die Mütze zu bekommen, war er gezwungen, zu gehen; er stieg von dem Ofen und fing an, Schuhe und Strümpfe anzuziehen und sich anzukleiden. Als er sich angezogen und die Eimer und das Beil genommen hatte, ging er an den Fluß, denn ihr Dorf lag an einem Flusse. Und als er an den Fluß gekommen war, fing er an, ein Loch in das Eis zu hauen, und er haute ein außerordentlich großes. Dann schöpfte er Wasser in die Eimer und stellte sie auf das Eis; er selbst stand neben dem Loche, und sah in das Wasser. In derselben Zeit sah der Narr, daß in der Oeffnung ein sehr großer Hecht schwamm. So dumm auch Emeljan war, so wünschte er doch diesen Hecht zu fangen. Deßhalb fing er an, ein Wenig hinzugehen, näherte sich immer mehr, ergriff ihn plözlich mit der Hand, zog ihn aus dem Wasser, legte ihn an die Brust und wollte nach Hause gehen; aber der Hecht sprach zu ihm: »Wozu, du Narr, hast du mich gefangen?« – Darauf sagte er: Ich bringe dich nach Hause und lasse dich von den Schwägerinnen kochen.« – »Nein, Narr, bringe mich nicht nach Hause, sondern laß mich wieder in's Wasser, ich mache dich dafür zu einem reichen Mann.« – Aber der Narr warf ihn nicht hinein und wollte nach Hause gehen. Als der Hecht sah, daß der Narr ihn nicht los ließ, sagte er: »Höre, Narr, lasse mich in's Wasser, ich mache für dich, was du nicht selbst machen willst, Alles dies soll nach deinem Wunsche vollzogen werden.« Als der Narr dies hörte, freute er sich ungemein, denn da er außerordentlich faul war, so dachte er bei sich selbst: »Wenn der Hecht Alles macht, wozu ich nicht Lust habe, so wird Alles fertig werden, ohne daß ich zu arbeiten brauche.« Darauf sprach er zum Hechte: Ich lasse dich nur in das Wasser, wenn du thust, was du versprichst.« – Da versprach es der Hecht: »Vorher laß mich ins Wasser und ich halte mein Versprechen.« – Allein der Narr sagte zu ihm, er sollte vorher sein Versprechen erfüllen, dann würde er ihn frei lassen. Als der Hecht sah, daß er ihn nicht in's Wasser lassen wollte, sagte er: »Wenn du wünschest, wie ich dir gesagt habe, daß ich Alles mache, was du willst, so ist es nöthig, daß du mir jezt sagest, was du willst.« – Der Narr sagte zu ihm: »Ich wünsche, daß meine Eimer selbst aus dem Wasser auf den Berg gehen (denn jenes Dorf lag auf einem Berge), aber daß das Wasser nicht verschüttet wird.« – Der Hecht antwortete sogleich: »Gedenke der Worte, welche ich jezt zu dir sagen werde, und höre, worin diese Worte bestehen: Auf des Hechtes Befehl und auf meine Bitte, geht ihr Eimer selbst auf den Berg!« Der Narr sagte ihm diese Worte nach: »Auf des Hechtes Befehl und auf meine Bitte, geht ihr Eimer selbst auf den Berg!« Und sogleich mit Gedankenschnelle gingen sie selbst auf den Berg. Als Emeljan dieses sahe, wunderte er sich überaus; dann sprach er zum Hechte: »Wird Alles so geschehen?« – Darauf entgegnete der Hecht: »Es wird Alles geschehen, was du nur wünschest, aber vergiß nicht, vergiß ja nicht die Worte, die ich dir gesagt habe.« Darauf ließ er den Hecht in's Wasser und er selbst ging den Eimern nach.
    Seine Nachbarn erstaunten und sagten unter einander: »dieser Narr macht, daß die Eimer selbst aus dem Wasser gehen, und er geht ihnen nach.« Emeljan sagte nichts zu ihnen und ging nach Hause. Die Eimer waren in die Stube hinauf gestiegen und standen auf der Fußbank; aber der Narr ging auf den Ofen.
    Nach Verlauf einiger Zeit sagten die Schwägerinnen wieder zu ihm: »Emeljan, was faullenzest du? Gehe, du mußt Holz hauen.« – Aber der Narr antwortete: »Ja und ihr, wer seid denn ihr?« – Die Schwägerinnen schrien ihn an: »Du siehst, jezt ist ja Winter, und wenn du nicht gehst, Holz zu spalten, so wirst du frieren.« – »Ich bin faul,« sagte der Narr. – »Wie? du bist faul?« sagten die Schwägerinnen, »wenn du nicht gehest, Holz zu spalten, so werden wir es unsern Männern sagen, daß sie dir weder den rothen Rock noch die rothe Mütze, noch

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