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Russische Volksmaerchen

Russische Volksmaerchen

Titel: Russische Volksmaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Dietrich
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die rothen Stiefel geben.« – Der Narr, welcher wünschte, den rothen Rock, die Mütze und Schuhe zu erhalten, war genöthigt, Holz zu hauen, und da es außerordentlich kalt war, und er nicht vom Ofen steigen wollte, so sprach er leise, auf dem Ofen liegend, die Worte: »Auf Befehl des Hechtes und auf meine Bitte, frisch auf, Beil, haue Holz, und ihr Scheite, geht selbst in die Stube und legt euch in den Ofen.« – Das Beil sprang, ohne abgenommen zu werden, hinaus in den Hof, und fing an, Holz zu hauen, und das Holz ging selbst in die Stube und legte sich in den Ofen. Als die Schwägerinnen dies sahen, wunderten sie sich außerordentlich über Emeljan's neue Schlauheit, und da jeden Tag, so oft nur der Narr Holz spalten sollte, das Beil es that, so lebte er mit den Schwägerinnen einige Zeit in Ruhe. Darauf sagten die Schwägerinnen: »Emeljan, wir haben jezt kein Holz mehr, gehe in den Wald und schlage frisches.« – Der Narr sprach: »Ja und ihr, wer seid denn ihr?« – Die Schwägerinnen antworteten: »Der Wald ist weit und jezt ist Winter, und für uns ist es zu kalt, in den Wald nach Holze zu gehen.« – Allein der Narr sagte: »Ich bin faul.« – »Wie? du bist faul?« sagten die Schwägerinnen, »du wirst frieren, und wenn du nicht gehest, so lassen wir, wenn unsere Männer, deine Brüder, kommen, dir nicht den rothen Rock, die Mütze und die Stiefel geben.« Der Narr, welcher den rothen Rock, die Mütze und die Stiefel zu haben wünschte, war genöthigt, in den Wald nach Holz zu gehen, stand auf vom Ofen, fing an Schuhe und Strümpfe anzuziehen und sich anzukleiden, und als er sich angekleidet hatte, ging er in den Hof, zog den Schlitten aus dem Schuppen, nahm einen Strick und das Beil mit sich, setzte sich in den Schlitten, und sprach zu seinen Schwägerinnen: »Macht den Thorweg auf!«
    Als die Schwägerinnen sahen, daß er im Schlitten ohne Pferde fahren wollte, denn der Narr hatte die Pferde nicht vorgespannt, sagten sie zu ihm: »Emeljan, du hast dich in den Schlitten gesetzt, aber die Pferde nicht vorgespannt.« Allein er antwortete, die Pferde seien ihm nicht nöthig, sondern nur, daß ihm der Thorweg geöffnet würde. Die Schwägerinnen machten ihn auf, und der Narr im Schlitten sitzend, sagte: »Auf Befehl des Hechtes und auf meine Bitte, frisch auf, Schlitten! gehe in den Wald.« Nach diesen Worten ging der Schlitten sogleich aus dem Hofe, so daß die Einwohner dieses Dorfes, welche es sahen, erstaunten, daß Emeljan im Schlitten ohne Pferde fuhr, und so schnell, daß, wenn auch ein Paar Pferde wären vorgespannt gewesen, sie unmöglich schneller hätten fahren können. Und da der Narr durch die Stadt in den Wald fahren mußte, so kam er in diese Stadt; aber er wußte nicht, daß man »Platz gemacht!« schreien müsse, damit Niemand überfahren würde, und so fuhr er durch die Stadt und rief nicht, und überfuhr eine Menge Menschen, und ob man gleich hinter ihm herlief, konnte man ihn doch nicht einholen, und Emeljan fuhr aus der Stadt und kam in den Wald, und hielt seinen Schlitten an. Der Narr stieg aus dem Schlitten und sagte: »Auf Befehl des Hechtes und auf meine Bitte, frisch auf, Beil, haue Holz und ihr, Scheite, legt euch selbst in den Schlitten, und bindet euch zusammen.« Kaum hatte der Narr diese Worte gesprochen, so fing das Beil an, Holz zu hauen, die Scheite legten sich selbst in den Schlitten, und die Stricke banden sich darum. Als das Beil Holz gehauen hatte, befahl er ihm, noch einen Knüttel abzuhauen, und sobald das Beil dies gethan, setzte er sich auf die Fuhre und sagte: »Frisch auf! auf Befehl des Hechtes, und auf meine Bitte, fahre, Schlitten, nach Hause!« Der Schlitten ging auch sogleich fort, außerordentlich geschwind, und bei jener Stadt, in welcher er schon viele Menschen umgefahren hatte, erwarteten ihn bereits die Leute, um ihn zu ergreifen, und als er in die Stadt kam, so faßten sie ihn und fingen an, ihn von der Fuhre zu ziehen, und dann, ihn zu schlagen. Der Narr, sehend, daß sie ihn herunterrissen und schlugen, sagte leise diese Worte: »Auf Befehl des Hechtes und auf meine Bitte, frisch auf Knüttel, zerschlage ihnen die Arme und Beine!« – Sogleich sprang der Knüttel hervor, und fing an, alle zu schlagen, und als die Leute hingefallen waren, entfloh er. Der Narr kam aus der Stadt in sein Dorf. Als der Knüttel alle durchgeprügelt hatte, rollte er herab auf die Fährte hinter ihm. Und als Emeljan nach Hause kam, stieg er auf den Ofen.
    Nachdem er

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