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Russisches Abendmahl

Russisches Abendmahl

Titel: Russisches Abendmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Ghelfi
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ich tue es nicht. Arkadij Borodenkow bleibt ein gegenständliches Kunstwerk, bis der Gestank die Polizei auf den Plan ruft und ein desinteressierter junger Gerichtsmediziner ihn runterlässt und abtransportiert.
    »Sieht so aus, als könnte ich wieder ein bisschen was gut machen«, sage ich zu Maxim.
    Nur wenige Stunden, nachdem ich den fliegenden Arkadij entdeckt habe, sitze ich wieder in Maxims Büro im Kitaj Gorod und spiele den Bittsteller - eine Rolle, die mir nicht gut steht. Der Befehl des Generals erfordert meine ganze Loyalität.
    »Wie?«, knurrt Maxim wie ein aufgebrachter Bär in einer dunklen Höhle.
    Er sitzt zurückgelehnt in einem Sofa, das angesichts seiner Körperfülle wie ein Sessel wirkt. Seine behaarten Knie stehen weit auseinander, dazwischen hockt ein dünnes Mädchen, jünger als Valja, die sich gewissenhaft seinem Schwanz widmet. Ihr ausgebreitetes kastanienbraunes Haar verschleiert den Blick darauf. Die übliche Truppe von Bodyguards steht in der anderen Ecke des Raums, außer Hörweite.
    »Ich zahle«, sage ich.
    »Soviel hast du nicht.«
    »Wie viel ist der Schah-Diamant wert?«
    Vielleicht hat der General Recht. Warum ihn nicht ein zweites Mal stehlen? Ein verwöhnter Saudi-Prinz kann die Echtheit seiner Errungenschaft anzweifeln, aber der neue Käufer erwirbt eine Fälschung, und wer immer das sein mag, er wird von dem Riesen, der gerade vor meinen Augen in den Mund des Mädchens ejakuliert, keine Genugtuung verlangen. Ich verstehe nur nicht, warum der General meint, Maxim hätte das verdient.
    Während das Mädchen sich noch das Kinn abwischt, sagt Maxim: »Du hast gesagt, es sei unmöglich, ihn zu stehlen.«
    Er scheint nicht sehr überrascht über meine neue Einstellung in dieser Sache zu sein. »Ich habe einen neuen Kontaktmann.«
    Das Mädchen sammelt sich und will sich gerade davonmachen.
    »Warte«, sagt Maxim, worauf sie stehen bleibt und mich mit dem Rücken zu ihm ansieht. Ihre Wange ist zerkratzt und ihr eines Auge ist schwarz umrandet wie das eines Waschbären. »Willst du?«, fragt mich Maxim und nickt zu dem Mädchen hin.
    Sie sieht mich flehend an. Ich schüttle den Kopf, und sie trappelt eilig davon.
    Maxim schnaubt verächtlich über meine Dummheit und wendet sich wieder unserer Angelegenheit zu. »Du stiehlst, ich verkaufe?«
    »Genau. Aber dann bist du mir etwas schuldig, zumal du mir Kamil und Tarik mitgegeben hast und die beiden sich so einfach haben umlegen lassen.«
    Er wirft den Kopf zurück und grölt über meine Dreistigkeit. »Jetzt bin ich mir ganz sicher«, sagt er, als sein Lachen donnernd verebbt. »Du bist mein Bastard-Sohn!« Er sieht mich prüfend an. In seinem stürmischen Blick schimmert ein versteckter Gedanke, den ich nicht lesen kann. Macht er sich über mich lustig? »Okay. Zweihunderttausend für dich. Dollar. Wenn der Job erledigt ist. Und ich will immer noch den Da Vinci.«

17
    Von meinem Treffen mit Maxim hetzen Valja und ich direkt zum Flughafen und erwischen gerade noch die Aeroflot-Morgenmaschine von Moskau nach Prag. Wir fliegen mit einer klapprigen Tupelow, die älter ist als Valja. Die Passagiere sitzen in zwei Reihen gepfercht an einem Gang, der zu eng für einen Getränkewagen ist. Raucher vernebeln den Raum. Ein Baby hustet und weint. Stewardessen balancieren Plastiktabletts und lächeln durch rissigen Lippenstift, schiefe Zähne und Kaffee-Atem. Abgesehen von dem Messer in meiner Prothese sind wir unbewaffnet. Nackt.
    Das Flugzeug segelt über Fichten und klatscht mit einem schleudertraumaverdächtigen Ruck aufs Rollfeld. Wir steigen hinter einem einarmigen Veteranen aus, der sich mühsam die Stufen hinunterkämpft. Nehmen den randvollen Bus zum Terminal. Dort wartet ein tschechischer Offizier, dessen Kopf wie ein Fußball auf einem Besenstil auf und ab hüpft, mit einem Schild, auf dem in düsteren schwarzen Buchstaben Volkowoj steht. Er ist der Mann auf dem Foto, das mir der General in dem Dossier gezeigt hat.
    Ich nicke ihm zu.
    Sein Blick wandert von Valja zu mir. »Ich bin Hauptmann Strahow«, sagt er auf Russisch. Er versucht ein Lächeln, das seine hohlen Wangen in Falten wirft.
    Wir warten.
    Er zuckt mit den Achseln, dreht sich um und führt uns durch gekachelte Flure. Prags Ruzyne Flughafen ist sauberer als Scheremetjewo-2, Moskaus internationaler Terminal, aber belebter. Und auch bunter, dank des voranschreitenden westlichen Einflusses auf die Mode. Ein Wandgemälde zeigt eine neblige Lichtung in einem Wald statt einer der

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