Russisches Requiem
Angelegenheit Ihre Hilfe benötigen, und Sie werden ihn nach Kräften unterstützen, wenn Sie nicht zusammen mit diesem Trottel Larinin auf der Twerskaja den Verkehr regeln wollen.< Da ich weder vom Verkehrregeln noch von Genosse Larinin viel halte, bin ich hierhergeeilt und stehe zu Ihren Diensten.« Semjonow trat einen Schritt zurück, um in spöttischer Manier zu salutieren.
Koroljow runzelte die Stirn und durfte befriedigt feststellen, dass sich der Salut daraufhin einer vorschriftsmäßigen Ausführung annäherte. »Gut, ich bin sicher, dass Sie viel zu tun bekommen werden. Wie ich sehe, haben Sie den Genossen Gerginow bereits kennengelernt. Hat er schon aufgebaut?«
»Noch nicht, Alexei Dimitrijewitsch. Aber sagen Sie, ist dieser Mann wirklich Polizeifotograf? Braucht man für so eine Arbeit nicht eine ruhige Hand? Bei all dem Blut und den anderen Sachen? Ich glaube, er hat wirklich ernste Beschwerden.« Er blickte hinüber zu Gerginow, dessen Kopf krampfhaft zuckte. »Verstehen Sie, was ich meine? Armer alter Kerl. Aber ich hab mich drinnen schon mal umgeschaut. Grauenhaft, was? So was habe ich noch nie gesehen. Haben Sie einen besonderen Auftrag für mich?«
Koroljow unterdrückte ein Lächeln. Semjonows Mischung aus Selbstbewusstsein, Naivität und Liebenswürdigkeit war fast unwiderstehlich. Wenn er die Zukunft symbolisierte, dann konnte es nicht so schlecht stehen. »Machen Sie sich keine Sorgen wegen Gerginow. Er ist ein erstklassiger Mann und außerdem erfahren, was manch andere nicht unbedingt von sich behaupten können.«
Nach einem Moment der Verlegenheit grinste Semjonow. »Das hat der General auch zu mir gesagt: dass ich Erfahrungen sammeln muss und dass Sie der Richtige sind, um sie mir zu vermitteln. Oder um mir einen Tritt in den Hintern zu verpassen. Er meinte, dass ich beides nötig habe.«
»Der General ist ein weiser Mann.« Koroljow bedachte ihn mit einem strengen Blick, lenkte aber ein, als er Semjonows plötzliche Beunruhigung bemerkte. »War die Spurensicherung schon hier?«
»Ja, sie sind vor einer halben Stunde fertig geworden. Leider haben es meine Komsomol-Genossen offenbar an Reinlichkeit fehlen lassen - die Forensiker schätzen, dass sie die Fingerabdrücke von bis zu zweihundert Leuten gefunden haben. Es kann Wochen dauern, sie alle zu überprüfen. Außerdem rechnen sie sowieso damit, dass der Mörder Handschuhe getragen hat, aber sie wollen sich auf jeden Fall heute Nachmittag telefonisch bei Ihnen melden, um Sie zu informieren. Auch die Fußabdrücke haben nichts Nützliches ergeben, aber Sie sollten sie auf alle Fälle fotografieren lassen. Jedenfalls haben sie beim Aufbruch keinen besonders glücklichen Eindruck gemacht.«
»Na schön, zuerst laufen Sie mal zum Revier und erkundigen sich, wie die Tür-zu-Tür-Befragung läuft. Hauptmann Brusilow ist der zuständige Beamte, und er versteht sein Handwerk. Unterstellen Sie also nicht einfach das Gegenteil, bloß weil er Uniform trägt. Hören Sie ihm höflich zu und helfen Sie ihm, wenn es Ihrer Ansicht nach möglich ist. Aber gehen Sie ihm nicht auf die Nerven, denn er ist ein Typ, der Ihnen notfalls wirklich einen Tritt in den Hintern verpasst. Ich vermute, dass der Mord in den frühen Morgenstunden passiert ist, bitten Sie sie also, sich besonders auf die Zeit von gestern zehn Uhr abends bis zur Entdeckung der Leiche heute Morgen zu konzentrieren - zumindest so lange, wie wir nichts Gegenteiliges von der Pathologin hören.«
»Alles klar, Alexei Dimitrijewitsch. Ich werde den Wachtmeistern helfen und ihnen zeigen, wie man es richtig macht.«
Koroljow holte tief Luft, um den jungen Laffen zusammenzustauchen, doch dieser hob grinsend die Hände. »Kleiner Scherz. Ich werde mich benehmen wie ein Weltklassediplomat, keine Sorge.«
Langsam ließ Koroljow den Atem entweichen. »Das möchte ich Ihnen auch geraten haben.«
»Sie können sich auf mich verlassen. Großes Komsomol-Ehrenwort.«
»Na schön, und da wir gerade vom Komsomol reden, finden Sie heraus, welches Jugendkomitee für die Kirche hier zuständig ist. Wir brauchen eine Liste aller Personen, die Zugang zur Sakristei hatten. Wir müssen ihnen auch Fingerabdrücke abnehmen, aber darum kümmern sich wahrscheinlich die Forensiker schon. Vergewissern Sie sich auf jeden Fall, dass es so ist.«
Semjonow zückte ein Notizbuch und deutete über die Schulter in die Kirche. »Jetzt ist gerade eine Genossin vom Komsomol-Komitee mit zwei jungen Burschen da. In einer
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