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Russka

Russka

Titel: Russka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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rothaarige Teufel Popov muß es gewesen sein.« Selbst der alte Timofej räumte ein, daß dies möglich sein könnte.
    »Es steckt mehr dahinter«, überlegte Boris weiter. »Denke einmal nach. Bobrov schickt uns hinter Popov her, aber wir fangen ihn nicht. Wer hat diesen Schurken rechtzeitig gewarnt? Vielleicht war's Bobrov selbst, hat einen Diener oder sogar Nikolaj hinterhergeschickt, um ihm einen Wink zu geben. Und wie kommt es, daß Popov entwischt ist, einfach verschwindet? Und kein Wort über das Feuer oder über Nikolaj Bobrov! Da geht etwas vor sich, von dem wir beide keine Ahnung haben. Aber dieser Landbesitzer weiß, wer das Feuer gelegt hat; er weiß, wer meine Schwester umgebracht hat – und nebenbei weiß er noch vieles mehr.« Darauf erwiderte Timofej: »Selbst wenn es so ist – was kannst du dagegen machen?«
    Darauf wußte auch Boris keine Antwort. Er hatte keinen Beweis. Die Behörden würden ihn nicht anhören. Er würde nichts als Schwierigkeiten bekommen. Und doch wurde seine Überzeugung zu einer Obsession. Als endlich der Schnee schmolz, beschloß Boris: Ich werde diesen verdammten Landbesitzer aufsuchen. Ich wette, ich kann ihn in Furcht und Schrecken versetzen. Obwohl Mischa rot geworden war, hatte er sich rasch wieder in der Gewalt. Seine Gedanken arbeiteten schnell. In völliger Gelassenheit, so hoffte er, blickte er Boris an und erklärte: »Ich habe das Gefühl, daß ich dich nicht verstehe.«
    »Ich meine nur, daß Sie und ich wissen, wer es getan hat«, behauptete Boris kühn.
    »Weiß ich das? Und wer könnte das sein?«
    »Dieser rothaarige Teufel Popov«, erwiderte Boris zuversichtlich. Gott sei Dank, er wußte nichts! Der überhebliche junge Bauer spielte sich nur auf. »Dann weißt du mehr als ich«, antwortete Mischa gelassen. »Und da du dich unverschämt benimmst, gehst du nun besser.« Er wandte Boris den Rücken zu, der mit hochrotem Gesicht und wütend das Haus verließ.
    Dieses Gespräch bezeichnete den Beginn einer unausgesprochenen, doch bleibenden Kluft zwischen den Bobrovs und den Romanovs. Keine weitere Unterstützung kam von Mischa Bobrov, nicht einmal für Timofej; der Landbesitzer zog es vor, die Romanovs zu übersehen. Timofej bedauerte dies, aber er sagte zu seinem Sohn: »Nach dem, was du getan hast, kann ich ihm kaum noch in die Augen sehen.«
    Für Boris jedoch hatte dieses Gespräch, obwohl er gedemütigt worden war, seinen Verdacht nicht ins Wanken bringen können. Im Gegenteil: Je länger er über das Thema nachdachte, desto mehr Gründe fand er, die seine Annahme bestätigten. Ich sah, wie er rot wurde, erinnerte er sich. Der weiß auf jeden Fall etwas. Und es schien Boris immer einleuchtender, daß es eine Verschwörung gegeben hatte. Dieser Rotschopf, diese verdammten Bobrovs, vielleicht sogar die Suvorins – sie alle steckten irgendwie mit drin, folgerte er. Sie haben Natalia getötet. In seiner Wut fällte er zwei Entscheidungen, an denen er sein Leben lang festhalten wollte. Die erste teilte er mit seinem Vater: Eines Tages, wenn ich diesem verfluchten Rotschopf Popov noch einmal begegne, bringe ich ihn um. Die zweite Entscheidung behielt er für sich: Ich ruiniere diesen Bobrov, der auf dem Grund und Boden sitzt, der uns gehört. Bevor ich sterbe, müssen diese Bobrovs davongejagt werden. Und so hatte die Familie Bobrov im Dorf unterhalb ihres Hauses einen Todfeind.
    Diese unterschwelligen Strömungen erzeugten jedoch kein Gekräusel auf der friedlichen Oberfläche des Dorflebens. Bald war der rothaarige Student Popov vergessen; und nur gelegentlich fragte einer in Russka, was wohl aus Peter Suvorin geworden sein mochte.

Revolution
    1881
    Alexander II. war tot – ermordet. Selbst jetzt, Monate danach, mochte das zehnjährige Mädchen es kaum glauben. Warum gab es so böse Menschen auf der Welt? In den vergangenen drei Jahren wurden Leute umgebracht – Polizisten, Beamte, sogar ein Gouverneur. Und nun hatte man durch eine schreckliche Bombe den guten Mann, den Zaren der Reformen, getötet. Rosa konnte es nicht begreifen.
    Wer machte bloß so etwas? Anscheinend eine schlimme Gruppe, die sich »Partei des Volkswillens« nannte. Niemand wußte, wer sie waren und wie viele – vielleicht zwanzig, vielleicht zehntausend. Was bezweckten sie? Revolution. Die Zerstörung des gesamten russischen Staatsapparates, der das Volk von oben beherrschte. Und nun, nachdem der arme Zar tot war, hatten sie angenommen, das Volk werde sich erheben.
    »Das zeigt, wie

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