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Ruth

Ruth

Titel: Ruth
Autoren: Frank G. Slaughter
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hätte ihn die kaum verschleierte Unverschämtheit
in Adas Verhalten gewarnt.
    Die Sklavin verschwand, und
wenige Augenblicke später kam Tob heraus. Bei dem überheblichen Blick seines
Verwandten wurde Boas’ Stimme hart. „Ich habe eine Sache mit dir zu bereinigen,
Tob“, sagte er. „So dringend, daß sie nicht warten kann.“
    „Und ich wollte gerade in einer
äußerst dringenden Angelegenheit zu dir kommen, die...“
    „Laß mich zuerst sprechen“,
unterbrach ihn Boas. „Es ist gleich gesagt. Ich will Ruth, die Witwe Machlons,
zu meiner Frau machen. Und ich möchte, daß du als nächster Verwandter sie
aufgibst, damit ich vor die Ältesten treten und sie um Erlaubnis bitten kann,
eine Fremde zu heiraten.“
    Tob rieb sich die Hände.
„Vielleicht wirst du sie bekommen, mein Freund. Aber zuvor mußt du die Wahrheit
über sie erfahren. Dann...“ Er riß die Tür auf. „Komm herein. Ich habe einen
Besucher, dessen Geschichte dich sehr interessieren wird.“
    Boas betrat den Raum mißtrauisch.
Da er Tob kannte, war er sicher, daß nicht alles so verlaufen würde, wie er es
gewünscht hätte. Er erwartete vorgetäuschten Ärger und Beschuldigungen, gefolgt
von längerer Feilscherei, aus der Tob als ein beträchtlich reicherer Mann
hervorgehen würde. Beim Anblick Chebs wuchs sein Argwohn. Wie viele in Betlehem
traute er dem gerissenen Karawanenführer nicht.
    „Der Händler Cheb ist dir
bekannt, glaube ich“, sagte Tob salbungsvoll.
    „Laß das Theater“, stieß Boas
hervor. „Natürlich kenne ich Cheb. Bin ich nicht mit ihm nach Moab gegangen?“
    „Das bist du“, sagte Tob
erfreut. „Und du wirst dich zweifellos daran erinnern, daß Cheb dir eine
Botschaft Hedaks brachte, bevor du dich auf den Weg machtest.“
    „Daran erinnere ich mich gut“,
erwiderte Boas finster. „Und ich frage mich, wieviel Hedak ihm damals über
seinen Plan erzählt hat, mich in eine Falle zu locken.“
    Cheb gab sich gekränkt. „Du
tust mir großes Unrecht“, protestierte er. „Ich führe meine Karawanen, und
manchmal übermittle ich Botschaften. Aber ich bin auf der Seite Israels und
nicht Moabs.“
    „Können wir unsere Geschäfte
fortsetzen, Tob?“ fragte Boas. „Ich dächte, daß ein Ort, der ungestörter...“
    „Cheb hat Neuigkeiten von
großem Interesse“, widersprach Tob und wandte sich an den Karawanenführer. „Sag
meinem Verwandten, was du über Ruth, die Moabiterin, weißt.“
    „Sie ist Hedaks Vertraute“,
sagte Cheb grob.
    „Was?“ Boas machte einen
drohenden Schritt auf Cheb zu. „Ich schwöre es, edler Boas“, versicherte Cheb
rasch. „Du mußt wissen, daß sie in Heschbon Zebuschar und dem Tempel diente,
ehe Machlon sie heiratete.“
    „Ruth hat die heidnischen
Götter aufgegeben. Seit ihrer Heirat hat sie nur zu dem einen wahren Gott
gebetet.“
    „Wußtest du, daß Hedak sie
einst als seine Frau begehrte? Und daß er plante, sie nach dem Tod Machlons zu
heiraten?“
    Diese Mitteilung brachte Boas
für Sekunden aus der Fassung. „Bedeutet das notwendigerweise, daß sie Hedak
auch geheiratet hätte?“ fragte er schließlich. „Oder daß sie ihm jetzt
irgendwelche Pflichten schuldet?“
    Cheb zuckte die Achseln. „Ich
bin ein einfacher Mann, kein Schriftgelehrter, um den Löwen von Juda widerlegen
zu können. Aber wenn die Moabiterin’ Ruth das ist, was sie zu sein vorgibt,
warum gab mir dann Prinz Hedak eine Botschaft für sie mit, als ich Heschbon vor
ein paar Tagen verließ?“
    „Was für eine Botschaft?“
forderte Boas zu wissen.
    „Er bezahlte mich gut dafür,
Ruth zu sagen, daß er Israel angreife. Und daß sie sich ihm in den Bergen
anschließen solle, wo sie sicher sein würde.“
    „Du lügst!“ stieß Boas hervor.
„Ruth steht treu zu Israel.“
    „Warum sollte ich lügen? Sobald
ich Betlehem erreicht hatte, ging ich zu dem edlen Tob, weil mir klar war, daß
der Rat sofort davon unterrichtet werden mußte.“
    „Natürlich wird sie es
leugnen“, fügte Tob hinzu. „Cheb sagte mir, er habe sie gerade jetzt im
Olivenhain vor der Stadt gesehen. Er übergab ihr die Botschaft, nachdem er mich
vorher über alles in Kenntnis gesetzt hatte.“
    „Halt ihr ihre Schuld entgegen,
Boas“, drängte Cheb. „Und sei schnell, bevor sie dich vollkommen behext und
dich in deinen Tod jagt, wie sie es mit den Söhnen Elimelechs getan hat.“
    „Was soll das heißen?“
    „Hat Machlon nicht Schwerter
für Heschbon gemacht, während sie mit ihm zusammenlebte? Und wurde er
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