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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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auf einem
anderen Strohhaufen aus und schloß die Augen. Von den Ereignissen des
vergangenen Tages und der Nacht erschöpft, schlief sie bald ein.
     
    Im Lager der israelitischen
Streitkräfte zwischen Betlehem und den Gebirgspässen nach Moab hinein saß Boas
auf seinem Pferd und blickte beifällig auf die langen Reihen von Männern, die
vor ihm aufgezogen waren. Jeder trug zwei Speere und einen Schild, einige der
Offiziere außerdem Schwerter. Hinter den Männern standen lange Züge mit
Proviantkarren und Trägern.
    Eliab hatte das Lager bereits
mobilisiert und die Vorbereitungen zum Aufbruch angeordnet, ehe er an diesem
Morgen nach Betlehem geritten war, um die Nachricht vom Angriff der Moabiter
und dem Tod Josephs zu überbringen. Zu dem Zeitpunkt, als Boas das Lager
erreichte, war das Heer marschbereit.
    Zusammen ritten Eliab und Boas
an den Reihen entlang zur Spitze der Kolonne. Als Eliab sein Schwert erhob,
wurde es plötzlich still.
    „Männer von Israel“, rief Boas.
„Wir ziehen in den Kampf zur Verteidigung unseres Landes und unseres Volkes.
Laßt uns tapfer und stark sein im Kampf zur Ehre Gottes und Israels, damit die
Heiden erkennen, daß nur er die Welt beherrscht.“
    „Zur Ehre Gottes und Israels“,
antwortete der Ruf der Männer.
    Auf ein Zeichen von Boas gaben
die Widderhörner das Signal zum Marsch, und Israels Heer setzte sich in
Bewegung — ostwärts über die Ebenen den entfernten Bergen und dem Kampf
entgegen, der zumindest für eine Generation entscheiden würde, ob die Kinder
Israels hier in diesem Land, in das sie ihr Gott aus der Knechtschaft Ägyptens
geführt hatte, in Freiheit leben könnten.
     
    Spät am Nachmittag, als die
Sonne nur noch für wenig mehr als eine Stunde über dem Horizont stand, legte
das Heer eine kurze Ruhepause ein. Die Berge waren jetzt sehr nahe, und bald
würden sie die Pässe erreichen. Boas und Eliab befanden sich an der Spitze der
breiten Marschsäule, Cheb direkt hinter ihnen. Boas blieb auf seinem Pferd
sitzen, sein nachdenklicher Blick lag auf der Gebirgskette vor ihm.
    Während des Marschs zu den
Bergen, durch die Cheb sie zu führen versprochen hatte, waren Eliabs Zweifel an
Chebs Zuverlässigkeit immer stärker geworden. Als sie nun stehenblieben,
drängte er sein Pferd zu Boas und sagte mit leiser Stimme: „Nach Einbruch der
Dunkelheit weiterzuziehen, gefällt mir nicht. Warum bleiben wir nicht diese
Nacht hier und schicken Spähtrupps voraus?“
    „Das würde den Moabitern Zeit
geben, über die Pässe und in die Ebenen zu gelangen“, stellte Boas fest. „Sie
könnten uns hier mit ihren Schwertern und ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit
vernichten.“
    „Das gleiche können sie im
Gebirge tun, falls Cheb uns in eine Falle führt!“
    Der Karawanenführer hatte das
wachsende Mißtrauen Eliabs wohl bemerkt. Als dieser sich Boas genähert hatte,
um mit ihm zu sprechen, folgte Cheb, bis er hören konnte, was sie sagten. Jetzt
riß er seinen Haken herunter, wie er es vor dem Rat getan hatte.
    „Sieht dieser Stumpf aus, als
ob ich ein Verräter wäre, Eliab?“ rief er. „Ich habe lange Zeit auf meine Rache
an den Moabitern gewartet. Bringt mich nun nicht durch grundlosen Argwohn
darum.“
    Sekundenlang betrachtete Boas
Cheb nachdenklich, dann wandte er sich an seinen Stellvertreter. „Ich habe alle
Umstände abgewogen, Eliab“, sagte er. „Cheb mag ein Verräter sein. Wenn das so
ist, werden wir es bald wissen. Aber wir müssen weiterziehen, da unsere einzige
Hoffnung darin liegt, Hedak und seiner Armee in den engen Schluchten, in denen
unsere Speere bessere Waffen sind als seine Schwerter, eine Falle zu stellen.“
    „Aber das Risiko?“
    „Wir müssen es auf uns nehmen
für das, was wir gewinnen können. Glaubst du, ich würde euch alle wissentlich
in eine Falle führen?“
    Eliab schüttelte nur den Kopf.
    „Es ist meine Pflicht, jeden
Vorteil wahrzunehmen, der sich uns bietet“, erklärte Boas. „So werden wir
weiterziehen in der Hoffnung, den Feind überlisten zu können.“
    „Oder selbst überlistet zu
werden...“
    „Die Gefahr besteht“, räumte
Boas ein. „Reite die Truppe entlang und wähl Männer aus, die in diesen Gegenden
gelebt haben. Schick sie nach vorn und nach beiden Seiten als Späher aus. Ich
habe keine Lust, überrumpelt zu werden.“
    „Das klingt schon besser“,
sagte Eliab und schwenkte sein Pferd herum.
    „Und du, Cheb“, sagte Boas
ruhig. „Schmeichle dir nicht, daß du mich zum Narren hältst, wenn

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