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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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verstreut in dieser riesigen grünen See; das Muhen von Kühen und das
Blöken fetter Schafe drang von den Weiden zu ihnen herauf.
    Aufgeregt betrachteten die
Israeliten das vor ihnen liegende Tal, denn etwas Ähnliches hatten sie bisher
noch nie gesehen. Nur ein paar Meilen von ihnen entfernt lag eine ausgedehnte
Stadt mit einem großen runden Gebäude in ihrem Mittelpunkt, dessen Kuppel
glänzte, als ob sie aus Gold wäre. Das mußte Heschbon sein. Cheb, der Händler,
hatte Machlon von dieser Stadt erzählt, und er erkannte das große goldene
Gebäude als den Tempel des Kamosch, des heidnischen Gottes der Moabiter.
    „Möge der Allerhöchste uns
vergeben“, sagte Noëmi bekümmert. „Wir hätten Gott sofort danken sollen, als
unsere Augen das Tal erblickten.“
    „Sicher wird er es verstehen,
Mutter“, sagte Machlon. „Laßt uns ihm jetzt danken.“ Behutsam hob er den
zusammengesunkenen Körper Elimelechs vom Maultier. Der alte Mann war kaum noch
bei Bewußtsein, aber als Machlon sagte: „Schau, Vater. Wir haben das Land Moab
erreicht“, öffnete er seine Augen, und ein Lächeln glitt über sein Gesicht.
    „Hilf mir niederzuknien,
Machlon“, sagte er. „Und halte meine Hände hoch im Gebet, denn ich bin zu
schwach, sie zu erheben.“ Machlon kniete sich mit Noëmi und Kiljon neben seinen
Vater. „Laßt uns Gott danken für unsere Errettung“, flüsterte Elimelech. „Laßt
uns den Allerhöchsten für seine Gnade und gütige Liebe preisen.“
    Und als das Gebet beendet war,
wiederholten sie die zeitlosen Worte der Ermutigung des Gottes Isaaks und
Jakobs an die Kinder Israels:
    „Sei
stark und fest:
    also
sei ohne Furcht und Angst,
    denn
Jahwe, dein Gott,
    ist
mit dir überall, wohin du
    auch
gehst. Amen.“
     
     
     

7
     
     
    Mit neuen Kräften folgte die
kleine Karawane der Straße, die sich in Richtung auf die Stadt im saftigen
grünen Tal von Moab am Berghang entlang hinunterwand. Die Menschen, die auf den
Feldern und in den Weinbergen arbeiteten, blickten neugierig auf, aber keiner
rief sie an, da sie von den Grenzposten durchgelassen worden waren. Machlon
bemerkte, daß die meisten von denen, die die fruchtbare Erde bearbeiteten,
Werkzeuge aus Fiolz verwendeten. Pflugscharen aus Eisen sah er überhaupt nicht.
    Kiljon hatte dies auch bemerkt.
„Wir sind an einen guten Ort gekommen, Machlon“, sagte er. „Wenn wir dem Volk
von Moab die Werkzeuge zeigen, die wir aus Eisen machen, werden sie in Strömen
zu uns kommen und uns auskaufen.“
    Machlon lächelte. „Der
Allerhöchste hat uns Gnade geschenkt, indem er uns dorthin sandte, wo unsere
Waren sich verkaufen lassen. Dies ist ein gutes Zeichen.“
    „Wie können wir Prinz Hedak in
einer so großen Stadt finden?“
    „Wir werden heute außerhalb der
Stadtmauern bleiben“, entschied Machlon, da er sich an Ruths Warnung erinnerte.
„In den Hügeln vor der Stadt gibt es viele Höhlen. Wir wollen eine als Wohnung
auswählen und dort unsere Schmiede einrichten.“
    Ein paar hundert Schritte vor
der Stadtmauer bogen sie von der Straße ab und kletterten einen Hügel hinauf,
bis sie auf eine große Höhle stießen. Noëmi ging hinein, um sie zu prüfen. Sie
kam mit strahlendem Gesicht wieder heraus. „Sie ist geräumig, und der Boden ist
trocken“, berichtete sie. „Laßt uns hier bleiben. Das ist ein guter Platz.“
    „Ich sehe, es gibt eine Quelle
in der Nähe, aus der wir kühles Wasser für unsere Bottiche holen können“,
stimmte Machlon bei. „Es gibt Schatten und eine Menge toter Bäume auf dem
Hügel, die wir als Brennholz für unser Schmiedefeuer verwenden können. Wir
werden unsere Werkstatt hier einrichten, aber zuerst müssen wir den Altar für
den Allerhöchsten bauen.“ Er hob seinen Vater vom Maultier und trug ihn zur
Höhle, an deren Eingang Noëmi ein notdürftiges Lager für ihn vorbereitete.
„Komm, Kiljon“, rief Machlon seinem Bruder zu, „hilf mir Steine vom Berghang
für den Altar sammeln!“
    Kiljon blickte auf die Stadt
und die goldene Kuppel des Tempels. „Wir sind in einem fremden Land“, sagte er
unschlüssig. „Vielleicht...“
    „Das Volk Moabs dient einem
heidnischen Gott“, sagte Noëmi fest. „Aber wir ehren den Gott Isaaks und
Jakobs. Geht und baut den Altar. Nachdem wir ein Dankopfer dargebracht haben,
könnt ihr eure Schmiede errichten.“
    Die beiden jungen Männer
kletterten den Hügel weiter hinauf, um Steine zu suchen. Einige Augenblicke
später kam Kiljon, der ein Stück voraus war,

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