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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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ihn
brüderlich. „Hol dir ein paar Feigen und ein Stück Brot und stell dich in die
Nähe des Stadttores. Wenn die Leute herauskommen, um die Felder zu bestellen,
ruf ihnen zu, daß wir ihre Hacken schärfen und für sie Pflugscharen und Sicheln
machen. Wenn du geschickt redest, haben wir heute abend Fleisch im Topf.“
    „Ich kann’s brauchen.“ Kiljon
zog an seinem lose herunterhängenden Gewand. „Bald sehe ich aus wie ein
wandelndes Zelt.“ Er verschwand in der Höhle und kam nach wenigen Minuten mit
ein paar Feigen in der Hand und an einem Brocken des Gerstenbreis kauend, den Noëmi
am Abend zuvor bereitet hatte, wieder heraus. „Halt das Feuer bereit für den
Fall, daß ich ein paar Moabiter hier herauflocken kann“, riet er seinem Bruder
und machte sich auf den Weg hinunter zur Straße, die in die Stadt führte.
    Während er an den Schmiedeöfen
hantierte, konnte Machlon Kiljons untersetzte Gestalt vor dem Tor von Heschbon
erkennen. Aus Erfahrung kannte er die Worte genau, die sein Bruder in
fröhlichem Singsang ausrief:
    „Hört, ihr Leute von Heschbon!
Ich habe gute Nachrichten.“ Die Leute, die aus dem Tor getreten waren, blieben
stehen, um zuzuhören. Sie trugen Hacken und Sicheln. Einige zogen Pflugscharen,
meist aus Holz. Und die Geräte, die aus Metall waren, hatten stumpfe Schneiden.
    „Wir sind eine Familie von
Schmieden“, redete Kiljon die Leute an, die die Stadt verließen, um auf die
Felder zu gehen. „Prinz Hedak hat uns sicheres Geleit gewährt, damit wir eure
Hacken, eure Sensen und Sicheln schärfen können. Und um für euch Pflugscharen
aus Metall zu schmieden, die nicht auseinanderbrechen.“ Er senkte seine Stimme
und fügte in vertraulichem Ton hinzu: „Wir schärfen auch Messer, falls ihr
beabsichtigt, den Hals eines Feindes oder Ehemanns durchzuschneiden.“
    Die Leute lachten. Einige
wandten sich zur Seite dem Pfad zu, der den Hügel zur Höhle und zur Schmiede
hinaufführte. Kiljon setzte seine Singsang-Meldung fort, bis etwa ein Dutzend
Leute den Hügel hinaufgestiegen war. Dann kletterte auch er keuchend den
steilen Pfad empor.
    Eine kleine Gruppe von Bauern
stand um das Schmiedefeuer herum und beobachtete Machlon, wie er mit der einen
Hand den Blasebalg betätigte und mit der anderen eine Sichel in die Flammen
hielt. Kiljon kam herüber und übernahm die Griffe des Blasebalgs. „Ich pumpe
Luft da unten, um Leute heraufzubekommen, nur um hier oben weiterzupumpen“,
brummte er. Dann meinte er grinsend: „Aber vielleicht gibt es Fleisch, um meine
armen Rippen zu bedecken.“ Während er die Platten des Blasebalgs
gegeneinanderdrückte, begann er zu singen: „ Ja, ich pumpe und ich pumpe.“
    Machlon warf das heiße Eisen
mit Schwung auf den Amboß und schlug im Rhythmus des Liedchens mit dem Hammer
darauf ein und sang:
    „Und ich hämmere und ich
hämmere.“
    Kiljon nahm die nächste Zeile
auf:
    „ Und ist das Eisen
glühendrot“,
    „Tauch ich’s in den
Wasserpott“, schloß
Machlon.
    „Es ist eigentlich ein Kübel,
wißt ihr“, erklärte Kiljon den Zuschauern schlagfertig. „Aber was reimt sich
schon auf Kübel, außer vielleicht Rüpel?“
    Nachdem das Gelächter
nachgelassen hatte, begann er fröhlich von neuem: „Ja, ich pumpe und ich
pumpe.“
    So waren sie eine Zeitlang
beschäftigt. Kiljon betätigte den Blasebalg, um die Kohlen glühend zu halten,
und Machlon hämmerte das Eisen in Form und härtete es gerade im richtigen
Augenblick, indem er es in den Wasserkübel tauchte. Keiner bemerkte, daß etwas
nicht stimmte, bis sie sahen, wie die Bauern, die sich um das Schmiedefeuer
versammelt hatten, plötzlich auseinanderstoben, als ob ein Löwe sie bedrohte.
Machlon blickte auf und sah Prinz Hedak, der den Pfad heraufritt. Sein Gesicht
war dunkel vor Zorn. Ein Mann mit grausamen Gesichtszügen, der ein Löwenfell
trug, und ein paar Soldaten folgten ihm.
    Machlon wurde von einer dunklen
Vorahnung ergriffen, aber er ließ sich nicht einschüchtern und sagte höflich:
„Friede sei mit dir, Prinz Hedak.“
    „Wer hat euch die Erlaubnis
erteilt, hier eine Werkstatt zu errichten? Die Leute von den Feldern zu locken
mit dem Versprechen, ihnen die Geräte zu schärfen?“
    „Du hast uns an der
Zufluchtsstätte sicheres Geleit zugesagt“, erinnerte ihn Machlon.
    „Ich habe euch sicheres Geleit
gewährt auf dein Versprechen hin, für meine Soldaten Schwerter zu schmieden.
Und eine Woche, um Heschbon zu erreichen. Und nun finde ich euch hier,

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