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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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der Ernst seiner Züge zeigte, daß er älter und reifer
geworden war.
    „Was hat Zebuschar gesagt?“
forschte Kiljon. „Schnell, Machlon, erzähle!“
    „Der König will ernsthaft über
meinen Vorschlag nachdenken, einen Abgesandten aus Israel zu Friedensgesprächen
einzuladen.“
    „War er verärgert darüber, daß
du keine Schwerter mehr schmieden willst?“ warf Ruth ein. Darüber hatten sie
sich die meisten Sorgen gemacht, seit Machlon an diesem Morgen weggegangen war,
um den König aufzusuchen.
    „Ich wurde von meiner eigenen
Beredsamkeit, mit der ich für den Frieden zwischen unseren Völkern eintrat, so
mitgerissen, daß ich vergaß, es ihm zu sagen“, gestand Machlon. „Aber das ist
nicht wichtig. Bald wird es zwischen unserem Volk und Moab ein Friedensabkommen
geben, und dann werden wir keine Schwerter mehr brauchen. Aus unseren Feuern
können dann Hunderte von nützlichen Werkzeugen für Moab und für Israel
erstehen.“
    Kiljon rieb sich das Kinn, das
ein kurzer Bart bedeckte. „Wahr ist, daß wir mit dem Schmieden von Werkzeugen
mehr Geld verdienen würden“, gab er zu. „Aber Hedak wird wütend sein, wenn er
zurückkehrt.“
    „Die Leute verlangen Hacken und
Pflugscharen“, rief Machlon aus. „Sie beklagen sich über die hohen Steuern.
Wenn der König der Bewaffnung ein Ende macht, hat Hedak keine andere Wahl, als
nachzugeben.“ Er blickte die anderen an und sah Zweifel in ihren Gesichtern.
„Glaubt ihr mir nicht?“ forschte er. „Empfindet ihr nicht wie ich, daß es
falsch ist, Kriegswaffen herzustellen?“
    Ruth drückte rasch Machlons
Arm. „Natürlich empfinden wir wie du, Liebster. Aber Prinz Hedak ist ein
mächtiger Mann, und er ist vielleicht nicht damit einverstanden. Wir wollen nur
nicht, daß du dir zu große Hoffnungen machst.“
    „Selbst Zebuschar regiert nur
mit Hedaks stillschweigender Duldung“, setzte Kiljon ernst hinzu. „Er kann sich
selbst zum König machen, wann immer er Lust dazu verspürt, den Thron zu besteigen.“
    „Vielleicht hast du recht“,
stimmte Machlon bei, und seine Stimme verriet, daß seine Hochstimmung bereits
verflog. „Aber wenn ich daran denke, was Frieden zwischen unseren Völkern für
die Menschen bedeuten würde, dann vergesse ich darüber alles andere. Schick die
Männer zurück an ihre Arbeit, Kiljon. Ich will etwas ruhen und nachdenken, ob
es nicht irgendeinen Weg gibt, Hedak davon zu überzeugen, daß mein Vorschlag
besser als eine Eroberung ist.“
    Ruth folgte Machlon ins Haus
und brachte ihm einen Becher mit kühlem Wein. „Wir werden einen Weg finden, um
Hedak zu überzeugen, Liebster“, versicherte sie und strich sanft über sein
dunkles Haar.
    „Die Leute wollen Hacken,
Sicheln und Pflugscharen, keine Schwerter und Speere“, sagte er nachdrücklich.
„Um das einzusehen, braucht man nur zu beobachten, wie sie vor dem Tor stehen
und geduldig auf jedes Gerät warten, das wir anfertigen.“
    „Vielleicht läßt dich der König
Werkzeuge schmieden, während die anderen Schmiede Schwerter machen“, schlug sie
vor.
    Machlon schüttelte den Kopf.
„Das ist keine Lösung, Ruth. Vor ein paar Generationen war das Volk von Moab
mit den Hebräern befreundet. Deine eigenen Leute unter den edomitischen Stämmen
handeln noch immer mit Israel, aber sie sind Hirten und Schafscherer wie die Israeliten.
Wir stellen hier in Heschbon Metallgeräte her — eben die Dinge, die Israel
benötigt und ohne weiteres haben könnte, gäbe es nur Frieden und freien Handel
zwischen unseren beiden Ländern. Und Israel hat genügend Felle und Wolle, um
sie an Moab verkaufen zu können.“ Er trat ans Fenster. „Was sonst sollte Hedak
wohl mit all diesen Schwertern, die wir geschmiedet haben, als damit Krieg
gegen Israel führen?“
    „Er beabsichtigt, die Grenzen
von Moab bis zum Großen Meer zu erweitern“, stimmte Ruth bei.
    „Aber wenn der König und das
Volk ihm nicht folgen, ist selbst Hedak machtlos.“
    „Das Volk regiert Moab nicht“,
erinnerte ihn Ruth. „Und der König ist alt und müde. Hedak ist an der Macht,
Machlon. Es wäre gefährlich, dies auch nur einen Augenblick lang zu vergessen.“
    „Zebuschar ist immer noch
König“, widersprach er. „Er sagte mir heute, daß er es leid sei, die Leute
fortwährend über die Steuern klagen zu hören. Gestern gab es einen Aufstand;
zehn Soldaten und fünfzig Leute aus dem Volk wurden getötet. Morgen wird es
wieder einen Aufstand geben und übermorgen auch. So kann es nicht

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