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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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der als Gesichtsschutz diente und ebenfalls von
Machlon erdacht worden war. Ein Lederwams bedeckte den Oberkörper. Es war mit
eng zusammenliegenden, überlappenden Metallplättchen versehen und dick genug,
um Pfeile abzuwenden, wenn diese nicht gerade aus unmittelbarer Nähe
abgeschossen wurden; einem Speer, der von einem Mann mit Kraft geschleudert
wurde, konnte es freilich nicht Widerstand bieten. Ein kurzer Rock fiel bis zum
Knie. Alle Soldaten trugen an der linken Hüfte ein Schwert in einer
Lederscheide, in der anderen Seite des Gürtels steckte ein langer Dolch.
    Jeder Soldat war außerdem mit
einer Lanze bewaffnet, deren Schaft in eine kurze Metallschneide auslief, so
daß sie als Speer wie als Schwert verwendet werden konnte — eine wahrhaft
mörderische Waffe gegen schlecht ausgebildete oder nicht durch eine Panzerung
geschützte Gegner. Jeder Mann trug dazu noch einen Weidenschild, der mit Metall
überzogen war.
    Ohne Gruß begann Hedak zu
sprechen: „Du bist in den letzten zehn Jahren hier in Moab zu Wohlstand
gelangt, Schwertschmied. Aber das hast du nur mir zu verdanken.“
    „Keiner weiß das besser als
ich, Prinz Hedak“, sagte Machlon höflich. „Habe ich nicht genug Schwerter für
deine Armee geschmiedet, mehr als du brauchst?“
    „Das entscheide ich. Wenn ich
in militärischen Angelegenheiten deinen Rat benötige, werde ich ihn suchen.“
    „Dann ist es wahr, daß du
beabsichtigst, zum Großen Meer zu marschieren und die philistäischen Städte
anzugreifen?“
    Hedak blickte überrascht auf.
„Wer hat das gesagt? Du mußt Verbindungen zu israelitischen Spionen haben.“
    „Nein.“ Machlon schüttelte den
Kopf. „Ich habe keinen meiner Leute gesehen, seit wir die Zufluchtsstätte
verließen, an der wir uns zum ersten Mal getroffen haben — außer Cheb, den
Händler. Aber jeder spricht in Moab davon, daß du nicht eher zufrieden bist,
als bis die Hufe deines Pferdes von den Wassern des Großen Meeres naß geworden
sind.“
    „Was ich plane, geht dich
nichts an“, stieß Hedak wütend hervor. „Und nun wirf diese Hacken und Sicheln
aus dem Feuer und mach dich ans Schmieden von Schilden und Schwertern.“
    Machlon schüttelte
nachdrücklich den Kopf. „Ich habe mit vielen Leuten gesprochen. Alle sind
meiner Meinung, daß es gut wäre, wenn es zwischen unseren beiden Völkern
Frieden gäbe.“
    „Frieden! Pah!“ Hedak spuckte
vor Machlons Füße. „Seit Mose euer verfluchtes Volk nach Kanaan geführt hat,
hat es zwischen Moab und Israel nur einen höchst fragwürdigen Frieden gegeben.“
Er überlegte. „Oder ist euer wahres Ziel vielleicht, uns wieder zu Sklaven zu
machen, Israelit?“
    „Wir, die wir dem Allerhöchsten
dienen, wollen keinen Gewinn durch Blutvergießen, denn unser Gott lehrt uns, in
Frieden zu leben, wenn wir dies können. Es gibt genug Platz in diesem Land für
alle“, fuhr Machlon ernst fort. „Wenn du schon gegen die philistäischen Städte
ziehen mußt, warum marschierst du dann nicht nordwärts — um Israel herum?“
    „Nun bist du wohl zum Feldherrn
und Herrscher geworden?“ Hedaks Stimme war voll Hohn. „Weihe mich in deinen
ganzen Plan ein, damit ich in den vollen Genuß deiner Weisheit komme.“
    „Willst du nicht ins Haus
kommen?“ schlug Machlon vor. „Ruth wird dir gern eine Erfrischung anbieten,
während ich es dir erkläre.“
    „Meine Frauen klagen, weil ihr
Herr so lange fort war“, sagte Hedak ungeduldig. „Erkläre mir deinen albernen
Plan schnell und laß mich gehen.“
    „Meiner Meinung nach sollten
sich die Führer Moabs und Israels in Frieden zusammensetzen und miteinander
reden“, erklärte Machlon. „Der König stimmt mir zu, daß beide Völker nur
gewinnen könnten, wenn es zwischen Moab und Israel freien Handel gäbe. Und die
Kaufleute sind auch dafür, denn sie würden dabei verdienen.“
    „Um den Preis, daß israelitische
Spione nach Moab eingeschleust werden?“
    „Es müßte nur ein einziger Mann
aus Israel kommen“, wandte Machlon zögernd ein. „Ein Führer, der für das Volk
sprechen könnte. Sicherlich fürchtest du dich nicht vor einem einzelnen Mann?“
    „Ich fürchte mich vor keinem
Mann“, gab Hedak wütend zurück. „Aber wer könnte für die Hebräer sprechen?
Einen König habt ihr nicht.“
    „Die Leute respektieren Boas.
Er ist der Anführer der jungen Männer, die mein Volk im Angriffsfalle
verteidigen würden.“
    „Boas?“ Hedaks Gesicht lief rot
an, als er den Namen hörte, und Machlon

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