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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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lagerten bereits
mehr als genug Schwerter im Arsenal von Heschbon, um die hebräischen Stämme
besiegen zu können, die seit den Tagen des Josua nicht mehr in der Lage gewesen
waren, sich so eng zusammenzuschließen, daß sie gegen ihre Feinde eine feste
Front bilden konnten. Vereinigt wären die Stämme Israels denjenigen gegenüber,
die versuchen sollten, gegen sie Krieg zu führen, in der Überzahl gewesen, aber
seit der Zeit, da sie in Kanaan lebten, waren sie kein kriegerisches Volk mehr.
Und hätte es nicht dann und wann Führer gegeben, die es verstanden hatten, die
uneinigen Gruppen wenigstens so lange zusammenzuhalten, daß sie sich gegen ihre
Feinde verteidigen konnten, so wären die Israeliten schon vor langer Zeit
vernichtet worden.
    Boas und einige andere hatten
während all der Jahre, in denen Hedak seine Stärke ausbaute, im Rat von Israel
unaufhörlich darum gekämpft, daß die jungen Männer bewaffnet und auf den Tag,
an dem Moab angreifen würde, vorbereitet werden sollten. Aber nur wenige hörten
auf sie, so wie es immer gewesen war, seit Menschen in Dörfern und Stämmen
miteinander lebten. Die Alten, die Ängstlichen und diejenigen, deren Vermögen
sich durch einen Krieg verringern würde, beeinflußten die Stimmung. Das Volk
hörte lieber auf schwache und selbstgefällige Räte als auf die Stimmen der
Männer, die es vor dem Untergang warnten, der ihm gewiß war, wenn es sich nicht
zu den notwendigen Opfern aufraffte.
    In seinem Plan, die Grenzen
Moabs bis zum Großen Meer auszudehnen, betrachtete Hedak Israel tatsächlich nur
als Zwischenstation, bei deren Eroberung nur wenig Beute zu erwarten war. Durch
die lange Hungersnot, die Elimelech und seine Familie nach Moab getrieben
hatte, waren die Hebräer arm geworden. Erst in den letzten Jahren hatten sie sich
wieder etwas erholt. Außerdem waren die Stämme Israels ein ländliches Volk, das
mit seinen Herden lebte, Gerste und Obst anbaute und selten zu großem Reichtum
gelangte.
    Westlich von Israel lag das
eigentliche Ziel Hedaks: die philistäischen Städte an der Küste, wo die Kunst
der Bearbeitung von Eisen und anderen Metallen in höchster Blüte stand und sich
durch ausgedehnten Handel reiche Schätze angesammelt hatten. Mit der Eroberung
dieser Städte würde Moab so stark werden, daß es selbst die Macht Ägyptens im
Süden bedrohen könnte.
    Dann würden die verhaßten
Israeliten Sklaven werden, und die Schande Moabs würde auf den Tontafeln ihrer
Geschichte getilgt. Baal würde aus seinen Tempeln in den philistäischen Städten
gestoßen, und Kamosch mit seinen lodernden Feuern würde regieren. Dies waren
Visionen, die das Herz eines so machthungrigen und ehrgeizigen Mannes wie Hedak
in leidenschaftliche Erregung versetzen konnten, zumal seine Pläne die
Entmachtung des alten Königs und schließlich die eigene Übernahme des Thrones
eines der mächtigsten Länder der Welt einschlossen.
    Als vor dem Hoftor ein
Trompetenstoß erklang und ein Vorläufer wichtigtuerisch ausrief: „Macht Platz
für Hedak, den Prinzen von Moab und Feldherrn des Heeres“, war Machlon auf
Hedaks Eintreffen gefaßt.
    Er eilte hinaus in den Hof, um
seinen Besucher zu begrüßen, aber Hedaks Leibwächter hatten das Tor bereits
aufgestoßen, und der moabitische Führer schritt in den Hof. Schon vor längerer
Zeit hatte Hedak begonnen, sich prächtiger zu kleiden als Zebuschar, dem er
eigentlich unterstand. Sein Gewand war aus einem kostbaren Wollstoff, tiefblau
gefärbt mit roten Rosetten um den Saum und den Aufschlag der kurzen Ärmel. Er
trug einen breiten, reich bestickten Gürtel, in dem mehrere Dolche steckten.
    Über dem Gewand lag ein loser
Umhang, der, wie das Gewand selbst, gerade über die Knie reichte. Seine Schuhe
waren aus weichem Leder und über die Waden geschnürt. Den Umhang schmückten
kunstvoll gestickte Blumenmuster und Gold- und Silberborten; eine an zwei
Edelsteinen befestigte Schlaufe hielt ihn zusammen. Hedaks Stirnband aus
gestreiftem Wollgewebe trug einen großen Juwel, und die Scheide seines
Schwertes war reich mit Edelsteinen verziert. Mit seiner großen Gestalt, dem
vollen, dunklen Haar und den scharf geschnittenen Gesichtszügen, bot der
moabitische Prinz ein Bild des Reichtums, der Arroganz und barbarischer Pracht.
    Hinter Hedak reihten sich ein
Dutzend oder mehr Soldaten auf — seine Leibwächter. Sie trugen kegelförmige
Helme aus Metall, die in Machlons Schmiede gefertigt worden waren, mit einem
über die Stirn ragenden Kamm,

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