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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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Redensart“, sagte sie. „Der Brotteig eines Mannes soll von der
Frau geknetet werden, die er liebt.“
    Aber Ruth schob den Trog zurück,
bis er zwischen ihnen stand, und nahm Noëmis Hand und drückte sie zusammen mit
ihrer eigenen wieder in den Teig.
    „Dann werden wir beide den Teig
kneten, Noëmi“, sagte sie unter Tränen. „Denn wir lieben ihn beide. Wir werden
seine Liebe teilen.“

II   Die Feuer des Kamosch
     
     
     
     
     
    Elimelech, der Mann der Noëmi,
starb, und sie hinterblieb mit ihren zwei Söhnen. Sie heirateten Moabiterinnen,
die eine hieß Orpa und die andere Ruth. Sie blieben dort ungefähr zehn Jahre 1 .
     
    ruth 1,3-4

1
     
    Zu der Zeit, als Zebuschar das
Volk von Moab regierte, östlich des Flusses Jordan, dessen unruhige Wasser dem
seltsamen Meer, das kein Leben kennt, entgegenstürzten, gab es zwischen Moab
und den israelitischen Stämmen eine Art Frieden. Es war jedoch eine recht
fragwürdige Waffenruhe, in der auf beiden Seiten Rinder- und Schafherden oder
Reisende, die der durch den Verlauf des Flusses bezeichneten Grenze zu nahe
kamen, überfallen wurden.
    Nur an der Zufluchtsstätte gab
es einen Ort der Begegnung, an dem beide Seiten zu strengster Wahrung der
Waffenruhe verpflichtet waren. Der Handel, der dort getrieben wurde, war
allerdings unbedeutend, obwohl die Männer aus Israel die von den moabitischen
Schmieden gefertigten Töpfe, Messer und Sicheln voll Verlangen musterten und
die Männer aus Moab sich in den Jahren, in denen die Weiden fruchtbar waren,
vor Verlangen nach dem Fleisch der hebräischen Herden die Bäuche rieben. Nur
die Karawane des Cheb, des Sohnes der Irren aus Betlehem, verkehrte regelmäßig
zwischen Juda und Moab, und er handelte nicht nur mit Waren, sondern auch mit
Informationen für Hedak, den Führer des moabitischen Heeres, über Maßnahmen und
Pläne der Israeliten.
    Moab und Heschbon hatten sich
den Söhnen des Elimelech gegenüber nicht unfreundlich gezeigt. Sie waren in
ihrer Wahlheimat zu bescheidenem Wohlstand gelangt und hatten zwei der
liebenswürdigsten Moabiterinnen zu Ehefrauen gewonnen. Obwohl ihre Mutter Noëmi
beide Schwiegertöchter liebte, fühlte sich die ältere Frau mit einer tiefen
Zuneigung zu Ruth hingezogen, die die junge Moabiterin in gleichem Maße
erwiderte.
    Allen Anzeichen nach hatte sich
das Unternehmen Machlons aus Israel in Heschbon glücklich entwickelt. Kein
Schmiedeofen blieb kalt, kein Hammer lag ungenutzt daneben, und der große Hof
des in der Nähe der Stadtmauer gelegenen Hauses, das gleichzeitig Wohnung und
Werkstatt war, bot vom Tagesanbruch bis zur Dunkelheit ein Bild emsiger
Geschäftigkeit. Sklaven betätigten die Blasebälge, während die Schmiede
beobachteten, wie das Metall in den Flammen dunkelrot zu glühen begann, bevor
sie es aus dem Feuer hoben, um es auf den Ambossen in seine Form zu hämmern und
zur Härtung in die Wasserbottiche zu tauchen. Außerhalb der Tore warteten begierige
Käufer darauf, Sicheln und eiserne Pflugscharen zu erstehen, die gelegentlich
aus der Schmiede kamen, wenn die für diesen Tag festgesetzte Anzahl von
Schwertern fertiggestellt worden war.
    Heute jedoch lag eine bedrückte
Stimmung über der Schmiedewerkstatt. Kiljon, der sonst stets ein fröhliches
Gesicht zeigte, ging mit finsterer, besorgter Miene zwischen den Schmiedeöfen
umher und überwachte die Arbeit. Selbst Orpas Verhalten verriet diese Stimmung.
Sie war in der Ehe zwar etwas molliger geworden, aber noch immer so hübsch wie
eh und je. Sie trat jetzt aus dem Haus und betrachtete freudlos die
Betriebsamkeit im Hofe.
    Der Wohlgeruch frisch
gebackenen Brotes drang zu ihr herüber, das in dünnen Schichten auf die
Innenseite irdener Krüge, die als Backöfen dienten, aufgetragen worden war.
Jeder Krug saß auf einem Kohlenbett wie eine Henne auf ihrem Nest. Der Duft
eines ganzen, sich über einem offenen Feuer am Spieß drehenden Kalbes versprach
allen ein reichhaltiges Nachtmahl. Aber selbst dieser vertraute Anblick brachte
kein Lächeln in Orpas Gesicht, als sie über den Hof zu Ruth und Noëmi
hinüberschlenderte, die im Schatten eines großen Olivenbaumes vor einem
Backtrog knieten und den Teig bearbeiteten, damit er in den riesigen Krügen
ausgestrichen werden konnte.
    Noëmis Gesicht wies die scharf
geschnittenen Züge eines Menschen auf, der Pflichten und Sorgen kennt. Aber
Ruth war mit ihren warmen Augen und ihrer anmutigen, schlanken Gestalt genauso
schön wie einst. „Mach dir keine Sorgen,

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