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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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weitergehen.“
    „Hedak kann jeden Tag zurück
sein“, gab Ruth zu bedenken. „Er wird die Aufstände so beenden, wie er es
früher auch getan hat, indem er behauptet, daß Israel erneut die Grenze
verletzt habe. Darüber sind die Leute dann so empört, daß sie ihre eigenen
Sorgen vergessen.“
    „Dann muß ich ihm zuvorkommen,
damit er keinen Krieg vom Zaun brechen kann.“
    „Aber wie?“
    „Indem ich ein Friedensabkommen
zwischen Israel und Moab zustande bringe.“
    „So ein Abkommen hat es noch
nie gegeben“, stellte sie fest. „Und wird es auch nie geben, wenn nicht jemand
den Mut aufbringt, den ersten Schritt dazu zu tun.“
    „Warum mußt du ihn tun,
Machlon? Du bist Schmied und gehörst nicht zu den Beratern des Königs.“
    „Meine Ambosse und
Schmiedefeuer haben Waffen hervorgebracht, die Israel vernichten können“, sagte
er fest. „Es ist meine Pflicht, dafür zu sorgen, daß sie nicht gegen mein Volk
gerichtet werden, und sollte es mein Leben kosten.“
    „Nein, Machlon!“ rief Ruth
bestürzt. „So darfst du nicht sprechen!“
    Er nahm ihr Gesicht in seine
beiden Hände und küßte sie. „Du bist eine gute Frau, Ruth. Viel besser, als ich
es jemals verdient habe...“
    „Dann gib diesen Gedanken auf“,
flehte sie beinahe hysterisch. „Wir werden woandershin ziehen, zurück nach
Betlehem oder nach Ägypten hinunter. Dort kannst du in Frieden Werkzeuge und
Pflugscharen schmieden.“
    „Nein. Ich trage die Schuld
daran, daß diese Gefahr für mein Volk entstanden ist. Ich muß alles tun, was in
meiner Macht steht, um es zu schützen.“
    „Angenommen, Hedak gibt dir
dazu keine Gelegenheit?“
    „Ich glaube, daß das Volk und
der König mir folgen werden. Deshalb muß ich handeln, bevor Hedak zurückkehrt.
Ich werde morgen erneut zum König gehen und vorschlagen, daß er einen
Abgesandten aus Juda einlädt, um mit ihm über den Frieden zu verhandeln.“
    „Ihr Hebräer habt keinen
König“, stellte sie fest. „Wer würde kommen?“
    „Boas ist der stärkste Mann in
ganz Juda. Ich weiß, wir könnten ein Abkommen zustande bringen, wenn er nach
Heschbon käme.“
    „Würde Hedak ihn kommen lassen?
Du weißt, sie sind erbitterte Feinde.“
    „Hedak wird wissen, daß er sich
Friedensbestrebungen nicht widersetzen kann, wenn das Volk und der König sie wünschen.“
Machlons Vertrauen war erneut gestärkt. „Das Abkommen ist schon so gut wie
unterzeichnet.“
    „Ich hoffe, daß du recht hast,
Liebster.“ Ruth beugte sich zu ihm. „Von ganzem Herzen hoffe ich es.“
    Aber tief in ihrem Inneren ließ
sie die dunkle Vorahnung nicht los, die sie beherrschte, seit Machlon diesen
Gedanken der Friedensstiftung zwischen Moab und den hebräischen Stämmen im
Westen zum ersten Mal vorgebracht hatte. Sie selbst war eine Moabiterin und
wußte, wie leicht Hedak das Volk mit Geschichten über Greueltaten an der Grenze
und mit Plünderungsversprechen bei der Eroberung israelitischer Städte zum
Krieg treiben konnte. Und das Heer würde siegreich sein, weil Machlons
Schwerter ihm eine fast unschlagbare Überlegenheit über die einfachen Speere der
hebräischen Stämme verliehen hatten.
     
     
     

2
     
     
    Noch bevor Hedak von seiner
Reise zu den nördlichen Stämmen in die Stadt zurückgekehrt war, erfuhr er von
Machlons Aktivitäten. Denn es war üblich, daß ihm ein Kurier mit Meldungen
entgegenritt, damit er auf alles, das sich bei seiner Ankunft in Heschbon
ereignen könnte, vorbereitet war.
    Der moabitische Feldherr machte
niemals den Fehler, irgend etwas dem Zufall zu überlassen. Er hatte sich seit
langer Zeit auf einen Angriff gegen die hebräischen Stämme vorbereitet.
Geduldig hatte er für das große Heer, das er ins Feld zu führen beabsichtigte,
riesige Bestände an Waffen und Ausrüstungsmaterial angesammelt. Und er erkannte
sofort, daß Machlons Plan seine Absichten zunichte machen könnte, noch ehe er
begonnen hätte, sie auszuführen.
    „Bei den Feuern des Kamosch!“
stieß Nebo wütend hervor, als er die Neuigkeit vernahm. „Das sollte Machlon den
Kopf kosten.“
    „Letzten Endes, ja“, stimmte
Hedak bei. „Aber da die Leute über die Steuern klagen und rebellieren, bringt
es sie auf neue Gedanken, wenn sie glauben, daß es Frieden geben wird. In der
Zwischenzeit können wir unsere eigenen Pläne schmieden.“
    „Und die wären?“
    „Ich weiß es noch nicht“,
gestand Hedak. „Aber wenn die Zeit reif ist, wird mir schon etwas einfallen.“
     
    Tatsächlich

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