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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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angreift, kann es zu spät sein,
die anderen Stämme von der Vorbereitung auf einen Krieg abzuhalten.“
    „Hast du Tob erzählt, daß ich
für Hedak arbeite?“ fragte Cheb besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf. „Wenn
Hedak Israel erobert, wird Tob einen guten Herrscher abgeben...“
    „Mit dir als seiner Gemahlin“,
meinte Cheb listig, denn er kannte ihren Ehrgeiz.
    „Das hat es schon gegeben“,
sagte Ada schnippisch. „Wie ich sagte, Tob gibt einen guten Herrscher ab, aber
er hat keinen Mut. Wenn er wüßte, daß du ein Spion Moabs bist, würde er es
vielleicht verraten... Und deine Mutter“, fuhr sie fort, „ich hörte sie gestern
auf dem Marktplatz etwas über Moab schreien.“
    Cheb grinste. „Wer hört schon
der Irren von Betlehem zu? Befiehlt der Allerhöchste nicht, solche Menschen
unbeachtet zu lassen?“
    „Bring sie zum Schweigen, wenn
du kannst. Wir sind dem Erfolg jetzt zu nahe, als daß wir wegen ihrer
Wahnvorstellungen scheitern wollen.“
    „Hab keine Furcht, Schöne“,
versicherte ihr Cheb. „Ich kann auf mich aufpassen. Und ich werde deine
Botschaft nach Moab bringen.“
     
     
     

2
     
     
    Ruth und Noëmi kamen an einem
späten Nachmittag nach Betlehem. Die Reise durch das „Land der Dürre und des
Todesschattens“ war hart gewesen. Sie hatten sich sogar gezwungen gesehen, das
übriggebliebene Maultier an eine vorbeiziehende Karawane zu verkaufen, um
Lebensmittel zu erstehen. Die Kleider, die sie auf dem Leibe trugen, waren nun
ihr einziger Besitz.
    „Sorge dich nicht, Ruth“, hatte
Noëmi geraten, als sie am Morgen den Rest ihres Proviants verzehrt und ihr
letztes Kupferstück für Sandalen ausgegeben hatten, die ihre Füße gegen die
Steine schützen sollten. „Ich habe viele Verwandte in Betlehem. Tob, mein
nächster Verwandter, ist ein reicher Kaufmann. Man wird gut für uns sorgen.“
    Als sie nun die wogenden
Gerstenfelder betrachtete, die die Stadt umgaben, und die grünen Weiden, wo die
Herden grasten und die Hirten ihre Zelte unter den Bäumen aufgeschlagen hatten,
spürte Ruth, daß sie wieder Mut faßte. Er war auf dem langen Fußmarsch und
unter der sengenden Hitze auf eine harte Probe gestellt worden. Im Vergleich zu
Heschbon war Betlehem wohl eine armselige Stadt, und die felsigen Hügel von
Juda konnten sich mit den fruchtbaren Feldern des Tales von Moab nicht
vergleichen. Aber Ruth wußte, diese Menschen beteten zu dem Gott, den Machlon
sie lieben gelehrt hatte, dem Gott, der mit den Kindern Israels einen Bund
eingegangen war, wonach er sie lieben und segnen und ihnen seine Gnade erweisen
würde, wenn sie seine Gebote befolgten.
    Es würde nichts ausmachen,
sagte sie sich, wenn Betlehem nicht mehr als ein Dorf mit Lehmhütten und
staubigen Straßen sein sollte. Oder wenn seine Stadtmauer durch einen einzigen
Stoß von Hedaks Belagerungswiddern durchbrochen werden könnte — diesen
Mauerbrechern, die mit eisernen Streitwagen befördert wurden, von den
philistäischen Schmieden an den Küsten des Großen Meeres hergestellt und
manchmal bei Blitzüberfällen von moabitischen Plünderern geraubt. Wichtig war,
daß diese Menschen freundlich und gut waren wie Machlon, Kiljon und Noëmi, weil
sie den gleichen Gott verehrten.
    Mit jeder Meile, die sie
Betlehem näher brachte, wurde Noëmi fröhlicher. Ungeduld lag jetzt in ihren
Schritten, obwohl sie von dem langen Tagesmarsch auf steinigen Pfaden müde war.
    „Du mußt glücklich sein, Noëmi,
daß du nach so vielen Jahren zu deinem eigenen Volk zurückkehren kannst“, sagte
Ruth mit einem Lächeln, als sie den grünen Hügel hinunter auf das Tor
zuschritten, vor dem sich der Brunnen befand. Wäre Ruth jedoch aufmerksamer
gewesen, hätte sie ein wenig abseits an einer Mauerecke einen Haufen dunkler
Steine bemerkt. Jede israelitische Stadt hatte ihren Steinigungsort. Er war
leicht zu erkennen, denn die Steine waren vom Blut derjenigen gefärbt, die dort
den Tod erlitten, weil sie die strengen Gebote ihres Gottes verletzt hatten.
    „Es ist jetzt auch dein Volk,
Ruth“, erinnerte sie Noëmi.
    Zum ersten Mal, seit sie den
Jordan überquert hatten, sprach Ruth aus, was ihr Herz mit Furcht erfüllte:
„Aber werden sie eine Moabiterin aufnehmen?“
    „Sie werden dich freundlich behandeln“,
sagte Noëmi schnell, beinahe, als ob sie es sich selbst bestätigen müßte.
„Besonders, wenn ich ihnen erzähle, daß ich nur durch deinen Mut und deine
Stärke auf dem Weg hierher nicht umgekommen bin.“
    Ruth bemerkte, daß

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