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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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wissen.
    „Man hat dich in Moab betrogen
und beschämt, Boas“, sagte Tob salbungsvoll. „Aber willst du uns gegen eine
mächtige Nation in den Krieg ziehen lassen, nur damit du an Prinz Hedak Rache
üben kannst?“
    „Rache? Ich sagte dir bereits,
daß ich mit eigenen Augen gesehen habe, wie sich die Moabiter auf einen Krieg
vorbereiten.“
    „Aber wir haben Abkommen mit
Moab, die uns verpflichten, uns gegenseitig nicht anzugreifen.“
    „Verlaß dein behagliches Heim,
und komm mit mir zur Grenze, Tob“, schlug Boas vor. „Dann wirst du sehen, ob
die Moabiter uns angreifen oder nicht und was sie von deinem Abkommen halten.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendeine umherstreifende Bande die
Grenze überschreitet und unsere Leute tötet.“
    „Aber sie haben sich bisher
nicht in unsere Städte gewagt“, stellte Amminidab fest.
    „Der Herr hat Boas in Heschbon
gerettet“, fügte Tob hinzu. „Gewiß wird er wieder auf unserer Seite kämpfen,
wenn wir angegriffen werden. Gib acht, Boas, daß der Haß dich nicht blind
macht.“
    „Ihr seid blind“, rief Boas
heftig. „Ihr werdet noch wie die Esel schreien, wenn euch die Moabiter im
Schlaf überfallen.“ Er drehte sich um und schritt aus der Ratskammer.
    Von den Ratsmitgliedern erhob
sich nur Eliab und folgte ihm. „Sei nicht zu hart mit ihnen. Ihr Wunsch nach
Frieden ist so groß, daß sie die Gefahr einfach nicht sehen wollen, Boas“,
sagte der ältere Mann, als sie den Versammlungsort verließen.
    „Aber vereint wären wir so
stark, daß niemand es wagen würde, uns anzugreifen.“
    „Das ist wahr, aber die Zeit
ist noch nicht da. Du bist ein Mann, der immer auf das Morgen schaut. Aber wir
sind einfache, gewöhnliche Sterbliche, die nur dem Heute leben und das Morgen
dem Allerhöchsten überlassen.“
    „So sei es denn. Ich werde
allein kämpfen.“
    „Du kannst nicht allein
kämpfen“, erinnerte ihn Eliab nüchtern. „Wenn der Herr der Heerscharen deinem
Arm keine Kraft verleiht, wirst du hinweggerafft wie ein Wald vom Feuer.“
    Einen langen Augenblick lang
sprach Boas nicht, dann sagte er leise: „Du hast recht, Eliab. In meinem Eifer
habe ich mir zuviel zugetraut. Ich werde jetzt gehen und Gott bitten, mir zu
vergeben, daß ich meinen Stolz die Oberhand gewinnen ließ, und mich in Zukunft
zu leiten.“
    „Wir werden zusammen gehen“,
sagte Eliab sogleich. „Später können wir uns über die Ausbildung der jungen
Männer meines Stammes im Speerkampf unterhalten.“
     
    In der Ratskammer beendete Tob
seine Rede vor dem Rest der Gruppe. Es war eine beruhigende Ansprache gewesen,
in der er betont hatte, wie gefährlich es wäre, Moab durch eine Bewaffnung zu
beleidigen, da es doch Verträge gebe, die den Frieden zwischen den beiden
Ländern garantierten. Er erwähnte die Kosten einer Bewaffnung, die Steuern, die
erhoben werden müßten, den Ausfall der jungen Männer bei der Ernte und den
Abbruch des Handels. Als er zum Schluß gekommen war, strich sich Issachar über
seinen Bart. „Auch ich war wie Boas in meiner Jugend“, gestand er nicht ohne
Stolz. „Aber die Jahre bringen Weisheit mit sich und kühlen die heißen Gemüter.
Wir werden abwarten und sehen.“ Und die alten Männer nickten sich weise zu.
    Als Tob an diesem Abend seine
Rede vor Ada, der schönen Sklavin und Lebensgefährtin, die in seinen Armen lag,
wiederholte, sagte er besorgt: „Dieser Boas ist wie ein wütender Stier hinter dem
Gatter.“
    Ada lachte leise. „Auch ein
wütender Stier muß sterben, Herr“, erinnerte sie ihn, „wenn ihm ein Schwert ins
Herz gestoßen wird.“
    „Still, Ada“, sagte Tob
schnell. „So darfst du nicht reden. Jemand könnte dich hören und annehmen, daß
ich Boas Schaden zufügen möchte.“
    „Du möchtest ihm keinen Schaden
zufügen, Herr“, versicherte sie ihm, ihre Lippen nahe an seinem Ohr. „Wenn ihm
aber Schaden zugefügt würde...“
    Am nächsten Morgen nahm Ada den
Karawanenführer Cheb beiseite, als er kam, um Vereinbarungen über eine neue
Warenladung nach Moab zu treffen. „Boas bildet die jungen Männer von Juda im
Speerwerfen aus und kauft ihnen Waffen aus seiner eigenen Tasche“, berichtete
sie ihm. „Und Eliab will Boas die jungen Männer vom Stamme Benjamin zur
Ausbildung schicken. Ich hörte, wie sie gestern auf der Straße darüber
sprachen.“
    „Warum sagst du mir das?“
fragte Cheb. „Ich bin kein Krieger.“
    „Aber dein Herr in Moab ist
es“, erinnerte sie ihn. „Wenn Hedak nicht bald

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