Ruth
uns
das nicht vergessen.“
„Von Machlon für sie
geschmiedet“, sagte Tob sarkastisch. „Ein Verwandter von dir, Boas.“
„Du bist näher mit Elimelech
und seinen Söhnen verwandt als ich, Tob“, erwiderte Boas ruhig. „Aber Machlon
bedauert es, Schwerter für Hedak geschmiedet zu haben. Er versuchte zwischen
uns und Moab Frieden zu stiften.“
„Was dich beinahe das Leben
gekostet hätte“, sagte Eliab trocken. „Das war nicht Machlons Schuld, und ich
bin sicher, daß er nach dem, was geschehen ist, es ablehnen wird, weiterhin
Schwerter zu machen. Nein“, fuhr Boas fort, „ich fürchte die Waffen Moabs
weniger als die Selbstzufriedenheit eines Israel, das sich für einen Kampf
nicht vorbereiten will.“
„Wie können wir gegen Schwerter
kämpfen, wenn wir selbst keine besitzen?“ fragte Amminidab.
„Ja, sag uns das“, fügte
Issachar hinzu.
„Zeig uns eine Waffe, die
stärker ist“, forderte Tob.
„Deinen Speer, Joseph“, sagte
Boas zu seinem jungen Unterführer, der hinter ihm stand. Als Joseph ihm die
Waffe überreichte, konnten alle sehen, wie ausgewogen sie in der Hand lag und
mit wieviel handwerklicher Sorgfalt der Schaft gearbeitet worden war. Die
Spitze wies die Spuren von Hammerschlägen auf, was auf weniger geschickte
Schmiedearbeit deutete, aber sie war durch das Reiben an einem Stein so
geschliffen worden, daß sie die Schärfe eines Dolches besaß.
„Diese Waffen sind stärker als
die Schwerter von Moab“, sagte Boas zu ihnen. „Wenn ihr sie uns nur geben
wolltet.“
„Wie können Speere sich gegen
Schwerter behaupten?“ forschte Tob.
„Weil wir ein friedliches Volk
sind und Hedak uns zuerst angreifen wird“, erklärte Boas. „Dann können wir den
Boden wählen, auf dem wir mit den Soldaten von Moab kämpfen. In schmalen
Hohlwegen können Speere marschierende Männer von oben durchbohren. Und sie
können von schroffen Höhen herabgeschleudert werden, wo Schwerter an die
Speerwerfer nicht herankommen.“
Einen Augenblick lang sprach
keiner. Es war offensichtlich, daß Boas sie endlich beeindruckt hatte. Dann
sagte Issachar warnend: „Aber Speere verfehlen oft ihre Ziele, Boas.“
„Wenn sie von ungeübten Händen
geworfen werden.“ Boas wandte sich an seinen Begleiter. „Zeig, was du kannst,
Joseph.“ Joseph trat vor und nahm seinen Speer. Er sah sich im Raum um und
suchte nach einem Ziel, bis seine Augen auf einen kleinen Weinschlauch fielen,
der in etwa fünfzig Fuß Entfernung an einem Dachsparren hing. Der Schlauch war
nicht viel größer als der Kopf eines Menschen.
„Schaut hin, Spötter!“ befahl
Boas. „Und dann erzählt mir, daß es in Israel keine erfahrenen Krieger gibt.“
Joseph warf den Speer mit einer
leichten, geübten Bewegung. Er flog gerade, die Spitze durchbohrte den
Weinschlauch, und die dunkelrote Flüssigkeit spritzte an die Wand.
„Seid ihr nun davon überzeugt,
daß Speere tödlichere und weitreichendere Waffen sind als Schwerter?“ fragte
Boas.
Einer nach dem anderen nickte,
als sein Blick sie traf, Tob ausgenommen, der nur mit den Schultern zuckte.
„Gebt mir Schmiede zur Herstellung der Waffen“, bat Boas. „Und schickt mir
junge Männer zur Ausbildung. Tut dies, und ich verspreche euch, daß die
Moabiter nicht nahe genug herankommen können, um ihre Schwerter gegen uns zu
richten.“
Issachar fuhr mit den Fingern
durch seinen Bart. „Schmiede kosten Geld“, warf er ein. „Und unsere jungen
Männer werden bald für die Gerstenernte gebraucht. Vielleicht, wenn sie vorbei
ist, und wenn die Ernte gut war..
„Du kannst nicht bis zur Ernte
warten. — Abiram!“ rief Boas den Mann, der Issachar begleitet hatte: „Erzähl
ihnen, was du gesehen hast.“
Abiram stand auf und wandte
sich an den Rat. „Ich hüte meine Herde in der Nähe der Grenze zu Moab. Und
manchmal stehle ich mich über die Grenze und lausche den Gesprächen der
Moabiter. Dann lasse ich Boas wissen, was ich gehört und gesehen habe.“
„Bist du ein Spion?“ fragte
Tob.
„Ich bin ein Soldat des Herrn
gegen die Heiden“, entgegnete Abiram mit einfacher Würde.
„Sag uns, was du gehört hast,
Abiram“, unterstützte ihn Eliab.
„Hedak hat Boten zu den
nördlichen Stämmen Moabs ausgesandt. Er verspricht den jungen Männern Schwerter
und Schilde und eine Menge Beute in Israel, wenn sie nach Heschbon kommen und
dem Heer beitreten, das er dort aufstellt.“
„Glaubt ihr jetzt, daß wir in Gefahr
sind?“ verlangte Boas vom Rat zu
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