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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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vertreten sein
würden. Diese hatten sich seit einigen Generationen, in denen es nur
sporadische Kriege mit unbedeutenden Anführern gegen die Israeliten gegeben
hatte, ganz auf die eigenen Angelegenheiten beschränkt. Tatsächlich waren die
nördlichen Israeliten so tief von ihren Brüdern im Süden getrennt, daß die
beiden Völker nur noch wenig gemeinsam hatten außer der Verehrung des einen
wahren Gottes, Jahwe, „dessen Name nicht ausgesprochen werden darf“.
    Weniger als ein Dutzend Männer
war um den Tisch im Verhandlungsraum versammelt, der vom Rat der Ältesten in
Betlehem benutzt wurde, wenn das Wetter zu unfreundlich war, um sich am
üblichen Ort, eine Laube, in der Nähe des Tores, treffen zu können. Nur vier
von ihnen waren nicht aus dem Stamm Juda, zu dem Boas gehörte und dessen
offizieller Vertreter beim Rat von Israel Tob war. Alle wirkten gut genährt und
wohlhabend, denn die Tage der Hungersnot waren vorüber. Wie nach den sieben
fetten Jahren, die Joseph nach dem Traum des Pharaos vorausgesagt und deren
Ende die Kinder Israels nach Ägypten und schließlich in die Sklaverei gebracht
hatte, litten die Hebräer keinen Hunger mehr.
    Der Älteste unter der Gruppe
war Issachar aus dem gleichnamigen Stamm, dessen Gebiet sich am Fluß Jordan
entlang erstreckte und direkt dem nördlichen Teil Moabs gegenüberlag. Issachar
war über siebzig und schwach. Auf Boas’ Wunsch hatte ihn Abiram begleitet, ein
abgehärteter, erfahrener Krieger, der Eliab an der Zufluchtsstätte die
Nachricht überbracht hatte, daß Boas in Heschbon festgenommen worden war. Er
war mit einem Speer bewaffnet und trug eine Metallkappe auf dem Haupt.
    Amminidab, der den Stamm
Ephraim vertrat, war ein ergrauter, aber noch immer robuster Mann um die
fünfzig. Neben ihm saß Eliab vom Stamme Benjamin, der sich im Norden an Juda
anschloß. Eliab war hoch gewachsen, schlank und etwa zehn Jahre älter als Boas,
ein geborener Anführer, dessen dunkle Augen gewöhnlich fröhlich blickten,
selbst im Eifer des Kampfes.
    Mit Juda wurde auch die
geschäftige und reiche Stadt Betlehem von Tob vertreten. Beleibt, in kostbarer
Kleidung und mit silbergrauen Schläfen, machte er einen vornehmen Eindruck. Nur
seine zu vollen Lippen verrieten die Sinnlichkeit, die, nach dem Geiz, sein
größtes Laster war. Tob war ein gut aussehender Mann, bis man in seine Augen
sah und bemerkte, daß sie ein wenig zu eng beieinander standen.
    Im krassen Gegensatz zur
reichen Kleidung der anderen Männer trug Boas den einfachen Harnisch eines
Soldaten. Ein kurzer Rock aus einem groben Wollgewebe war um seine Taille
gegürtet und fiel bis auf seine Knie. Seine Sandalen waren aus kräftigem, zähem
Leder und mit breiten Riemen über die muskulösen Waden geschnürt. Seine
Ledertunika war mit dünnen Metallplättchen besetzt wie die Tuniken der moabitischen
Krieger. Auf dem Haupt trug er eine Metallkappe. Heute hatte er keine Waffe bei
sich. Seine gut geschnittenen Gesichtszüge waren ernst, und in seinen Augen
glitzerte ein kaltes Licht, als er den Bericht über seine Erfahrungen in Moab
beendete.
    „Ich habe euch hier
zusammengerufen“, sagte er zum Abschluß, „weil wir, die wir uns im
Durchzugsgebiet von Hedaks Heer befinden, zusammenstehen müssen - sonst sind
wir verloren. Das Land Moab ist ein hungriger Wolf, um den wir uns wie viele
Schafe drängen.“ Er hielt inne und sah sich im Rat um, bis sein Blick bei Tob
stehenblieb, der unter den kalt prüfenden Augen seines Verwandten leicht
errötete.
    „Mein Stamm Juda“, fügte Boas
mit Nachdruck hinzu, „ist das fetteste und dümmste Schaf von allen.“
    „Erspare uns deine Scherze,
Boas“, erwiderte Tob bissig. „Dies ist eine Versammlung des Rates von Israel,
kein Trinkgelage.“
    „Gut gesprochen, Tob. Vom
fettesten Schaf von allen.“ Boas drehte Tob den Rücken zu und wandte sich der
Reihe nach an die anderen.
    „Der Stamm Issachar ist ein
wachsames Schaf, denn es lebt in der Nähe der Berge von Moab und kann den
Schlag der Trommeln hören. Der Stamm Amminidab ist das dritte und der Stamm
Eliab das vierte Schaf. Zusammen zählen wir mindestens so viele wie die
Soldaten von Moab. Aber kann ein einzelnes Schaf einen Wolf abwehren?“
    Einen Augenblick lang sprach
keiner, dann sagte Amminidab ernst: „Wie du sagst, Boas, ein Wolf schreckt
davor zurück, eine Herde anzugreifen, er verschlingt aber immer wieder einzelne
Schafe, bis keine mehr übrig sind. Doch die Moabiter haben Schwerter. Laßt

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