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Ruth

Ruth

Titel: Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank G. Slaughter
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Ländern, aus denen sie kamen, Nachrichten
zukommen ließen“, fuhr Natan fort. Einige der Ratsmitglieder nickten
zustimmend.
    „Warum bist du gerade jetzt zu
dieser Ansicht gekommen, Natan?“ fragte Boas. „Wir haben seit vielen Jahren
anderen Zuflucht bei uns gewährt und die alten Gesetze nicht herangezogen.“ Tob
hatte diese Frage erwartet und den alten Mann für seine Antwort sorgfältig
vorbereitet, ohne ihn natürlich wissen zu lassen, daß er dies tat. „Wir haben
erst jetzt damit begonnen, die jungen Männer im Speerwerfen auszubilden“,
führte Natan an, „um uns vor einem Angriff zu schützen. Gäbe es in Juda Spione,
die diese Vorbereitungen unseren Feinden hinterbrächten, würde unsere
Verteidigung zunichte gemacht werden.“
    „Ich bezweifle, daß wir
irgendwelche Schritte unternehmen können, ohne daß Hedak sofort davon erfährt“,
sagte Boas. „Aber ich kann dein Argument verstehen. Welche Maßnahmen schlägst
du vor?“
    „Daß wir die Grenzen für alle
Fremden schließen und die alten Gesetze wieder einführen. In Zeiten der Gefahr
sind diese Vorkehrungen für unsere Sicherheit einfach genug.“
    Ein anderer Ältester, Zadok,
der von Tob ebenfalls Nachhilfe erhalten hatte, meldete sich zu Wort. „Ich
stimme Natan bei“, sagte er. „Wenn die Ausländer nach Israel kommen, fahren sie
fort, ihre eigenen Götter zu verehren und ihren eigenen Sitten zu folgen. Bald
wird man es hinnehmen, daß die einen zum Allerhöchsten beten, während andere
sich vor Götzenbildern und falschen Göttern beugen. Das ist schlimmer als eine
Seuche, denn unsere Leute werden ihnen vielleicht folgen und sich von ihrem
eigenen Gott abwenden, wie sie es getan haben, als Mose auf dem Berg Sinai
war.“
    Boas schüttelte den Kopf. „Ich
bin sicher, daß der Allerhöchste sich gegen die heidnischen Götter behaupten
kann. Meine Verwandte, Noëmi, und ihre Söhne lebten in Moab. Dennoch hörten sie
nicht auf, ihn zu verehren.“
    Zadok bestand darauf: „Wir sind
ein einzigartiges Volk. Unser Gott sollte uns allein gehören.“
    „Würdest du ihn anderen
verweigern?“ fragte Boas. „Erinnere dich daran, daß er uns gelehrt hat, Fremden
Obdach zu gewähren und sie zu lieben wie unser eigenes Volk.“
    „Aber wir sind von allen Seiten
von mächtigen Königreichen umgeben“, gab Zadok zu bedenken. „Königreiche, die
sich dem Bösen beugen und uns nicht in ihre eigenen Länder einlassen.
Königreiche, die danach trachten, uns zu vernichten und unseren Glauben zu
brechen. Warum sollten wir ihre Leute in unser Land aufnehmen, wenn sie uns
nicht in das ihre gehen lassen?“
    „Willst du ihre Schlechtigkeit
damit bekämpfen, daß du ihre Verhaltensweisen übernimmst?“ forschte Boas. „Daß
du Menschen, die nicht zu unserem Volk gehören, Obdach versagst und denjenigen,
die Schutz suchend zu uns kommen, das Recht verweigerst, vom einzigen wahren
Gott zu hören und ihn zu verehren?“ Als ihm keiner antwortete, fuhr Boas fort:
„Wenn wir ein paar heimatlose Menschen aus anderen Ländern aufnehmen und ihnen
Zuflucht gewähren, ist es dann nicht wahrscheinlicher, daß die Fremden unsere
Lebensweisen übernehmen, als daß wir uns den ihren zuwenden?“
    Tob hatte noch nicht
gesprochen, da er Boas nicht wissen lassen wollte, daß er es war, der den
Anstoß zur Wiedereinführung der alten strengen Gesetze gegeben hatte. Aber er
sah jetzt, daß die Diskussion eine ihm unliebsame Richtung zu nehmen begann.
„Es könnte sein, daß Boas behext worden ist“, gab er listig zu bedenken. „Ich
habe etwas Derartiges gehört.“
    „Vielleicht sehen meine Augen
zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder klar“, gab Boas freimütig zu. „Sie
sehen außerdem, daß die Schließung der Grenze und die Verfolgung von Fremden in
unserem Land eine Beleidigung darstellen, die Hedak einen Grund zum Angriff
bieten könnte.“
    Zadok und Natan, die bisher die
Hauptkämpfer für die Wiedereinführung der alten Gesetze gewesen waren, sahen
sich zweifelnd an. „Daran hatte ich nicht gedacht“, gestand Natan.
    „Ich auch nicht“, stimmte Zadok
bei.
    „Wohlgemerkt“, fuhr Boas fort,
„ich glaube, die Möglichkeit, denjenigen, die zu uns gekommen sind, zu zeigen,
daß unser Gott gerecht und gnädig ist, muß immer noch der wichtigste Punkt in unseren
Überlegungen sein. Das und die Tatsache, daß wir unsere Maßstäbe nur
verkleinern, wenn wir versuchen, Böses mit Bösem zu vergelten. Wir sind ein
friedliebendes Volk und begehren

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