Ryan Hunter - This Girl Is Mine
tatsächlich singen konnte. Die meisten Mädchen konnten singen. Aber sie machte auf mich nicht den Eindruck, als ob sie gerne im Rampenlicht eines völlig überfüllten Nachtclubs stehen würde. „Darauf lässt sie sich niemals ein.“
„Sie hätte sich auch niemals freiwillig auf den Limetten-Kuss eingelassen. Aber gefallen hat es ihr.“
Ich lachte laut. „Du denkst, ich sollte sie überraschen?“
„Was ist das Schlimmste, das dabei herauskommen könnte?“
„Dass sie mich hinterher hasst und nie wieder ein Wort mit mir spricht?“
Phil schnalzte mit der Zunge und zeigte mit dem Finger in mein Gesicht. „Gutes Argument.“
Beim nächsten Lied musste ich feststellen, dass die Jungs zuvor immerhin noch um Einiges besser waren, als die beiden jungen Frauen, die gerade einen Whitney Houston-Song schmetterten. Liza und ich wären auf jeden Fall besser als die. Als ich dann auch noch mitbekam, wie Rachel anfing, meine und Lizas Vorlieben in Punkto Essen zu vergleichen, beschloss ich kurzerhand, dass es Zeit war, Liza aus den Klauen meiner Schwester zu befreien.
„Sie ist der Teufel in Person, immer auf der Suche nach möglichen Schwägerinnen“, warnte ich sie. „Unterschreib’ ja nichts.“
Rachel verpasste mir dafür einen lahmen Mädchenklaps gegen die Schulter, doch das machte mir nichts aus, denn wir beide wussten, dass ich Recht hatte.
Ich nahm Lizas Hand und zog sie vom Barhocker. „Komm mit. Ich rette dich vor der spanischen Inquisition“, sagte ich in ihr Ohr und zog sie anschließend durch die Menge. Erst wenige Meter vor der Bühne merkte sie offenbar, was ich im Schilde führte, und sie blieb wie angewurzelt stehen. „Das soll wohl ein Scherz sein?“
„Kein Scherz.“ Ich packte noch ein Lächeln drauf. Etwas worauf sie sich in ihrer Panik konzentrieren konnte, denn ihre Hand zitterte bereits in meiner.
Na wer sagt’s denn. Im nächsten Moment folgte sie mir auf die Bühne, wenn auch etwas zögerlich.
Ich ließ sie für einen Moment alleine beim Mikrophon stehen und sagte dem DJ, welches Lied er auflegen sollte. Als ich mich wieder zu Liza umdrehte, machte diese gerade einen Fluchtversuch in Richtung der Stufen. Mit einem Arm um ihre Taille hielt ich sie auf und schleppte sie zurück zum Mikro.
„Dafür wirst du büßen“, fauchte sie, doch mir kam es vor, als wäre sie eher aufgeregt als wütend bei dem Gedanken, gleich zu singen. Andernfalls hätte ich sie bestimmt nicht hier herauf gezerrt.
Ich beugte mich vor zu ihrem Ohr und sagte: „Du kannst mich nachher dafür hassen. Jetzt singen wir.“
Als die Musik einsetzte, starrte mich Liza nur mit weiten Augen an. Daraus war wohl zu schließen, dass ich die ersten paar Zeilen von Country Roads alleine darbringen würde. Ich drückte sie fest an mich, stellte das Mikrophon auf meine Höhe ein und begann zu singen.
Liza … sang nicht.
Der Ausdruck in ihrem Gesicht rief: Ich werde dich später dafür töten! Und ich dachte, okay, wenn ich heute sowieso sterbe, dann sollten wir vorher zumindest noch ein wenig Spaß haben. Sie war dran mit singen. Ich hielt ihr das Mikro vor ihren süßen Mund.
Ihre Nägel gruben sich in meinen Bauch, da, wo sie sich an meinem Hemd fest gekrallt hatte. Und weil ich sie fest in meinem Arm hielt, konnte ich auch ihr Herz wild klopfen spüren.
„Sing“, formte ich mit meinen Lippen und versuchte sie mit einem eindringlichen Blick zu animieren.
Liza verzog das Gesicht und drückte die Augen zu. Doch sie machte ihren Mund auf und nur wenige Sekunden später wurde aus ihrem ängstlichen Krächzen eine wirklich hübsche Singstimme. Als sie mich darauf hin mit Verwunderung anblickte, so als ob sie gar nicht glauben konnte, wie gut sie sich gerade machte, entkam ihr sogar ein kleines Lächeln.
Wir sangen einen Teil gemeinsam und dabei entkrampften sich schließlich auch ihre Finger. Ihre Hand lag nun sanft auf meiner Brust und ich legte meine darüber, um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu geben.
Als die Menge dann auch noch anfing mit uns zu singen, strahlte Liza richtig. Nachdem ihr die Sache nun richtig Spaß zu machen schien, dachte ich, wir müssten nicht einfach nur stocksteif dastehen. Ich glitt hinter sie, nahm ihre Hände und hob sie hoch über ihren Kopf. Wir klatschten gemeinsam zur Musik während uns die Menge nachahmte. So dicht an Liza gepresst, kam ich voll auf meine Kosten. Ich genoss ihre Nähe und Wärme, wie sie mit leichten Tanzbewegungen an meinem Körper hin und her rutschte
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