Ryan Hunter - This Girl Is Mine
gebeten, so weit mit ihr zu gehen.“
Mir stellten sich soeben die kleinen Haare in meinem Nacken auf und ich stand wie angewurzelt da. „Halt deine verdammte Klappe, Mitchell!“
Doch der Hundesohn hörte einfach nicht und zeigte mit seinem Finger auf mich. „Keiner hat gesagt, du sollst sie flachlegen, als ich dich gebeten habe, sie abzulenken.“
Scheiße.
Ich biss die Zähne zusammen und wartete, dass Liza darauf reagierte. Es dauerte nur einen Moment. Langsam drehte sie ihren Kopf zu mir und zog die Augenbrauen tiefer. „Ablenken?“
Wie konnte ich es ihr nur erklären? „Es ist nicht so, wie es …“
„Ist es nicht?“ Obwohl sie bedenklich leise sprach, bebte ihre Stimme. Tränen sprangen ihr in die Augen.
Ich wollte ihr die Hände auf die Wangen legen, sodass sie mir in die Augen blicken musste und die Wahrheit darin erkannte. Dass sie für mich immer die Einzige gewesen war.
„Bullshit! Natürlich ist es das, wonach es aussieht“, spuckte Tony aus, noch bevor ich die Hände überhaupt heben konnte. „Er rief mich heute Nachmittag an und wollte wissen, warum du plötzlich nicht mehr zum Training kommen wolltest. Ich hatte ihn gebeten, dich auf andere Gedanken zu bringen. Weg von …“ Tony seufzte und sagte dann in einem sanfteren Tonfall: „Von uns beiden. Ich wusste, dass du mich nicht sehen wolltest. Aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dass du allein in deinem Zimmer hockst und weinst.“ Langsam glitt sein Blick zu mir und verfinsterte sich. „Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, war es wohl von Anfang an eine Scheißidee. Du hast was Besseres verdient, als ihn. Er will nur eins, dich ins Bett kriegen. Nicht wahr, Hunter?“
„Du hast ja keine Ahnung, was du da redest!“ Kannte er mich nach all den Jahren unserer Freundschaft denn wirklich so wenig?
Ich fletschte beinahe die Zähne, doch da fragte Liza ihn bereits: „Ich verdiene etwas Besseres ?“ Sie neigte ihren Kopf, fassungslos. „Wen, Tony? Dich vielleicht?“ Ihr Zynismus war unüberhörbar.
Tony ging auf sie zu. „Warum nicht? In den letzten paar Jahren war ich dir gut genug.“ Ihre Worte mussten ihn schwer getroffen haben.
Aber das war mir scheißegal. Wenn überhaupt, machte es mich nur noch wütender. Ich stieß ihn zurück gegen die Wand. „ Jetzt fängst du an, um sie zu kämpfen? Du gottverdammter Idiot!“
„Ich muss nicht um sie kämpfen. Nicht mit dir. Sie wollte dich nie haben.“
„Vielleicht will sie mich jetzt? Und das jagt dir eine Höllenangst ein, nicht wahr?“ Für mich war klar, dass er nur aus diesem einzigen Grund gekommen war. „Du konntest sie aufgeben, aber nicht mit ansehen, wie sie sich für jemand anderen entscheidet. Du bist so erbärmlich.“
Liza blickte ihn lange schweigend an. Dann fragte sie: „Was geht hier überhaupt vor? Ich dachte, du bist mit Cloey zusammen. Warum bist du dann mitten in der Nacht bei mir?“
Tony antwortete ihr nicht. Doch plötzlich ergab alles einen Sinn für mich. „Das ist nicht schwer zu erraten“, sagte ich und lachte gequält und ohne Humor. „Du hast mit Cloey geschlafen. Und sie hat dich fallenlassen, genauso wie ich es dir vorausgesagt hatte.“
Diesmal konnte auch Liza die Wahrheit nicht verleugnen. Sie musste es wie ich in seinen Augen sehen können. Sie taumelte zurück und landete auf ihrem Bett. Tony ging zu ihr und stieß dabei hart gegen meine Schulter, doch als er seine Hand nach Liz a ausstreckte, kroch diese auf dem Bett rückwärts, weg von ihm, und fauchte: „Fass mich nicht an!“
Tony setzte ein Knie auf das Bett. „Bitte, Liz …“
„Nein!“ Sie schlug ihn hart ins Gesicht. Dann sagte mit zusammengebissenen Zähnen: „Und jetzt verschwinde!“
Für mich wäre das genug gewesen, um einen Rückzieher zu machen. Und das tat Mitchell auch. Wütend und verletzt stapfte er an mir vorbei und kletterte aus dem Fenster.
Ich wartete, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Dann drehte ich mich langsam zu Liza um. Blut tropfte immer noch aus meiner Nase. Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund und begann: „Ich wollte wirklich nicht …“
„Hör auf!“ Liza hob beide Hände in einer abwehrenden Geste und ich wurde sofort still. „Ich weiß nicht, wer von euch beiden mich gerade mehr anwidert.“
Das meinte sie nicht ernst. All der gottverdammte Mist, den ihr Tony heute aufgetischt hatte – sie musste doch erkennen, dass dies nichts als Lügen waren. „Ich bin heute nicht zu dir gekommen, weil
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