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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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nur einen Geburtstagstisch und nur eine Torte mit nur zwölf Lichtern vorfanden.
    „Wir sind doch zwei!“ sagte Senta.
    „Gewiß“, sagte ich. „Aber das erste, was ihr mir erzähltet, als ich hier antrat, war, daß ihr in zwei verschiedenen Jahren geboren wäret. Heute ist also Sonjas Geburtstag, morgen deiner.“
    Senta strahlte auf. „Ach Beate, du willst doch nicht etwa sagen, daß wir zwei Geburtstage feiern?“
    „Doch, das ist sonnenklar! Es muß ja in dieser Welt gerecht zugehen.“
    „Beate, du bist ganz groß! Wir haben unseren Geburtstag immer zusammen gefeiert.“
    Abends kamen fünf Mädels und sechs Jungen, und vierzehn fröhliche Menschenkinder tanzten in das neue Jahr hinein. Um zwölf Uhr stießen wir mit Obstsekt an, und zehn Minuten nach zwölf gratulierten wir Senta zu ihrem Geburtstag.
    Der Doktor und ich waren die ganze Zeit mit dabei. Es war keine Rede davon, daß die Jugend für sich allein sein wollte und die Erwachsenen sich gefälligst nicht zu zeigen hätten. Ich tanzte mit dem Doktor, und mir widerfuhr die Ehre, von einem von Bernts
    Freunden aufgefordert zu werden. Und die Mädels waren offensichtlich stolz darauf, mit Sonjas und Sentas „Klasse“-Vater tanzen zu dürfen.
    Mit Bernt tanzte ich ebenfalls. Aber den letzten Tanz tanzte ich mit Dr. Rywig, und - ja - wie soll ich es ausdrücken - ich glaube, ich komme der Wahrheit am nächsten, wenn ich die alte und abgenutzte Wendung gebrauche: Ich wünschte mir, der Tanz nähme nie ein Ende!
    Dann war wieder Alltag. Arbeitsreich, aber fröhlich und glücklich. Eines Abends ging das Telefon.
    Ich nahm den Anruf entgegen und wollte gerade sagen: „Ja, einen Augenblick, der Doktor kommt sofort“; aber daraus wurde nichts. Denn eine fröhliche Jungmädchenstimme fragte nach Beate Hettring. „Hallo, Beate! Kannst du hören, wer hier ist?“
    „Nein - das kann ich nicht.“
    „Ach, du Schlauberger. Hier ist Hannemarie - hast du meine Stimme ganz vergessen?“
    Hannemarie! Meine alte Schul- und Kränzchenschwester aus Tjeldsund.
    „Aber nein - das ist ja drollig“, rief ich, „wie in aller Welt...“ „Oh, ganz einfach, deine Mutter hat mir deine Adresse gegeben, ich bin seit vier Tagen in Oslo und sterbe fast vor Alleinsein. Es wäre herrlich, wenn wir uns sehen könnten, Beate.“
    „Natürlich sehen wir uns, das ist klar. Aber wann?“
    „Kannst du morgen abend?“
    „Ja, sehr gut.“
    „Dann komm doch zu mir. Du kennst Oslo und findest dich zurecht. Wenn wir uns an irgendeiner Ecke verabreden, dann verlaufe ich mich todsicher.“
    „Was machst du eigentlich hier?“
    „Ich nähe Unterwäsche. Feinere Unterwäsche. Ich habe eine Anstellung im Salon ,Rosetta’. Du machst dir keinen Begriff! Wir liefern an die vornehmsten Damen der Stadt, ohne Nerzmantel oder Persianer hat es gar keinen Zweck, zu uns zu kommen. Unsere Preise sind aber auch gepfeffert. Ach du - ich kann jetzt nicht weiter mit dir klönen, da will jemand an den Apparat, ich bin hier in meiner Pension - also du kommst morgen abend?“
    „Abgemacht. Ganz sicher. Ich freue mich schon mächtig.“ Hannemarie gab mir noch ihre Adresse, und ich legte den Hörer auf. Ich lächelte vor mich hin. Was für ein Glück! Erstens war es
    natürlich nett, eine Freundin in der Stadt zu haben - aber dazu noch eine Spezialistin in feiner Unterwäsche! Die Zwillinge hatten gerade mit der Tanzstunde angefangen und wünschten sich jede brennend einen Petticoat. Ich war nicht geneigt, einfach hinzugehen und diese irrsinnig teuren Dinger zu kaufen, aus denen sie nach einem Jahr herausgewachsen waren - wenn aber Hannemarie mir helfen würde, dann könnte ich sie selber zusammenschneidern, und dann...
    Ich strahlte wohl über das ganze Gesicht, als ich mich wieder setzte. Die Kinder schauten mich fragend an, das Gesicht des Doktors war hinter der Zeitung verborgen. „Wie aufregend, Beate, war es die alte Liebe?“
    „Wer sonst? Eine von ihnen, du neugieriges Ding.“
    „War es Marl. ich meine, war es dieser Schicke von neulich?“ Die Zeitung raschelte und knisterte, als der Doktor sie von sich schleuderte.
    „Hör auf mit dem Gefrage, Senta! Man sollte meinen, du hättest nie gelernt, was sich gehört.“
    Er stand jählings auf und ging in sein Arbeitszimmer hinüber. Hannemarie hatte ein großes, anständiges Zimmer in einer ruhigen Pension. Hier stand ein großer Arbeitstisch - „den brauche ich, weißt du, ich pussele ja auch ein bißchen für mich selber“, sagte sie,

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