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Rywig 01 - Bleib bei uns Beate

Titel: Rywig 01 - Bleib bei uns Beate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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einmal. Dann räusperte er sich und putzte abermals die Brille.
    „Das ist - hm - das ist sehr gut, Bernt. Sehr gut. Und damit hast du bis jetzt dichtgehalten.“
    „Beate hat davon gewußt“, sagte Bernt. Es folgte eine kleine Pause, und sie war voll unausgesprochener Worte. Dann lachte Bernt seinen Vater an, strahlend und vertrauensvoll.
    „Nächstes Mal erzähle ich es dir, Papa!“
    Montag nachmittag mußte ich schnell einmal in die Stadt. Ich kam ziemlich spät nach Hause, eben noch rechtzeitig zum Abendbrot.
    „Es kam ein Telefongespräch für Sie, Beate“, sagte der Doktor, und seine Stimme wirkte komisch trocken und sachlich.
    „Nanu, für mich? Wer um Himmels willen - wer könnte mich denn anläuten?“
    „Es war eine Männerstimme“, sagte der Doktor. „Er hat seinen Namen nicht gesagt.“
    „Oh, das war sicher Marlon Brando!“ rief Sonja.
    „Unfug“, sagte ich. „Vielleicht war es irgendein Bekannter aus Tjeldsund - vielleicht jemand auf der Durchreise oder so.“
    „Schnaub dir die Nase, Sonja“, sagte der Doktor plötzlich schroff und böse. „Es ist ja nicht mitanzuhören, wie du immer hochziehst. Und klappere nicht mit der Gabel auf dem Teller herum, Senta. Ihr vergeßt, daß euer Vater müde und nervös ist.“
    Die Zwillinge schauten den Vater erschrocken an. Schweigend aßen wir weiter.

Eine Ohrfeige, ein Besuch und ein Krankenlager
    Unser Weihnachtsabend war einzig schön.
    Heimlichkeiten, Spannung, kleine listige Andeutungen, munteres Necken - der Duft von Kuchen und gutem Essen - und ein großer Christbaum im Wohnzimmer. O ja, gutes Essen und einen Weihnachtsbaum hätten sie jedes Jahr gehabt, erzählten die Kinder, aber - aber - „es ist irgendwie alles anders in diesem Jahr, es ist viel, viel schöner!“ wie Sonja sich ausdrückte.
    Der Doktor fuhr vormittags nur kurz in die Stadt und kam zum zweiten Frühstück nach Haus. Es war eine kleine, eilige Mahlzeit, die nur den ärgsten Hunger stillen sollte, ohne uns den Appetit für den Braten am Abend zu nehmen.
    Während wir bei Tisch saßen, klingelte es, und Maren kam mit einem großen Blumenstrauß herein.
    „Vielen Dank und eine Erkenntlichkeit für gelungenen Blinddarm“, mutmaßte Bernt.
    „Nein, es ist für Fräulein Hettring“, sagte Maren. Natürlich, Axels Schrift auf dem Briefumschlag. Verwünscht, konnte er sein Gemüse nicht lieber an die grüne Spinne schicken?
    Hier saß ich nun und fünf - nein sechs Augenpaare waren auf mich gerichtet. Marens Augen blickten nicht weniger aufmerksam.
    „Marlon Brando!“ sagte Senta.
    „Wenn du mit diesem Quatsch von Marlon Brando nicht aufhörst, Senta, dann hau ich dir eine runter“, sagte ich aufbrausend. Dann bat ich Maren, die Blumen mit in die Küche zu nehmen, und wir aßen weiter. Aber die gute Stimmung war gestört...
    Der Abend wurde trotzdem herrlich. Als ich das Geschenk vom Doktor auspackte, hatte ich ein Gefühl, als würde mir der Unterkiefer gleich auf meine Blusennadel hinunterfallen.
    „Herr Doktor, nein, das ist aber zu toll.“
    Denn als ich das Päckchen auswickelte, kam die entzückendste kleine Armbanduhr zum Vorschein, die ich je gesehen hatte.
    „Oh, Herr Doktor - vielen, vielen Dank - ich freue mich ganz furchtbar.“
    Ich ging zu ihm und reichte ihm die Hand. Ich hatte Hans Jörgen für die Schokolade umarmt und die Zwillinge für die feine Seife, ja, sogar Bernt hatte ich rasch an mich gedrückt, als ich einen sehr schönen, in Leder gebundenen Taschenkalender ausgepackt hatte -und nun stand ich da und konnte dem Doktor weder zeigen noch sagen, wie sehr ich mich freute.
    „Warum umarmst du Papa nicht auch?“ fragte Hans Jörgen.
    „Ich schließe mich der Frage meines Jüngsten an“, sagte der Doktor, und hinter seiner Brille funkelte es.
    Er streckte die Arme aus - und da schlang ich die meinen um seinen Hals, und vor den Augen der vier lachenden Kinder umarmten wir uns herzlich und innig.
    In den Sekunden, da ich seine Arme um mich spürte - in diesen Sekunden geschah etwas Merkwürdiges mit mir. Ich hatte ein seltsames Gefühl, das nur mit einem schlichten Satz auszudrücken war: Hier gehörte ich her.
    Es folgten fröhliche Weihnachtstage - die Kinder waren mehrfach eingeladen. Einmal machte die ganze Familie eine Autofahrt; wir aßen auswärts zu Mittag und hatten es furchtbar nett -und Silvester fand unsere kleine Gesellschaft statt. Am Morgen dieses Tages waren die Zwillinge außerordentlich verwundert, als sie herunterkamen und

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