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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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habe noch nie welche gegessen.“
    „Dann wird es aber Zeit! Wir sind alle ganz wild drauf. Und -weißt du was, jetzt sind die Pfirsiche einigermaßen erschwinglich. Ob wir nicht einfach als Schleckerei nach dem Abendessen frische Pfirsiche geben?“
    „Ich habe noch nie - ich meine - doch, das wäre wunderbar.“ Beate lachte. „Weshalb willst du nicht zugeben, daß du noch nie frische Pfirsiche gegessen hast, Katrin? Das ist doch keine Schande.“ „Nein, das ist es sicher nicht, aber - aber - es gibt so furchtbar viel, was ich nicht kenne - es ist so peinlich, immer sagen zu müssen, daß ich etwas nicht weiß und daß ich etwas nicht kenne und etwas nicht kann.“
    „Ach, du bist nicht gescheit! Ich für meine Person war vierundzwanzig Jahre alt, als ich das erstemal einen frischen Pfirsich zu kosten bekam. Zu Hause bei uns in Tjelsund gab es die nicht, und so wird es wohl bei euch auch gewesen sein. Außerdem ist erst in den letzten Jahren der Preis so gesunken, daß unsereins sie sich überhaupt leisten kann.“ Sie gingen in ein Obstgeschäft, und als sie wieder im Wagen saßen, meinte Beate: „Jetzt haben wir noch eine ganze Stunde, bis wir meinen Mann abholen können. Was hältst du von einem Eis, Katrin? Wenn ich an Sentas süßsaure Schweinspfoten denke, ist es vielleicht nicht so dumm, ein bißchen vorzulegen.“
    Katrin nickte strahlend.
    Als sie in einer Konditorei einander gegenübersaßen, jede mit einem üppigen Eisbecher vor sich, lächelte Beate. „Weißt du noch, wie wir das letztemal zusammen in einer Konditorei saßen, Katrin?“ Katrin richtete den Blick voll Hingabe auf Beate.
    „Ja“, sagte sie. „Damals merkte ich, daß Sie meiner Mutter ähnlich sind.“
    „Bist du immer noch der Meinung?“
    „Ja, ja, oft. Nicht immer, aber sehr oft.“
    „Wenn du nun immer noch der Meinung bist, Katrin - könntest du dir denken, daß du ein solches Vertrauen zu mir hättest, als wenn
    - als wenn ich deine Mutter wäre?“
    „Ich habe doch Vertrauen zu Ihnen“, sagte Katrin.
    „Das freut mich. Aber, weißt du was, wenn ich versuchen soll, dir ein bißchen eine Mutter zu sein, dann mußt du jetzt zu mir du sagen.“
    Eine frohe Röte stieg in Katrins Wangen.
    „Oh, tausend Dank. Aber wie soll ich Sie - dich denn nennen?“ „Wie du willst. Tante Beate oder nur Beate oder -.“
    „Darf ich denn Beatemutti sagen, so wie Senta?“ Jetzt mußte Beate etwas hinunterschlucken. Sie legte die Hand auf Katrins Hand. „Ja, mein Kind, nur zu gern.“
    Sie löffelten einen Augenblick schweigend ihr Eis. Dann lachte Beate.
    „Du hast noch gar keine Ahnung, worauf du dich da eingelassen hast, Katrin. Jetzt nutze ich sofort meine mütterliche Würde aus und sage dir, daß du lieber nicht deine Finger ablecken solltest, jedenfalls nicht, wenn andere Leute zusehen.“
    „Oh, habe ich meine Finger abgeleckt? Das kommt nur daher, weil -“
    Beate unterbrach sie. „Katrin, jetzt höre mal bitte zu. Es ist durchaus kein Verbrechen, sich die Finger abzulecken, das tun wir alle miteinander ab und zu ganz im geheimen; und vergessen wir uns mal und tun es vor aller Augen, dann müssen wir froh sein, wenn uns jemand darauf aufmerksam macht. Aber wenn du nun erklären willst, ,wovon das kommt’ - da muß ich widersprechen. Du brauchst nichts zu erklären, Katrin. Auch wenn du vergessen hast, die Balkontür aufzumachen oder Kernseife zu kaufen - es sind winzigkleine Dinge, kleine Vergeßlichkeiten, deren wir uns alle schuldig machen - du mußt nicht immer krampfhaft versuchen, es zu
    erklären oder zu sagen, wovon das kommt.“
    Katrin biß sich auf die Lippe. Wieder brannte die Röte auf ihren Wangen. Sie wollte etwas sagen, aber Beate ließ sie nicht zu Worte kommen.
    „Du mußt wissen, Katrin, wir finden es alle so nett, dich im Hause zu haben -“
    „Ist das wahr? Findet ihr das wirklich? Wo ich doch so dumm bin und so -.“
    „Du bist durchaus nicht dumm, wo hast du diesen Gedanken bloß her?“
    „Ich kann doch überhaupt nichts - und ich weiß nichts, und - -“ „Was man nicht kann, das muß man lernen, Katrin. Was man nicht weiß, kann man sich durch Studium aneignen. Das hat nichts mit Dummheit zu tun. Ich gebe dir durchaus recht, es gibt viele Dinge, die du lernen mußt, aber, liebes Kind, dann lerne sie doch! Du hast einen hellen Kopf, du hast eine rasche Auffassungsgabe, das Lernen dürfte dir sehr leicht fallen. Gerade weil du nicht dumm bist. Was du gelernt hast, das kannst du aus dem ff,

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