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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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an, dann sehen wir, ob es klappt.“
    Katrin hüpfte das Herz vor Freude im Leibe. Den Wagen allein fahren zu dürfen, ganz und gar allein den eleganten Wagen zu fahren, war etwas Herrlicheres vorstellbar? Und daß Dr. Rywig ein solches Vertrauen zu ihr hatte!
    In diesem Augenblick fand Katrin das Leben äußerst lebenswert. Jetzt hätten Klaus und Albert sie sehen müssen. Und Karen und Tina. Katrin lächelte glücklich, während sie an dem goldenen Septembertag heimwärts sauste.
    Daheim stand Senta in der Küche und studierte mit gerunzelten Brauen das Kochbuch. Beate kam mit dem Bohnerapparat aus dem Wohnzimmer.
    „Aber um Himmels Willen, Senta, was ist denn das?“ Sie zeigte auf einen absonderlichen Gegenstand, der an der Wand über dem Küchentisch angebracht war.
    „Ach das? Katrins Erfindung. Mächtig schlau. Sieh mal, wenn wir die letzten Tropfen aus einer Flasche herauspressen wollen, ganz zu schweigen von einem Honigglas oder einem Marmeladenglas, dann klemmen wir es nur einfach hier fest - sieh mal, diese Flasche zum Beispiel - , dann hängt sie mit der Öffnung nach unten, und wir stellen einen Becher oder eine Schüssel drunter. Dann tropft es langsam ganz von selber, wir brauchen uns nicht mit dem Teigkratzer oder einem Löffel anzustrengen. Es heißt, die Zeit zu Hilfe zu nehmen, sagt Katrin.“
    Beate mußte lachen. „Sie ist wahrhaftig erfinderisch. Das da ist schlechterdings genial.“
    „Ja, sie ist ganz unglaublich geschickt mit den Händen“, sagte Senta. „Gestern fand sie im Keller ein altes Kistenbrett, und daraus wollte sie für das Fenster in unserem Zimmer ein Vogelbrett machen.“
    „Ja, dergleichen liegt ihr“, lächelte Beate.
    Senta sann vor sich hin. „Aber du, Beatemutti, sonst -.“, sie stockte. „Was wolltest du sagen, mein Kind?“
    „Nein, ich - ich mag nicht hinter Katrins Rücken über sie reden.“ „Das verstehe ich. Aber wenn du irgend etwas auf dem Herzen hast, Senta, dann mußt du mit mir darüber sprechen. Wir wollen ja beide dasselbe. Wir wollen Katrin helfen, und das können wir nicht, ohne daß wir miteinander reden. Ich finde nicht, daß das etwas mit Klatsch zu tun hat. Und du hast etwas auf dem Herzen, nicht wahr?“ „Ach ja, weißt du, manchmal weiß ich mir keinen Rat. In einer Weise mag ich Katrin gern, siehst du. Sie hat etwas so Anständiges, man merkt, sie hat immer mit Jungen verkehrt, sie hat so richtige Ehrbegriffe, wie die Jungen unter sich. Wahnsinnig gerecht und so. Wenn wir uns mit der Küche abwechseln müssen oder irgend etwas anderes Langweiliges machen müssen, dann ist kein Gedanke daran, daß sie etwa kneift.“
    „Ja, und das allein ist wirklich nicht wenig“, lächelte Beate.
    „Aber alles andere, Beatemutti! Wenn sie kocht und mit dem Holzlöffel abschmeckt und ihn dann wieder in den Topf zurücksteckt und ich ihr dann erkläre, daß sie das nicht tun dürfe, sagt sie, ,es kommt daher, weil ich zu Hause nur für meine Brüder gekocht habe’
    - aber denkst du, sie könnte sich nur ein einziges Mal dazu bequemen, zu sagen - , da hast du im Grunde recht’?“
    „Das ist nicht das Schlimmste“, lachte Beate. „Gestern fragte ich sie, ob sie Kernseife geholt hätte, und da antwortete sie, nein, es kommt daher, weil wir so viel grüne Seife haben, und da dachte ich, wir wollten die zuerst verbrauchen.“
    „Was ist das nun für’n Blödsinn“, sagte Senta.
    „Ja, gewiß ist es Blödsinn. Und das macht es gerade so schwierig, siehst du. Anstatt zuzugeben, daß sie etwas vergessen hat, erfindet sie eiligst irgendeine Erklärung, die bisweilen der reinste Blödsinn ist. Ein anderer Mensch würde einfach sagen ,Ach verflixt, das habe ich vergessen’ oder ,Uff, da war ich aber dumm’, aber Katrin hat eine geradezu panische Angst, zuzugeben, daß sie etwas vergessen oder sich geirrt oder etwas verkehrt gemacht hat.“
    „Weißt du, was ich glaube? Ich glaube, sie steckt ganz einfach bis über beide Ohren voller Minderwertigkeitsgefühle, und wenn sie ihre Fehler zugibt, versinkt sie völlig in ihnen - ich meine, in den Minderwertigkeitsgefühlen. “
    „Du bist ja die geborene Psychologin, Senta“, lächelte Beate. „Nicht wahr? Aber kannst du mir nicht sagen, was wir tun sollen? Wenn Katrin das nächste Mal einen Satz ,Es kommt davon, weil - ’ anfängt, schreie ich.“
    „Laß das lieber. Höre mal zu, Senta, ich muß heute in die Stadt, da nehme ich Katrin mit und will mal sehen, ob ich mich nicht ein bißchen in

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