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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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das beweist, wie leicht du lernst. Hans Jörgen hielt mir gestern einen Vortrag über irgend etwas, was er Diff... Diff... uff, was war es doch gleich?“ „Das Differential“, sagte Katrin mit einem kleinen Lächeln.
    „Ja, so hieß es. Das hast du einem zehnjährigen Jungen einszweidrei begreiflich machen können. Dann bist du nicht dumm, Katrin.“
    „Ja, aber all das andere - -“
    „Sag mir mal, wer hat neulich im Handumdrehen den Fehler am Staubsauger gefunden? Wer hat am Samstag eine erstklassige Sülze gemacht, ohne es je vorher ausprobiert zu haben?“
    „Du hattest es mir aber erklärt.“
    „Ja, siehst du, dir wird etwas erklärt, und dann machst du es richtig. Das beweist ja gerade, wie schnell du lernst, Mädchen. Und danke du deinem Schöpfer dafür. Aber, Katrin, ich sage dir, wie nett wir alle es finden, dich im Hause zu haben. Wir möchten nun so gern etwas für dich tun, verstehst du. Möchten dir so gern helfen. Aber ich weiß nur zu genau, du findest es gräßlich, daß es Dinge gibt, die wir kennen und können und die du nicht kannst. Willst du uns erlauben, daß wir dir helfen? Könntest du uns nicht kurzerhand fragen, wenn du irgend etwas nicht weißt? Gib ruhig zu, daß du Fehler machst. Wir machen allesamt Fehler. Wenn Senta etwas falsch gemacht oder vergessen hat und ich sage es ihr, dann antwortet sie: ,Uff, ja, ich bin wirklich ein Esel’ oder dergleichen; damit ist die Sache aus der Welt. Du aber - du hast eine Hundeangst davor, sozusagen, ,das Gesicht zu verlieren’, und erzählst lieber, wie heute morgen, ein Märchen, du hättest geglaubt, es gebe Regen, statt einfach zuzugeben: ,Zu dumm, ich habe vergessen, die Balkontür offen zu lassen’. Verstehst du, was ich meine, Katrin?“
    „Ja“, flüsterte Katrin. Sie hielt den Kopf gesenkt und blickte nicht auf.
    „Faß es nicht als Kränkung auf, wenn wir gezwungen sind, dich zurechtzuweisen oder dich an etwas zu erinnern. Es ist keine Kränkung, Katrin. Du bist ein reizendes und grundanständiges Mädchen, so daß es sich lohnt, dir die -“, Beate lachte leicht auf, und nun war es an ihr zu erröten, „ - nun ja, die kleinen Unarten auszutreiben, die du hast. Siehst du, Katrin, ich möchte so gern, daß du ein glücklicher Mensch wirst und daß alle dich mögen.“
    „Habe ich denn so viele Unarten an mir?“
    „Keineswegs. Es sind nur Belanglosigkeiten. Liebes Kind, du hast ja nie jemanden gehabt, der dir all die vielen kleinen Dinge beibringen konnte, die man sonst von seinen Eltern lernt, ohne daß man es merkt. Aber diese kleinen Dinge - nun ja, die können die Mitmenschen reizen, und weshalb soll man sie sich dann nicht abgewöhnen?“
    „Wenn man die Suppe schlürft“, sagte Katrin leise.
    „Ja, zum Beispiel das.“
    „Bitte, sag mal: tue ich es denn immer noch?“
    „Nein, gar nicht.“
    „Was mache ich denn sonst noch falsch?“
    „Aber mein Liebes, ich will doch nicht dasitzen und deine größeren und kleineren Fehler aufzählen. Wir warten ab und sehen zu. Solltest du dich mal vergessen und etwas Unpassendes tun, dann werde ich es dir schon unter vier Augen sagen. Darf ich das?“
    „Ja“, sagte Katrin. Sie sagte es ganz leise. Beate schaute auf das unglückliche, glühendrote Gesichtchen. „Katrin“, sagte sie. „Weißt du, daß ich in der letzten halben Stunde einen gewaltigen Respekt von dir bekommen habe?“
    „Wie bitte? Respekt?“
    „Genau das. Es gibt nichts Peinlicheres, als auf seine eigenen Unarten hingewiesen zu werden. Und du nimmst es großartig auf, Katrin.“
    „Das ist - ist wohl nur, weil du es gesagt hast. Wäre es irgend
    jemand beliebiges gewesen, dann wäre ich wütend geworden.“
    „Ach, du kleines, wunderliches Ding! Nun paß einmal auf, es gibt ein Sprichwort, das heißt: ,Eine Hand wäscht die andere’. Wenn nun Senta oder ich etwas falsch machen, dann mach du uns bitte darauf aufmerksam. Wir werden dir dankbar sein.“
    Da sah Katrin sie an und lächelte. „Ach, das ist herrlich. Darf ich mir dann gleich erlauben, dir zu sagen, daß du die schauerliche Angewohnheit hast, den Fahrer zu stören?“
    „Wirklich?“
    „Ja, wirklich. Du sitzt neben einem und sagst ,Paß auf, da kommt ein Radler’ oder ,Da kommt rechts ein Wagen’, ,Paß auf, hier ist ein Übergang’, ,Da ist ein Halteschild’ - ganz so, als hätte man keine Augen im Kopf.“
    „Uff, Katrin, bin ich wirklich so? Ich danke dir aber, daß du mir das sagst. Ich werde versuchen, mich zu bessern. So, nun

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