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Rywig 02 - Hab Mut, Katrin

Titel: Rywig 02 - Hab Mut, Katrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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kann mir das von Nutzen sein.“
    „Wir haben keine Aale im Haus“, lachte Katrin. „Willst du aber lernen, wie man Taschenkrebse totmacht, dann stehe ich zu Diensten.“
    „Du willst doch nicht etwa behaupten, daß du Taschenkrebse töten kannst? Ich dachte immer, die armen Viecher werden bei lebendigem Leib gesotten.“
    „Bei uns nicht. Und wir essen heute abend Krebssalat.“
    „Ich habe den Eindruck, daß Katrin hier im Haus eine höchlichst geschätzte Mörderin und Schrankknackerin ist“, lachte Bernt. „In jedem Brief, den ich von zu Hause bekomme, wird mir berichtet, daß Katrin entweder was getötet oder einen Schrank erbrochen oder einen Einbruch im Haus verübt hat.“
    „Ja, die ist gefährlich, nimm dich in acht.“
    „So, meine Damen und Herren“, sagte Beate. „Jetzt müssen wir was tun. Sonja und Senta, ihr geht hinauf und räumt die Schlafzimmer auf. Du, Hans Jörgen, läufst zum Kaufmann, ich gebe dir einen Merkzettel mit. Gerhard, könntest du, wenn du fährst, deinen Jüngsten mitnehmen, ausnahmsweise mal, und ihn im Kindergarten absetzen? Katrin, du machst vielleicht die Krebse gleich fertig, sie müssen lange kochen und Zeit haben, kalt zu werden. Und Bernt - -“
    „Ich guck mir mal das Krebsmorden an. Und du selber, schwebst du bloß so oben drüber?“
    „Junger Mann, ich bin heute um fünf Uhr aufgestanden, ebenso wie dein armer, geplagter Vater, wir sind um sechs Uhr losgefahren, um dich pünktlich vom Zug abzuholen. Ich hatte den heimtückischen Plan gefaßt, wenn ich euch alle losgeworden wäre, bei einer Tasse Kaffee ein bißchen zu verschnaufen, und dann mache ich die Zimmer gründlich, wenn du es durchaus wissen willst.“
    Kurz darauf war die Familie zu ihren verschiedenen Pflichten ausgeschwärmt. Bernt trabte hinter Katrin her in die Küche. In einem Kasten mit Tang krabbelten vier große Taschenkrebse, die sie früh beim Fischmann erstanden hatte. „Kneifen die nicht?“ fragte Bernt.
    „Die Scheren sind den armen Tieren ja zusammengebunden. Aber ich will dir gern zeigen, wie du dich dagegen schützen kannst, daß sie dich kneifen, selbst wenn sie nicht zusammengebunden sind.“
    Sie zerschnitt an dem einen den Bindfaden, faßte den Krebs mit sicherem Griff um den Rückenschild und legte ihn auf dem Küchentisch auf den Rücken.
    „Und nun mußt du ein kräftiges Messer haben, am liebsten ein Dolchmesser - du führst die Spitze unter dem Schwanz ein und hebst diesen hoch - hier siehst du eine Falte in Längsrichtung zum Magen
    - siehst du sie? Mitten in dieser Falte ist eine weiche Stelle, und da stößt du das Messer hinein - so.“
    Die Scheren und Beine des Taschenkrebses fielen an beiden Seiten hinunter, in einer Sekunde hörte das Fuchteln auf, der Krebs war mausetot.
    „Das ist ja nicht zu sagen“, meinte Bernt bewundernd. „Aber nun erkläre mir doch mal, wieso müssen alle Leute diese unschuldigen Tiere so quälen und sie am lebendigen Leibe kochen?“
    „Das ist ein Vorurteil“, sagte Katrin. „Man tut es angeblich, um sicher zu sein, daß die Krebse frisch sind, aber sie sind natürlich genauso frisch, wenn man sie so tötet und unmittelbar darauf in den Kochtopf steckt. Ja, jetzt der nächste.“
    Nummer drei und vier tötete Bernt, und Katrin nickte anerkennend.
    „Was machst du jetzt?“ fragte Bernt, als die Krebse im Kochtopf lagen.
    „Ich muß jetzt das Geschirr vom Frühstück spülen.“
    „Dann trockne ich für dich ab.“
    Katrin durchflutete eine warme Freude - sie konnte sich diese selber nicht erklären. Und sie spülte so vorbildlich wie nie zuvor, mit einer blitzsauberen Bürste und siedendem Spülwasser.
    „Du scheinst dich hier wohlzufühlen“, lachte Bernt.
    „Da kannst du Gift drauf nehmen. Ich wußte nicht, daß man es im Leben so gut haben kann.“
    „Genauso empfanden wir es auch vor fünf Jahren, damals als Beate zu uns kam. Sie war es, die uns die Freude und die gute Stimmung brachte.“
    Katrin sah ihn verstohlen von der Seite an. Er hatte in diesem Augenblick gerade einen so schönen Gesichtsausdruck.
    „Hast du Beatemutti auch so furchtbar gern?“ fragte sie.
    „Darauf kannst du dich verlassen. Und du wohl auch, vermute ich“.
    „Ich bin ihr so gut, wie - wie ich noch nie einem Menschen gut gewesen bin, seit meine Mutter tot ist.“
    Bernt nickte. „Das kann ich verstehen. Aber ganz was anderes. Beate schrieb mir, du wolltest auf die Technische Schule gehen?“
    „Ja, die Absicht hatte ich, aber -

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